Tatsächlich wurde die Stadt aber nicht nur für die Filmfigur, sondern auch für Hörbiger zu einer neuen Heimat – wenn auch nur für die Zeit der Dreharbeiten. „In der Früh, wenn ich auf dem Weg in die Backstube war, brach sie oft schon zu den Dreharbeiten auf“, schildert Wiklicky. Ein freundlicher Gruß gehörte dabei immer dazu. Denn so konzentriert Hörbiger am Set war, so entspannt war sie, als die Kameras aus waren. Das weiß Wiklicky aus den vielen Gesprächen, die er mit der Schauspielerin führte. Denn Hörbiger war gerne in der Konditorei in der Znaimer Straße zu Gast – zumal ihr dort ein süßes Denkmal gesetzt wurde.
Eigentlich sollte Hörbiger nämlich selbst eine Zuckerbäckerlehre einschlagen, so war zumindest der Wunsch ihrer Eltern. Die Familie hatte ein Café in Bad Gastein, wo – wie es der Zufall will – Wiklicky einen Teil seiner Lehre absolvierte. Er wandelte das Rezept der Haustorte des Cafés ab, die bis heute als „Julia Torte“ in seiner Konditorei zu haben ist. Außerdem gibt es dort auch den „Julia-Becher“, den sich die Gäste nach dem Kaffeegenuss mit nach Hause nehmen dürfen. „Hörbiger hat es sehr geschätzt, dass wir hier einen Teil ihrer eigenen Biografie in Süß verewigt haben“, erzählt Wiklicky.
Bis heute kommen Fans der Serie nach Retz, viele davon auch aus Deutschland. Die Konditorei ist dabei der Ort, an dem Fans mehr über Hörbiger und die Drehorte erfahren können: Wiklicky hat in dem Kaffeehaus eine Ausstellung gestaltet, die Fotos, Zeitungsartikel und Meilensteine der Produktion zeigt. Und Wiklicky weiß viel zu erzählen, war er doch selbst mehr als einmal an der Produktion beteiligt: Viele der süßen Backwerke in der Serie wurden von ihm gefertigt, und er war auch als Eisverkäufer zu sehen.
Die Geschichte der Bezirksrichterin Julia hätte aber eine ganz andere Richtung, weil anderen Ort, nehmen können. „Mein Jugendfreund Gerhard Tötschinger hat mir damals von den Plänen für die Serie erzählt. Weil aber ein korrupter Bürgermeister vorkommen sollte, wollte ich nicht, dass sie in Baden spielt. Das habe ich wohl etwas falsch eingeschätzt“, erzählt Badens Alt-Bürgermeister August Breininger schmunzelnd. Aber auch ohne Julia verschaffte „die Hörbiger“ der Biedermeierstadt genügend Aufmerksamkeit, seit sie 1989 mit Gerhard Tötschinger in ein historisches Haus im Schlossergässchen gezogen war.
„Ich kann schon sagen, dass sie sich als Badenerin fühlte. Ich war öfters bei ihnen zu Gast, wenn Gerhard kochte“, sagt Breininger. Willy Kralik war auch einmal zu Gast, was dazu führte, dass Breininger mit Christiane Hörbigers Schwester Maresa beim damaligen Hörfunk-Straßenfeger „Turnier auf der Schallaburg“ die verbalen Klingen kreuzte. Christiane Hörbiger war auch Star eines Badener Rateteams, das 1996 bei der TV-Show „XXO – Fritz & Co“ Promis wie Peter Kraus, Heiner Lauterbach und Albert Fortell „besiegte“. Regionale Verbundenheit zeigte sie als Patin sowohl für Rosen als auch für Feuerwehrautos. „Das Haus im Schlossergässchen war nicht nur einer ihrer Lieblingsplätze, sondern auch Rückzugsort, wo sie in Ruhe Texte lernte. Sie gehörte 30 Jahre zu Baden, sie wird uns fehlen“, sagt Breininger.
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