"Euphoria": Die dunklen Abgründe der Generation Z
Schon die ersten Minuten der zweiten Staffel von „Euphoria“ (bei Sky zu sehen) lassen keinen Zweifel daran, dass die Serie sich treu geblieben ist: Eine Frau spaziert mit einer Waffe in der Hand ins Hinterzimmer eines Stripclubs und schießt einem Mann, der gerade einen Blowjob bekommt, einmal in jedes Bein. Dann kehrt sie zu ihrem Sportwagen zurück und erklärt dem Buben auf dem Beifahrersitz, dass er jetzt bei ihr, seiner Oma, wohnen wird. Wenig später zeigt sie ihm in der Küche, wie man Drogen abpackt.
Als die erste Staffel von „Euphoria“ 2019 erschien, sorgte sie für Aufregung: Die Serie, erdacht und inszeniert von Sam Levinson („Assassination Nation“, „Malcolm & Marie“), erzählt vom Leben, Lieben und Sinnsuchen der Generation Z – und reizt mit der expliziten Darstellung von Sex, Drogensucht, Gewalt, Missbrauch, Mobbing, selbstverletzendem Verhalten und vielem mehr sämtliche Grenzen aus.
Es ist zwar eine Serie über, jedoch nicht unbedingt für Jugendliche, warnte Hauptdarstellerin Zendaya Fans via Social Media.
Mit der Rolle der drogensüchtigen 17-jährigen Rue Bennett konnte der ehemalige Disney-Star sich von einer neuen Seite präsentieren und erhielt dafür als jüngste Schauspielerin in einer Hauptkategorie einen Emmy. Auch in den neuen Folgen von „Euphoria“ brilliert Zendaya wieder, vor allem in der Mitte der Staffel, als sie in einer Episode einen Wutanfall, Entzugserscheinungen und eine fast komische Verfolgungsjagd mit der Polizei durchlebt.
Die Serie widmet sich nun auch verstärkt Charakteren, die bisher eher zu kurz kamen. Man lernt mehr über die Herkunft des gutmütigen Drogendealers Fezco (Angus Cloud – er ist der Bub im Auto) und von Rues unauffälliger Kindergartenfreundin Lexie (Maude Apatow). Nate (Jacob Elordi) führt nun nicht nur zu Maddy (Alexa Demie), sondern auch zu Cassie (Sydney Sweeney) eine ungesunde Beziehung. Die Lovestory zwischen Rue und Jules (Hunter Schafer) gerät bei all dem ein wenig aus dem Fokus. Dafür taucht mit Elliot (Dominic Fike) ein neuer Charakter auf, der Rue nicht unbedingt gut tut.
„Euphoria“ verliert sich immer wieder in stylishen, teils selbstverliebten Montagen und Traumsequenzen. Und wenn man in der ersten Staffel bereits alles gezeigt hat, was viele niemals sehen wollten, womit will man das toppen? Die neuen Folgen wirken schwer. Den hervorragenden Cast kann zum Glück nichts aus der Fassung bringen.
Kommentare