"Katharsis" im Akademietheater: Das große Herz des Mmadi Make

Aus einer Leiche kann man viele Schlüsse und sogar eine Krone ziehen: Katrin Grumeth, Philipp Hauß und Ernest Allan Hausmann
Dead Centre hat wieder ein Stück entwickelt. „Katharsis“ ist allerdings eine aufdringliche, politisch überkorrekte Sezierstunde in Sachen Rassismus

Das Duo Dead Centre studierte den „Tractatus logico-philosophicus“, um einen verblüffenden Abend zu ersinnen, der sich „Alles, was der Fall ist“ nannte, aber mit Ludwig Wittgensteins Thesen nicht viel zu tun hatte.

Danach dürften Ben Kidd und Bush Moukarzel „Unrast“ von Olga Tokarczuk studiert haben. In diesem Roman aus 2007, eher ein Sammelsurium, beschäftigt sich die spätere Literaturnobelpreisträgerin mit einem Phänomen unserer Zeit, der Hektik. Eingebettet in die Lebensgeschichte einer Schriftstellerin sind diverse Texte – etwa über den Anatom Philip Verheyen, der sich ein Bein amputierte, um es sezieren zu können. Oder über das Herz von Frédéric Chopin, das nach dessen Tod tatsächlich von Paris nach Warschau geschmuggelt wurde. Der neue Abend sollte daher „Chopins Herz“ heißen.

Doch das, was  am  Samstag im nicht ausverkauften Akademietheater zur Uraufführung  gelangte, hieß „Katharsis“ – und erinnerte nur entfernt an „Unrast“: Die Briten konzentrierten sich in ihrem „atomischen Theater“ auf die bekannte Geschichte des Mmadi Make, der im 18. Jahrhundert als Angelo Soliman am Wiener Hof Karriere machte und danach, mumifiziert, ein besonderes Exponat in der kaiserlichen Wunderkammer abgeben sollte. 

 

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