KURIER #speakout Festival: Mit den Jungen reden, nicht über sie

In der Ovalhalle des Museumsquartier wurde diskutiert, präsentiert, Yoga gemacht und es wurden Insekten verkostet.
Der KURIER diskutierte mit jungen Menschen über brennende Fragen und neue Trends.

Zum ersten Mal fand am Mittwoch das KURIER #speakout Festival in Partnerschaft mit dem Museumsquartier statt. Der KURIER möchte damit ein Forum schaffen, wo nicht über, sondern mit jungen Menschen gesprochen wird und sie sich über drängende Fragen austauschen können.

Neben ernsten Themen wie Klimaschutz, Hass im Internet und politischem Engagement sollte aber auch der Spaß nicht zu kurz kommen. Darum endete der Tag mit Party und Musik. Zu hören gab es zwei junge Künstler: Die Oberösterreicherin Hunney Pimp rappte im Dialekt über langsame Trap-Beats, SLAV aus Wien präsentierte Songs aus seinem gelungenen Debütalbum "Plusvieracht" und brachte das Publikum zum Tanzen.

Doch alles noch mal von vorne: Eröffnet wurde das erste KURIER #speakout Festival vom 25-jährigen Kabarettisten Christoph Fritz. In seiner humorigen Keynote sprach er darüber, wie es ist, als junger Mann mit einem "baby face" leben zu müssen. Fritz kommt aus einem 500-Einwohner-Dorf in Niederösterreich, "wo mindestens 90 Prozent der Bevölkerung miteinander verwandt sind", wie er augenzwinkernd erklärt. "Also, wenn der Pfarrer in der Messe sagt, meine Brüder und Schwestern, dann meint er das auch genauso."

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Kabarettist Christoph Fritz

"Es ist uns nicht egal"

Danach startete der inhaltliche Teil mit der ersten von drei Sessions. Unter dem Titel #machenwir diskutierten junge Menschen mit KURIER-Redakteurin Elisabeth Hofer über gesellschaftspolitisches Engagement. Mit dabei waren Natalie Haas, die im vergangenen Jahr als UN-Jugenddelegierte im Einsatz war, die Geschäftsführerin der Plattform #aufstehn, Maria Mayrhofer, und die Landesleiterin der Landjugend Niederösterreich, Kerstin Lechner. Insgesamt waren sich alle Diskussionsteilnehmerinnen einig, dass das Vorurteil, junge Menschen seien politikverdrossen, nicht stimmt.

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Session zum Thema #machenwir

Außerdem wurde der Einfluss von Internet und sozialen Medien auf Engagement und Partizipation besprochen. Grundtenor: Die Möglichkeit, sich per Mausklick zu engagieren, macht uns nicht fauler, sie erhöht hingegen die Zahl jener, die sich für eine Sache einsetzen. Allerdings, betonten die Diskutantinnen, müsse mehr politische Bildung in den Schulen her und auch die mediale Berichterstattung müsse sich wandeln, um ein junges Publikum gezielter erreichen zu können.

Im Anschluss an die Session stellte Elke Pichler ihr Start-up impactory vor. Unter dem Motto "Spenden leicht gemacht" möchten Pichler und ihr Team den Spendenmarkt mittels App auf eine neue Ebene heben und für eine digitale Generation attraktiv machen.

Yoga fürs Gehirn

Bevor es nach einer kurzen Pause weiterging, sollte für geistige Erholung gesorgt werden. Gedankenyoga mit Giulia Tamiazzo stand auf dem Programm.

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Giulia Tamiazzo von Re:Treat führte durch eine Meditation.

Dann folgte die Session mit dem Titel "Lifestyle und Nachhaltigkeit, wie geht das zusammen?". Moderiert wurde die Diskussion von den beiden KURIER-Redakteurinnen Elisabeth Mittendorfer und Caroline Ferstl. Die Frage nach der richtigen und falschen Ernährung ist ein heißes Thema und wurde auf der Bühne und im Publikum intensiv diskutiert. In der letzten Session des Tages, #redenwir, ging es schließlich um Sprache und wie sie den Alltag und die Gesellschaft beeinflusst. Kultur-Redakteur Marco Weise trug eingangs Beispiele für sexistische und gewaltverherrlichende Hasspostings und Rap-Texte vor und diskutierte anschließend mit seinen Gästen über Hass im Netz und Sexismus in Rap-Texten.

