Um ihrem Freund aus dem Gefängnis zu helfen, geht Shiri einen Deal mit der Polizei ein. Die Beamten wollen sich ihr jugendliches Erscheinungsbild zum Vorteil machen und schicken sie als Teenager getarnt in eine Schule, um mehr über den dort grassierenden Drogenhandel zu erfahren. „Dieses Format ist ein Spiegel meiner Geschichte“, erzählt Bauer im Telefongespräch mit dem KURIER.
„Natürlich nicht der Part mit der Polizei, aber eine gewisse Ähnlichkeit lässt sich nicht verleugnen. Es geht um eine Person, die immer unterschätzt wird, kämpfen muss – einfach weil sie jünger aussieht, als sie ist. Sie ist sozusagen wie ein verwundetes Tier, das sich durchs Leben kämpft. Das ist natürlich alles sehr überspitzt dargestellt, aber ich konnte mich mit vielen Sachen identifizieren.“
Ganz so impulsiv wie Quergeist Shiri sei sie aber doch nicht: „Ich finde das lustig und habe sicherlich auch solche Seiten in mir, aber ich würde die niemals so ausleben.“ Eine zweite Staffel von „Rampensau“ ist bereits bestellt und Bauers Darstellung überzeugte auch die ROMY-Jury, die sie in der Kategorie „Beliebteste Schauspielerin in einer Serie/TV-Reihe“ nominierte.
Bauer ist Schweizerin mit chilenischen Wurzeln, geboren im deutschen Wiesbaden. Aus der Schule meldete sie sich kurz nach ihrem 18. Geburtstag selbst ab und konzentrierte sich fortan aufs Theater: Nach einem ersten Engagement in ihrer Heimatstadt und einer Schauspielausbildung an der Ernst-Busch-Schule Berlin ging es für Bauer ans Wiener Burgtheater, wo sie drei Jahre Ensemble-Mitglied war.
„Ich finde es total toll, dass das Wiener Publikum so eine große Liebe zu seinen Schauspielern hat, das gibt’s hier in Berlin in der Form weniger“, meint Bauer. „Aber dass dann alles immer beklatscht wird, egal, was man leistet, das hat mich ein wenig verstört. Ich habe mich oft gefragt: Warum geht nicht mal jemand oder schreit ‚Das gefällt mir nicht‘? Wobei es das ja in letzter Zeit auch öfter gab.“
Von ihrer Zeit in Wien habe sie vor allem die Zusammenarbeit mit Frank Castorf mitgenommen. „Und Mavie Hörbiger, die wirklich eine meiner engsten, besten Freundinnen geworden ist. Ich bewundere sie sehr für ihre Arbeit und ihre Haltung zu unserem Beruf.“
Raus aus der Schublade
Parallel zu ihrer Theaterkarriere war Bauer immer wieder in Filmen zu sehen, etwa „Ein Tick anders“, „Axolotl Overkill“, „Abgeschnitten“ und auch im TV-Mehrteiler „Das Sacher“. Seit 2018 spielt Bauer in der ProSieben-Serie „jerks“ mit Christian Ulmen und Fahri Yardim mit und ab 2021 soll sie als neue „Tatort“-Kommissarin in Bremen ermitteln. Ob damit die Jugend-Schublade überwunden ist? „Ich hoffe natürlich, dass ich in Zukunft mehr Rollen spielen darf, die meinem Alter entsprechen. Aber ich glaube, es ist ganz normal, dass es eine Zeit lang dauert, aus einer Schublade zu entkommen. “
Die Wahl-Berlinerin bringt sich auch gerne bei Drehbüchern ein: „Bei ‚Rampensau‘ habe ich viel umgeschrieben. Da geht es aber nicht um den szenischen Inhalt, sondern darum, die Worte zu meinen zu machen und Dinge zu streichen, die man bildlich darstellen kann“, erzählt Bauer und fügt lachend hinzu: „Das hört sich jetzt sehr künstlerisch an, so bin ich gar nicht.“
Adaptionen seien auch mit den Schöpfern der Serienvorlage zu „Rampensau“ abgesprochen – das Original stammt eigentlich aus Israel. „Die Hauptdarstellerin, Bat-Hen Sabag, die auch die Autorin der Serie ist, und der Regisseur waren vor dem Drehstart in Berlin und haben uns sozusagen ihr Baby übergeben. Sie haben gesagt: ‚Jetzt ist es eures, ihr könnt damit machen, was ihr wollt!‘“, so Bauer. „Ich glaube, sie sind sehr zufrieden – und sie haben sich auch sehr über die ROMY-Nominierung gefreut.“
Info: „Rampensau“ kann man via TVnow streamen. Ebenfalls zu sehen ist Jasna Fritzi Bauer in „Dogs of Berlin“ (Netflix), „Ein Tick anders“ (Flimmit) und „Abgeschnitten“ (Sky).
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