Kein Freispruch für die Mörderin

Landestheater Niederösterreich
Premiere: Philipp Hauß führt bei "Mamma Medea" am Landestheater Niederösterreich Regie.

Es ist ein Mythos, der einen nicht los lässt. Seit Euripides und der Antike ist der Name Medea zum Synonym der Fremden, der Barbarin, der Kindesmörderin geworden. Ob in der Literatur, der Malerei oder der Musik – „Medea“ ist omnipräsent. Ab Samstag auch in St. Pölten, wo Burgschauspieler Philipp Hauß das Drama „Mamma Medea“ des flämischen Autors Tom Lanoye („Schlachten“ bei den Salzburger Festspielen) inszeniert.

Was aber reizt Hauß an diesem Stoff? „Das Thema ist einfach zeitlos. Da opfert eine Frau, nämlich Medea, alles für ihre große Liebe Jason. Dann lässt dieser sie sitzen, und Medea wird zur Mörderin ihrer Kinder. Auch aus purer Rache an Jason.“

Psychologie

Hauß weiter: „Ich habe im Vorfeld mit Psychologen über das Thema Kindermord gesprochen – einen Freispruch für Medea, wie er ja auch oft in diversen Bearbeitungen gefordert wird, gibt es bei mir und bei Lanoye nicht.“
Dafür hat Hauß, der immer Regisseur werden wollte und beim Theaterspielen „auch hängen geblieben“ ist, ein sehr junges Ensemble zur Verfügung. Franziska Hackl verkörpert die Titelrolle; Moritz Vierboom ist Jason.

Banal in die Gegenwart holen will der 1980 geborene Hauß das Stück aber nicht. „Heutig, ja. Zum Nachdenken anregen, bitte ja. Aber billig auf der Effektschiene gleiten, nein danke.“ Doch kann das Theater bei den Menschen überhaupt etwas bewirken? „Wenn das Publikum nach der ,Medea‘ nach Hause geht und eigene Partnerschaften auf ihre Wahrhaftigkeit hin überprüft, dann haben wir viel erreicht.“

Kommentare