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Christoph Thomann, der Gründer von ZIRP Insects, im Gespräch mit Elisabeth Mittendorfer

Aber apropos Vegetarier: Wie viel der Verzicht auf Fleisch dem Klima hilft, darüber diskutierten zuvor Klimaforscher Thomas Schinko, Eco-Bloggerin Justine Siegler, Bio-Bauer Michael Mandl, Florian Boschek, Teil der österreichischen „Fridays for Future“-Bewegung sowie Annemarie Harant vom Start-up Erdbeerwoche für nachhaltige Frauenhygiene.

Dabei waren sich die Diskussions-Teilnehmer nicht immer einig: „Ein Veganer spart im Jahr zwei Tonnen an. Mit Ernährung kann jeder schnell etwas verändern. Schon ein paar Tage in der Woche ohne Fleisch können helfen“, sagt Justine Siegler.

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Session zum Thema #lebenwir

Bio-Bauer Mandl lenkte ein, man müsse zunächst differenzieren zwischen großen Massentierhaltungen und kleinen Betrieben sowie das Förderungssystem in der Landwirtschaft überdenken, um einen respektvollen Umgang mit Natur und Tieren ermöglichen zu können.

So oder so, gab Klimaforscher Schinko zu bedenken: „Unser in Europa gelebter Lebensstil ist nicht nachhaltig und führt auf Dauer zur Klimakatastrophe. Wir müssen etwas ändern und mit unseren Ressourcen besser haushalten.“

Mehr Eindrücke vom #speakout Festival:

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KURIER-Redakteurin Caroline Ferstl

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Annemarie Harant, Co-Gründerin der erdbeerwoche

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Session #machenwir

Maria Mayrhofer, Natalie Haas und Kerstin Lechner (von links nach rechts)

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Florian Boschek engagiert sich bei "Fridays for Future"

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Die KURIER-Redakteure Yvonne Widler und Johannes Arends moderierten die Veranstaltung

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KURIER-Redakteurin Elisabeth Hofer und vom Start-up impactory.

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KURIER-Redakteur Marco Weise

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Derai Al Nuaimi von der Bundesjugendvertretung

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Eco-Bloggerin Justine Siegler und Florian Boschek, der sich bei "Fridays For Future" engagiert.

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KURIER-Redakteurin Elisabeth Mittendorfer und Klimaforscher Thomas Schinko

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Laura Wiesböck

Die Soziologin Laura Wiesböck

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Die Oberösterreicherin Hunney Pimp rappte im Dialekt.

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SLAV aus Wien (rechts) präsentierte Songs aus seinem gelungenen Debütalbum "Plusvieracht".

Gewalt, Sexismus und Hass auf der Playlist

Rap-Texte als Spiegel der Gesellschaft.

Sexistische, homophobe und gewaltverherrlichende Texte haben im Deutschrap Hochsaison. Rapper wie Gzuz, Capital Bra, Bones MC und RAF Camora dominieren mit derben Texten die Charts und haben bei vielen Jugendlichen einen Fixplatz in der Spotify-Playlist. Homophobie, Rassismus und Misogynie werden in ihren Songs offen zur Schau gestellt. Und dafür werden die Rapper nicht ausgebuht, sondern gefeiert und angehimmelt – auch von Frauen, die in den Texten als Bitches, Nutten, Schlampen und Gegenstände bezeichnet werden.

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Session zum Thema #redenwir

Wie lässt sich das erklären? Man kenne das ja nicht nur aus der Musik, erklärte Soziologin Laura Wiesböck in der abschließenden Session von #speakout. Den eigenen Erfolg auf dem Herumtrampeln auf weniger privilegierten Gruppen zu begründen, sei in erster Linie ein Zeichen für ein geringes Selbstwertgefühl, sagte sie. Rap-Fan Chiara Sergi und Derai Al Nuaimi von der Bundesjugendvertretung waren sich einig, dass nicht zuletzt der Sexismus, der in der Gesellschaft verankert ist, Grund für den Hype ist. Trotz allem sei sie aber sicher, dass Hip-Hop viel zur Durchlässigkeit unserer Gesellschaft beigetragen hat, meinte die Musikerin und Autorin Mieze Medusa. Sie hatte auch Beispiele für Rap mit geistreichen Texten mitgebracht. Es gibt ihn, den guten Rap, so die Botschaft an die Jugendlichen. „Wir tragen in jedem Fall als Gesellschaft die Verantwortung dafür, dass solche Texte weniger werden“, sagte Derai Al Nuaimi. Denn noch gelte die Devise „Sex sells“ – das müsse man hinterfragen.

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