Aglaia Szyszkowitz: „In die Therapie müssen sowieso alle“

Aglaia Szyszkowitz: „In die Therapie müssen sowieso alle“
Die Schauspielerin m Gespräch über die neue Grazer Stadtkomödie „Man kann nicht alles haben“ (heute, 20.15 Uhr, ORF1), Beziehungen und ihre Schwestern-WG.

Mit den Schwiegerkindern und -Eltern ist es bekanntlich nicht immer einfach. Bei der Familie Fiedler kommen aber erschwerende Umstände dazu: Tochter Anna (Marie-Lusie Stockinger) taucht nicht nur mit einem wesentlich älteren Mann zu Hause auf. Sie hat sich ausgerechnet den abgehalfterten Musiker Richie Moosleitner (Fritz Karl) angelacht – den Ex ihrer Mutter, der gefürchteten Scheidungsanwältin Brigitte Fiedler (Aglaia Szyszkowitz). Die setzt alles daran, die Beziehung des frisch verliebten Paares zu sabotieren – und stiftet schließlich Richies Sohn Michael (Aaron Friesz) an, dazwischenzufunken.

„Man kann nicht alles haben“ (heute, Mittwoch, 20.15 Uhr, ORF1) ist der Auftakt der neuen Stadtkomödien und Landkrimis (die Termine finden Sie in der Infobox unten). Für Szyszkowitz war es ein Heimspiel: Die Schauspielerin („Zimmer mit Stall“, „Die Wunderübung“) ist gebürtige Grazerin, mit Michael Kreihsl war zudem ihr „Leib-und-Magen-Regisseur“ am Werk, wie sie im KURIER-Gespräch sagt.

„Wir kennen uns seit mehr als 20 Jahren und ich finde, dass er wirklich etwas von Schauspielführung versteht. Es gibt viele, die dich ,einfach machen lassen‘ – gerade, wenn du erfahrener bist. Aber der Michael hinterfragt jeden Wimpernschlag, jede Pause. Er holt dich dann gern auch mal vor die Ausspiegelung und sagt: Schau mal, Aglaia, da machst du ein bisserl zu viel“, erzählt die 53-Jährige. Auch die Arbeit ihrer Kolleginnen und Kollegen an dem Film gefalle ihr.

Aglaia Szyszkowitz: „In die Therapie müssen sowieso alle“

Nicht zu sehr aufregen

Würde eine Geschichte wie in der Grazer Stadtkomödie aber im echten Leben nicht in einem Familienzerwürfnis und einigen Therapiestunden enden? „In die Therapie müssen sowieso alle“, lacht Szyszkowitz – selbst Tochter einer Psychotherapeutin. „Natürlich ist es ein bisschen ein Konstrukt, aber ich finde die Vorstellung auch wahnsinnig lustig. Und es ist ja immer noch so, dass die alten Männer junge Frauen haben. Ich muss aufpassen, mich darüber nicht zu sehr aufzuregen“, so die Schauspielerin – vor allem, wenn Männer im hohen Alter Väter werden, ohne an die Konsequenzen zu denken.

Beziehungen mit großem Altersunterschied würden für eine Zeit funktionieren, aber selten halten: „Wenn man überlegt, wo das Leben hinführt, merkt man: Du hast nun mal Verantwortung nach unten für die Kinder und nach oben für die Eltern. Da ist es schon sinnvoll, sich mit jemandem zusammenzutun, der einen ähnlichen Erfahrungsschatz hat und an einem ähnlichen Punkt im Leben steht“, so Szyszkowitz.

Aglaia Szyszkowitz: „In die Therapie müssen sowieso alle“

Fritz Karl und Marie-Luise Stockinger

Noch nicht verdorben

Ginge es nach der Schauspielerin, sollten in ihrer Heimatstadt mehr Filme entstehen. „In der Steiermark wird ja immer wieder gedreht, aber ich glaube, den Filmemachern fehlt immer noch ein bisschen das Bewusstsein dafür, wie großartig Graz ist“, sagt Szyszkowitz. Die Stadt biete „wirklich alles, was ein Film braucht und es ist noch nicht – nennen wir es mal – verdorben. Ich habe gerade in Köln und München gedreht. Die Leute dort können oft keine Filmteams mit ihren Riesentrailern und Lkw mehr sehen, weil sie so genervt sind. In Köln gibt es ja gefühlt nur drei Straßen, die nicht zerbombt waren und da wird dann eben ständig gedreht.“ In Graz könne man es sich noch aussuchen.

Aktuell zieht es Szyszkowitz, die in der Nähe von München lebt, wieder vermehrt nach Österreich: Gerade bereitet sie sich auf zwei österreichische Kinofilme vor, zudem schreibt sie an einem Buch für einen heimischen Verlag. Noch wolle sie viel Zeit mit ihrem jüngeren von zwei Söhnen verbringen, der vor dem Schulabschluss steht. Ihre Zukunft sieht sie aber in der Heimat, in Wien hat sie mit ihren Schwestern eine Wohnung gemietet – „eine Art Schwestern-WG“: „Wir vier sind uns sehr nah. Wenn man die Geschwisterbeziehung pflegt, dann bleibt die ein ganzes Leben und das ist sehr wertvoll, schön und in unserem Fall: Sehr lustig!“

Und vielleicht verschlägt es die Schauspielerin ja auch beruflich wieder in die Murmetropole: „Ich finde ja, dass unsere Stadtkomödie dringend fortgesetzt gehört.“

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