50 Jahre "Tatort": Die "unverwüstliche" Krimi-Reihe

Adele Neuhauser ermittelt als Bibi Fellner im neuen Austro-"Tatort" "Unten", am 20. Dezember in ORF2
Der "Tatort" ist ein halbes Jahrhundert alt. Die Krimi-Reihe erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit.

Die blauen Augen von Schauspieler Horst Lettenmayer blicken durch das Fadenkreuz in die Kamera, ein Mann läuft über eine nasse Straße, dazu die Titelmelodie von Klaus Doldinger – dieser allseits bekannte Vorspann flimmerte vor genau 50 Jahren zum ersten Mal über die Röhrenbildschirme.

Am 29. November 1970 war der allererste „Tatort“ im TV zu sehen. Der Premierenfall trug den Titel „Taxi nach Leipzig“, Walter Richter war dabei als Hamburger Kommissar Paul Trimmel im Einsatz. Heute, ein halbes Jahrhundert und mehr als 1.100 Fälle später, gibt es die Krimi-Reihe immer noch. Was mit einer speziellen Doppelfolge gefeiert wird (29. November/6. Dezember, 20.15 Uhr, ORF2).

Von Schimanski bis Tschiller

Über die Jahre haben die unterschiedlichsten Kommissare ermittelt, von Götz George als draufgängerischer Horst Schimanski über Ulrike Folkerts als resolute Lena Odenthal (die übrigens mit 31 Dienstjahren die am längsten dienende Ermittlerfigur ist) bis zum explosionsfreudigen Nick Tschiller von Til Schweiger und den pointen- wie erfolgreichen Münsteranern Thiel und Boerne (gespielt von Axel Prahl und Jan Josef Liefers).

In Wien wurde in den 70ern Fritz Eckhardts Oberinspektor Marek Teil der „Tatort“-Marke. Ihm folgten u. a. Bruno Dallansky, Michael Janisch und Wolfgang Hübsch, ehe 1999 Harald Krassnitzer übernahm. Seit 2011 bekommt er Unterstützung von Adele Neuhauser.

50 Jahre "Tatort": Die "unverwüstliche" Krimi-Reihe

Horst Schimanski (Götz George) ermittelte von 1981 bis 1997 für den "Tatort"

Experimente wagen

Nach wie vor ist Sonntag, 20.15 Uhr, für viele ein Fixpunkt im TV-Programm. Auch wenn man sich mittlerweile dank Mediatheken nicht mehr streng an diese Uhrzeit halten muss. Dass sich der „Tatort“ trotz Netflix & Co noch immer großer Beliebtheit erfreut, sei u. a. der Abwechslung des Formats zu verdanken, wie der deutsche Germanist Stefan Scherer der dpa erklärte. „Man muss schon Experimente wagen, aber nicht zu viele.“ Jüngere Seher hätten etwa mit den Fällen aus Weimar ihre Freude, es gebe jedoch auch klassischer erzählte Episoden. „Aber ich glaube, das Format ist unverwüstlich.“

Kulturanthropologin Regina Bendix sieht das gemeinsame Diskutieren über den "Tatort" als "vergemeinschaftend". „Es bilden sich Vorlieben heraus für ein Ermittlerduo, Antipathien für ein anderes, Neugierde, wie ein neuer 'Tatort'-Ort sich entwickeln wird, und Genuss, gemeinsam mit einem altvertrauten 'Tatort'-Team zu altern.“

50 Jahre "Tatort": Die "unverwüstliche" Krimi-Reihe

Neuzugang: Jasna Fritzi Bauer, Dar Salim und Luise Wolfram werden ab 2021 auf Verbrecherjagd gehen

Nachschub gesichert

Für Nachschub ist jedenfalls gesorgt: 2021 treten Jasna Fritzi Bauer, Dar Salim und Luise Wolfram in Bremen den "Tatort"-Dienst an (aktuell kann man sie in der Kurz-Serie „How To Tatort“ in der ARD-Mediathek sehen). Stefanie Reinsperger übernimmt in Dortmund, Corinna Harfouch 2022 in Berlin.

Horst Lettenmayers blaue Augen und das Fadenkreuz bleiben uns also wohl noch eine Weile erhalten.

Im neuen "Tatort"-Fall "In der Familie" ermitteln die Teams aus Dortmund und München gemeinsam. Teil 1 ist am 29. Dezember (20.15 Uhr, ORF2) zu sehen, Regie führte Dominik Graf. Teil 2 wird am 6. Dezember zu sehen sein, Regie führte Pia Strietmann.

Den allerersten "Tatort" sowie alte Schimanski-Fälle gibt es übrigens in der ARD-Mediathek zum Nachschauen.

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