Fischer, Swift, Coldplay: Warum ein Konzert nicht mehr genug ist
Popkonzerte waren einst eine einmalige Angelegenheit: Alle paar Jahre schaut der Star vorbei, singt ein Mal und ist wieder weg.
Nun gibt es diese einmalige Gelegenheit meist mehrfach. Ab Dienstag spielt der deutsche Schlagerstar Helene Fischer in der Stadthalle in Wien – und zwar gleich fünfmal in sechs Tagen. Mit dieser Konzertserie ist sie beileibe nicht alleine: Nächstes Jahr spielt Taylor Swift dreimal im Stadion.
Coldplay wollen da nicht nachstehen und haben vier Konzerte ausverkauft – Rekord.
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Schon heuer absolvierten Pink und Rammstein je zwei Konzerte im Stadion, auch Fischer gab auf vergangenen Tourneen bereits mehrere Konzerte an einem Ort.
Lukrativer
Diese neue Liebe zum Mehrfachauftritt hat mehrere Gründe. Der naheliegendste ist das bessere Geschäft: Man erspart sich die empfindlichen Auf- und Abbaukosten – jedes Zusatzkonzert also ist lukrativer als ein einzelnes Konzert.
Aber es steckt noch mehr dahinter: Ganz offensichtlich, das zeigen die Verkaufszahlen, ist die Nachfrage da. Das liegt immer noch an einem Aufholeffekt nach der Pandemie: Albenveröffentlichungen wurden ebenso verschoben wie bereits angesetzte Konzerttourneen.
Das führt, man sah das diesen Sommer an der ungewöhnlichen Dichte der Stadionkonzerte, dazu, dass mehr hochkarätige Stars auf Tour sind als sonst.
Da kommt es gerade recht, wenn mit Auftrittsrekorden Aufmerksamkeit geschaffen wird: Über die Rekordkonzerte von Coldplay redet man mehr, als wenn sie in vier Städten hintereinander spielen würden.
Und aus der Sicht der Bands selbst fließen darüber hinaus zwei Tourneen in eine zusammen – und daher müssen auch die Einnahmen höher sein. Denn wer etwa 2020 auf Tour gegangen wäre, wäre dem Kalender nach 2024 wohl schon mit dem nächsten Album wieder unterwegs. In diesem Sinne spielen die Acts derzeit sowohl die 2020er Tour als auch die 2024er gemeinsam.
Desaströser Prozess
Das Erstaunliche ist, dass trotz dieses ausgeweiteten Angebots der Kartenerwerb selbst ein desaströser Prozess bleibt.
Eigentlich müsste man erwarten, dass es bei drei, vier Konzerten auf Stadiongröße hintereinander ein entspannter, zumindest normaler Kaufvorgang sein müsste.
Aber weit gefehlt: Eine unangenehme Mischung aus einer Monopolisierung am Ticketmarkt und Online-Betrügern, die Karten nur kaufen, um diese später teurer weiterzuverscherbeln, macht den Popticketkauf zu einem ähnlich unerfreulichen, gestressten, frustrierenden Moment wie den Erwerb von Flugtickets.
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Wer nicht das „Glück“ hat, auf offiziellem Weg eine Karte zu bekommen (wo man eh schon mit Gebühren zusätzlich zur Kassa gebeten wird), muss danach die Online-Kröte schlucken und Tickets zu überhöhten Wiederverkaufspreisen erstehen. Und wer Pech hat, wie manche bei Bruce Springsteen in Wien, sitzt dann auch noch einem Betrug auf.
Dass die Popbranche hier also sowohl ein stark erweitertes Konzertangebot als auch künstliche Verknappung schafft, ist ein beeindruckender, wenn auch unsympathischer Spagat. Die Fans können dem jedenfalls nicht entkommen.
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