Globaler Kunstmarkt: Umsätze 2021 fast auf Vorkrisen-Niveau

Art Basel Miami Beach fair
Der Branchen-Report von Art Basel und UBS sieht wieder starke Umsätze - deren Verteilung habe sich aber geändert

Er ist wieder da: Der Kunstmarkt an sich - und der globale Branchen-Report, der alljährlich von den Betreibern der Kunstmesse Art Basel und der Bank UBS bei der Ökonomin Clare McAndrew in Auftrag gegeben wird. Die dort veröffentlichten Zahlen gelten Händlern und Auktionshäusern als Leitschnur, auch wenn Kritik an methodischen Unzulänglichkeiten nicht verstummt: Während etwa Auktionsergebnisse in Datenbanken erfasst werden, basieren die Angaben zu Umsätzen im Kunsthandel, der rund die Hälfte des globalen Business ausmacht, auf Eigenangaben der Händler bei Befragungen.

Innerhalb der Erfassung ergibt sich aber eine Vergleichbarkeit. Und hier sieht der am Dienstag veröffentlichte Report ein Comeback: Mit 65,1 Milliarden US-$ habe der Gesamtumsatz der Branche um 29 Prozent gegenüber 2020 zugelegt. Nominell lag dieser Umsatz sogar knapp über dem Level des Prä-Pandemiejahres 2019 (damals verbuchte man Umsätze von 64,4 Milliarden US-$, was inflationsbereinigt aber heute rund 71 Mrd. US-$ ergäbe). 43% der Umsätze wurden in den USA gemacht, gefolgt von China (20%) und Großbritannien (17%).

Auction Preview for Andy Warhol Painting Shot Sage Blue Maylin

Auktionen und Handel

Vom gesamten Umsatzkuchen entfielen 26,4 Milliarden US-$ auf Verkäufe bei Auktionen (ein Plus von 47% gegenüber 2020), geschätzte 34,7 Milliarden auf Verkäufe im Kunsthandel (ein Zuwachs von 19 %). Innerhalb des Handels verteilte sich der Zuwachs aber ungleich - laut der Befragung von McAndrews "Arts Economics"-Institut gaben Händler im Hochpreis-Segment (Umsätze zwischen 5-10 Millionen US-$) die höchsten Zuwächse an, jene mit geringeren Umsätzen (bis 250.000 US-$) die kleinsten.

Das Auktionssegment profitierte laut Bericht von hochpreisigen Einlieferungen und Meisterwerken, die zwei- bis dreistellige Millionenpreise erzielten. 55 Prozent der Umsätze wurden mit zeitgenössischer Kunst gemacht, gefolgt von Klassischer Moderne (22%). Der Sektor Alter Meister macht 8% aus, wobei sich ein Abwärtstrend der Vorjahre durch einzelne Top-Lose stabilisiert habe. 

Schwung zur Digitalität

Die größte Umschichtung am Kunstmarkt geschieht durch die Digitalisierung, die in Zeiten von Lockdowns einen Boom erfahren hatte. 2021 machten Online-Verkäufe rund 20% aller Umsätze aus, was ein weniger starkes Wachstum als im Vorjahr bedeutete - dennoch lag der Anteil des Online-Geschäfts doppelt so hoch wie im Prä-Pandemiejahr 2019, als  9% der Umsätze online erwirtschaftet wurden.

Auch im Geschäftsmodell von Kunstmessen sind so genannte "Online Viewing Rooms", kurz OVRs, mittlerweile ein fixer Bestandteil. Die für die Studie befragten Händler gaben an, 2021 an drei Kunstmessen teilgenommen zu haben (2019 war der Durchschnitt noch vier), dabei entfielen allerdings zwei Messeteilnahmen auf OVRs und nur einer auf ein Live-Event. Für 2022 ergab die Befragung, dass sich dieses Verhältnis umkehren würde - zu zwei Live-Messen und einem OVR pro Händler.

Auch das Thema digitaler Einmaligkeits-Zertifikate, so genannter NFTs, spielte am Kunstmarkt des Jahres 2021 eine Rolle - auch wenn der Handel damit noch immer hauptsächlich außerhalb etablierter Kunstmarkt-Plattformen stattfindet. Auf diesen verbuchte der Report 2,6 Milliarden US-$ Umsatz für "künstlerische" NFTs; andersartige digitale Sammelobjekte machten aber einen Umsatz von 8,6 Milliarden US-$ aus. Trotz der medialen Aufmerksamkeit für die NFT-Verkäufe von Auktionshäusern (Christie's verkaufte im Frühjahr 2021 ein NFT um 69 Millionen US-$) blieb deren Anteil am Geschäft vergleichsweise gering (Christie's: 150 Millionen US-$, Sotheby's: 80 Millionen US-$).

Das Kunstbudget der Reichen

Dennoch ist das Wachstum bei NFTs ein wichtiger Faktor, um eine junge Attraktion auf den Kunstmarkt zu lotsen, betont der Report. Auf Basis von UBS-Daten sah man sich auch das Kaufverhalten von 2.339 Sammlern verschiedener Generationen an. Die Millennial-Generation lag dabei mit durchschnittlichen Ausgaben von 251.000 US-$ für Kunst und Antiquitäten noch hinter der Generation X 8298.000 US-$) und der Boomer-Generation (398.000 US-$). Insgesamt hätten sich Ausgaben für Kunst und Antiquitäten erhöht - von einem Mittelwert von 72.000 US-$ im Jahr 2019 auf 274.000 US-$ im Jahr 2021.

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