Jüdische Witze – fröhlich, ohne Tabu und meschugge

Ausstellung Jüdisches Museum Wien
Ausstellung. Jüdischer Humor und Witz in allen Spielarten zum Hören und Sehen im Palais Eskeles: „Alle meschugge?“

Sag mal, Sami, hast du eigentlich aus Liebe oder aus Vernunft geheiratet?“
„Das Geschäft aus Liebe, die Frau aus Vernunft.“
Lozelachs, also Witze macht man, aber Humor hat man. Wenn man hat. Wie sich Scherz auf Schmerz reimt, so gehört zum jüdischen Humor ein Schuss Weisheit, Schlagfertigkeit, außerdem Chuzpe, diese geistreiche Dreistigkeit, die überleben hilft und zugleich das eigene Verhalten auf die Schaufel nimmt, und das Lachen über sich selbst.

Die Bilder zur Ausstellung im Jüdischen Museum

Jüdische Witze – fröhlich, ohne Tabu und meschugge

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Jüdische Witze – fröhlich, ohne Tabu und meschugge

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Trauma-Bewältigung

Humor ist eine Waffe, die nicht tötet. Ein Stoßdämpfer des Lebens. Jüdischer Humor ist nie Witz um des Witzes Willen, sondern eine Waffe der Wehrlosen – identisch mit dem Mut, trotz allem weiterzuleben. Er hat meist eine melancholische Tönung. Schließlich ist er – Ausdruck des Überlebenswillens – aus Leid, Verfolgung und Vernichtung hervorgegangen.

„Jüdischer Humor kennt kein Tabu“, sagt der Drehbuchautor, Schauspieler und Regisseur Dani Levy („Alles auf Zucker“, "Mein Führer"). „Was den jüdischen Humor attraktiv macht, aber gleichzeitig auch ambivalent, ist die Tatsache, dass er sehr subversiv ist.“
„Er macht nicht Stopp vor Tabus, ob das Religion, Holocaust, Krieg, die Frau meines besten Freundes oder Bettgeschichten sind. Der jüdische Humor geht überall rein. Er macht keinen Halt vor dem politisch Korrekten oder dem, was Anstandsverletzung ist.“

Davon und von noch viel mehr erzählt die Ausstellung „Alle meschugge? – Jüdischer Witz und Humor“ im Jüdischen Museum Wien: Sie spannt einen weiten Bogen von Scholem Alejchem bis Sacha Baron Cohen und den Coen-Brüdern, von seinen Wurzeln in Osteuropa bis zu den Marx Brothers, Billy Wilder, Mel Brooks oder Woody Allen in Hollywood. Von der jiddischen Tradition, in der auch der jüdische Witz seine Wurzeln hat, über das Wiener Kabarett und die Szene in Berlin in den 1920er- und 30er-Jahren bis hin zum Lachen im Exil und im Angesicht der Shoah. Von Ironie leben auch viele Späße des Kleinkunstkomödianten Armin Berg, der als Hermann Weinberger aus der Brünner Gegend kam: „Es gibt 500 Millionen Chinesen auf der Welt und nur 15 Millionen Juden. Ich frage Sie: Wieso sieht man in Ischl keinen einzigen Chinesen?“ (Georg Markus: „Wenn man trotzdem lacht“).

In Vitrinen sind neben historischen Programmheften, Kostümen, Requisiten und Archivalien u. a. das Tischfeuerzeug von Karl Farkas, die Brille von Georg Kreisler und der Autograf von „Tauben vergiften“ zu sehen.

Die von Marcus G. Patka und Alfred Stalzer kuratierte Schau führt zum beißenden Sarkasmus eines George Tabori ebenso wie zur feinen, stets von einem liebenden Blick geprägten Satire von Ephraim Kishon. „Er war als Holocaust-Überlebender, der das Böse im menschlichen Wesen gesehen hatte, ein Pessimist und sah die Menschheit sehr kritisch“, erzählt sein ältester Sohn Rafi. „Aber mein Vater hatte eine große Liebe zu Österreich. Immerhin waren 66 Prozent seiner Ehefrauen aus diesem Land.“

Aber jüdischen Humor muss man nicht erklären, man muss ihn erleben, etwa wenn Paul Chaim Eisenberg, Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde, mit Anekdoten und Witzen schmunzeln macht.
Viel Zeit sollte man sich für die zahlreichen Filmausschnitte und Tondokumente in „Alle meschugge“ nehmen.
Es lohnt sich, auch wenn es heißt: Einen jüdischen Witz kann kein Goj (= Nicht-Jude) verstehen, und jeder Jude hat ihn schon gehört.

Info: Bis 8. September, 1., Dorotheergasse 11; So. bis Fr. 10 bis 18 Uhr www.jmw.at. Katalog 34,95 €

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