Seelenstriptease mit Hardrock-Garantie

Seelenstriptease mit Hardrock-Garantie
Stephen Belbers "Tape" – ein starkes Gastspiel im NÖ-Landestheater.

Manchmal ist die Verpackung mehr wert als der Inhalt. Und manchmal sorgen brillante Verpackungskünstler auch für einen spannenden, dabei extrem kurzweiligen Theaterabend.

Insofern ist Regisseur Stefan Pucher ein exzellenter Verpackungskünstler, wie ein zweitägiges Gastspiel des Deutschen Theaters Berlin im Landestheater Niederösterreich bewies. „Tape“ heißt das Stück des in unseren Breiten eher unbekannten US-Autors Stephen Belber, der mit diesem „Well- made play“ sogar zu Hollywood-Ehren kam. Richard Linklater verfilmte Belbers Stück 2001 mit Ethan Hawke, Robert Sean Leonard und Uma Thurman.

Worum geht es? Ein abgewohntes Motelzimmer (Bühne: Nikolaus Frinke und Pucher) dient als Arena für eine Art Abrechnung. Denn zehn Jahre nach Ende der Highschool will Vince es endlich wissen: Warum hat sich seine Freundin Amy, mit der er nie Sex hatte, damals von ihm getrennt und sich auf seinen Freund Jon eingelassen. Oder hat dieser Amy nach einer Party womöglich vergewaltigt?

Perfider Psychokrieg

Und so nimmt der drogenabhängige und mit Drogen dealende Feuerwehrmann Vince den inzwischen zum smarten Low-Budget-Regisseur avancierten Jon in die Zange. Als auch noch die toughe Amy auftaucht, nimmt der perfide Psychokrieg eine weitere, unerwartete Wendung. Seelenstriptease inklusive.

Es ist Regisseur Pucher und seinem famosen Darstellertrio zu danken, dass Belbers (ungewollter) Beitrag zur neu aufgeflammten Sexismus-Debatte in den Bann zieht. Video-Walls, Live-Kameras, und live performter Hardrock – das fetzt rein.

Auch dank des furiosen Felix Goeser als am Rande des Irrsinns wandelnder Loser Vince, dank der als Amy wunderbar zwischen Härte und Zerbrechlichkeit changierenden Nina Hoss und dank des als Jon klug defensiv agierenden Bernd Moss. Ein echtes Power-Trio.

KURIER-Wertung: **** von *****

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