Als die Mutter eines Tages verschwindet, ruft das die beiden großen Brüder auf den Plan: den wortkargen Sherlock (gespielt von "Superman" und "Witcher" Henry Cavill) und den griesgrämigen Mycroft (Sam Claflin, "Die Tribute von Panem"). Die zwei Männer haben sich offenkundig nie sonderlich für ihre kleine Schwester interessiert, sind jetzt aber umso engagierter, wenn es darum geht, Enola ins Mädchenpensionat von Miss Harrison (Fiona Shaw, "Harry Potter", "Killing Eve") zu stecken. Schließlich muss jemand der jungen Dame endlich Manieren beibringen und sie heiratsfähig machen, befinden beide.
Auf solche Geschlechterrollen hat Enola aber keine Lust. Sie haut ab und macht sich auf die Suche nach ihrer Mutter. Doch ihr Vorhaben wird jäh unterbrochen, als Enola auf einen jungen Mann trifft.
An diesem Punkt beginnt zwar ein interessanter Fall für Neo-Detektivin Enola, gleichzeitig zweigt die Geschichte in eine überflüssige Teenie-Romanze ab. Enola wäre – passend zum Namen – alleine auch spannend genug. Denn Millie Bobby Brown spielt die junge Detektivin mitreißend und überzeugend. Dafür bleiben ihre Brüder umso unbeeindruckender: Sherlock wirkt dermaßen gutmütig, dass man sich mitunter fragt, wie er jemals einen Fall lösen will, Mycroft zu boshaft und unterkühlt. Aber die beiden haben ohnehin nicht viel Screentime.
Regie führte Harry Bradbeer, der dies auch schon bei Serien wie „Killing Eve“ und „Fleabag“ tat. Wie deren Titelheldin durchbricht auch Enola immer wieder die vierte Wand und fragt die Zuseher um Rat. Ganz so gewitzt wie Fleabag ist Enola dabei aber nicht. Ihrem Kampf gegen das Patriarchat fehlt es zudem ein wenig an Tiefgang und Mehrwert.
Unterhaltsam und kurzweilig ist „Enola Holmes“ aber trotzdem und besticht vor allem mit der hochwertigen Produktion, die stellenweise an "Harry Potter" erinnert. Man darf auf das nächste Abenteuer gespannt sein, sollte es eines geben.
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