Halleluja! Vier Frauen mischen in "Betongold" acht Männer auf

Setzt sich mit ihren Kollegen gegen Männerbündnisse und Machtmissbrauch zur Wehr: Rosi Degen
Die Rabtaldirndln, ein Grazer Theaterkollektiv, scheißen sich nix. Und man sollte sie nicht unterschätzen: Ihr tiefer Dialekt ist bloß Camouflage. Mit subversivem Humor greifen sie immer wieder brennende Themen auf. Diesen Sommer zum Beispiel widmeten sie sich in „Betonfieber“ der Umwidmung in Bauland, also der Grundstücksspekulation, und dem einhergehenden Flächenfraß in einer von Männern im Steireranzug dominierten Gemeinde.
Jetzt zeigen vier Rabtaldirndln den „Schwank“, veredelt und adaptiert zu „Betongold“, in Graz. Im Volkshaus, der KPÖ-Zentrale. Das hat schon eine gewisse Brisanz. Denn am Sonntag wird gewählt. Und mehrere Parteien, nicht nur die stimmenstarken Kommunisten, sprechen sich für „eine Politik ohne Zubetonieren, eine Politik ohne Freunderlwirtschaft“ (so die Neos) aus.

Familienaufstellung mit Pappfiguren: Gudrun Maier
Das 80-minütige Stück spielt in der Zukunft: Die Dirndln, grell eingekleidet, versuchen sich zu erinnern, welchen Skandal sie Mitte September 2021 auslösten. Nach und nach gelingt es ihnen: Sie arrangieren eine komplexe Familienaufstellung mit acht Pappfiguren (von Georg Klüver-Pfandtner) und zeigen die Abhängigkeiten im „System“ auf.
Der potente Investor (in Winzling) klagt, dass die Vorschriften die Gewinne schmälern, der Bürgermeister verspricht Lockerungen, schließlich sitzt ihm der große Bauträger im Nacken, und der Vorstand aus der Finanzwirtschaft droht unverhohlen mit seiner Ablöse.
Der Leiter des Stadtplanungsamtes erhält also eine Weisung, der Konservator des Denkmalamts schaut lieber nicht hinter die Fassade, und auch der Redakteur der größeren Tageszeitung ist mit von der Partie.
Politisches Theater
Die Frauen aber, als betrogene Kleinanlegerinnen, setzen sich in der von Ed. Hauswirth beherzten, leichtfüßig choreografierten Inszenierung gegen die Clique zur Wehr: Sie locken die Männer in eine Falle – und nötigen sie, der Profitmaximierungsversuchung zu widersagen. Halleluja! Sie fordern auch einen Baustopp, bis alle Gesetzeslücken geschlossen sind, und eine unabhängige Stadtentwicklung. Im Hintergrund sieht man währenddessen Videos von den Mega–Baustellen in Graz.
„Betongold“ könnte aber genauso gut in Wien spielen. Siehe Heumarkt, Semmelweisklinik und und und.
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