Herr Mayer gründet die Josefstadt
Das Theater in der Josefstadt zählt zu den ersten Bühnen des deutschen Sprachraums, es gibt kaum einen großen Schauspieler, der hier nicht aufgetreten ist. Umso erstaunlicher, unter welchen Umständen das alles begonnen hat.
Am Anfang stand ein hingebungsvoller Laienschauspieler namens Karl Mayer, der sich in die Tochter des Wirten „Bey den goldenen Straußen“ verliebte. Nach der Heirat lag er seinem Schwiegervater so lange in den Ohren, bis dieser 1788 im Gartentrakt des Gasthauses die Errichtung eines Theaters gestattete. Das Wirtshaus lag auf der heutigen Josefstädter Straße 26 in Wien, und das ganze Theater war so groß wie es die heutige Bühne ist.
Die Anfänge
Da die Josefstadt heuer 225 Jahre alt wird, geben Herbert Föttinger und Christiane Huemer-Strobele – unter Mitwirkung prominenter Autoren von Otto Schenk bis Peter Turrini – ein Buch heraus, in dem nicht nur der vielen Stars, die hier auftraten, gedacht wird, sondern auch der Anfänge. Und somit auch des Herrn Karl Mayer.
Dem Ensemble gehörten neben Mayer auch seine Frau und bald die drei Kinder an. „Es kam vor, dass der Direktor persönlich auf der Straße Passanten ansprechen musste, um Publikum in seine Vorstellungen zu locken“, fanden die Theaterforscher für das Buch „Das Theater in der Josefstadt“ (Brandstätter Verlag) heraus.
Schon nach wenigen Jahren beschloss Herr Mayer, den Zuschauerraum durch einen Neubau zu vergrößern, um die Josefstadt profitabel zu machen. Und im Laufe der Zeit wurde das Theater immer größer – heute kommen pro Saison 200.000 Zuseher.
Nach dem ersten Umbau durch Architekt Josef Kornhäusel wurde das Haus 1822 feierlich wiedereröffnet, wobei Beethoven für diesen Anlass „Die Weihe des Hauses“ komponierte und die Aufführung selbst dirigierte.
Nestroy und Raimund
Johann Nestroy und Ferdinand Raimund traten an der Josefstadt auf, die Uraufführung von Raimunds „Verschwender“ im Jahr 1834 ist einer der Höhepunkte der Theatergeschichte. Aber das gesellschaftliche Ansehen der in der Vorstadtbühne engagierten Künstler hielt sich in Grenzen, wie uns Karl Holtei, der 1835 in der Josefstadt spielte, hinterließ: „Es war unmöglich in der Nähe des Theaters eine Wohnung zu finden; die wenigen erträglichen Quartiere, die wir sahen, wurden uns verweigert, sobald die Leute erfuhren, dass wir Schauspieler seien, die auf der Josefstädter Bühne gastieren wollten.“
Mehrere Direktoren und Pächter gingen in der Frühphase mit der Theaterkasse durch, aber glücklicherweise gab es noch das florierende Gasthaus, das die Bühne über Wasser hielt. Es war dann Max Reinhardt, der 1924 das Kunststück zuwege brachte, das ehemalige Nebengebäude einer Gastwirtschaft in den Theaterhimmel zu heben. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.
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