Goldenes Wiener Ehrenzeichen für Föttinger
Du brennst für das Theater, für deine Ideen und wir brennen auch, aber auf andere Weise. Beides ist gut so!" Humorvoll ging es am Donnerstagvormittag im Wiener Rathaus bei der Verleihung des "Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um das Land Wien" an Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger zu. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) würdigte in seiner Begrüßung das "Originäre und Eigenwillige am Theater in der Josefstadt in Zeiten der Verflachung und Vereinheitlichung". Laudator Günter Rhomberg hob das durch Föttinger veränderte "Außenbild der Josefstadt" hervor und lobte dessen Mut, das Haus ins 21. Jahrhundert geführt zu haben.
Finanzierung
Auch der Kulturstadtrat pries den Geehrten nicht nur für die künstlerische Entwicklung des Theaters seit dessen Amtsantritt im Jahr 2006, sondern auch für seine Funktion als "oberster und stärkster Lobbyist des Hauses". So sei das Theater in der Josefstadt vor einem Jahrzehnt auf mehreren Ebenen durchwegs sanierungsbedürftig gewesen, das Ergebnis könne sich sehen lassen, so Mailath-Pokorny. Und da "kein Mensch ins Theater geht, weil es ihm bei Sparen zuschauen will", versicherte der Stadtrat, sich auch in Hinkunft trotz der schwierigen Zeiten zu bemühen, das Haus gebührend zu unterstützen: "Theater haben öffentlich finanziert zu werden, genauso wie die Sicherheit, das Wasser oder die Feuerwehr", so Mailath-Pokorny auch in Hinblick auf die erfolgreichen Anstrengungen des 51-Jährigen, Drittmittel anzuwerben, was durchaus im Sinne der Zeit sei, aber nicht zu einer ausschließlich privaten Finanzierung der Theater führen dürfe.
Zahlreiche Erstaufführungen
Laudator Günter Rhomberg, Stiftungspräsident des Wiener Theaters in der Josefstadt und ehemaliger Präsident der Bregenzer Festspiele, würdigte den "Gegner des Mittelmaßes" für das Erreichen seines Ziels, "die Tradition im Griff und die Zukunft im Auge" zu haben, wie Föttinger zu Beginn seiner Direktion versprochen hatte. Föttinger habe durch eine Neuausrichtung der Dramaturgie sowie der Bindung zeitgenössischer Autoren an das Haus bereits viel verändert, was nicht zuletzt in 14 Auftragswerken und Uraufführungen seit 2006 zu Buche geschlagen habe. "Jede fünfte Produktion war eine Erstaufführung", so Rhomberg.
Dabei habe Herbert Föttinger nicht davor zurückgescheut, sich Themen wie Kindesmissbrauch, Behinderung oder dem Nationalsozialismus zu widmen. "Das Publikum hat diese Veränderungen geduldig bis begeistert mitgemacht", freute sich der Laudator, der Föttinger auch als "Organisator und Manager mit kaufmännischem Sachverstand" lobte.
Danksagung
Föttinger selbst sah von einer "Brandrede" ab und zeigte sich bei seinen Dankesworten "beschämt und berührt" von den Reden: "Ein Josefstädter kann mit Lob schwer umgehen, er ist praktisch konditioniert auf Schmähung und Kritik", lachte er und bedankte sich ausführlich bei seinem Team "vom Bühnenportier bis zum großen Dichter" und freute sich, seinem kaufmännischen Direktor Alexander Götz "blind vertrauen" zu können. "Ich bin stolz, für dieses Haus arbeiten zu dürfen. Ich bin stolz, für diese Stadt arbeiten zu dürfen."
Projekte
Föttinger wurde am 25. Juli 1961 in Wien geboren. Sein Debüt am Theater in der Josefstadt gab er 1993 als Strizzi Alfred in Ödön von Horvaths "Geschichten aus dem Wienerwald" in einer Inszenierung von Karlheinz Hackl. Am 1. September 2006 trat er die Nachfolge Helmuth Lohners, der nach der Kurzzeitdirektion Hans Gratzers das Ruder in der Josefstadt wieder übernommen hatte, an. Erst vor wenigen Wochen gab Föttinger am Theater an der Wien mit "Fidelio" sein Debüt als Opern-Regisseur, an der Josefstadt inszeniert er demnächst Peter Turrinis "Aus Liebe" (Premiere am 16. Mai).
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