Gemischte Platte - mit Jakuzi und Lena

Gemischte Platte - mit Jakuzi und Lena
Jakuzi, ein aus Istanbul stammendes Duo, fährt auf seinem neuen Album "Hata Payi" wieder unterkühlte Synthesizersounds hoch.

Erdoğan hin, fehlende Demokratie her. Die Türkei, eines der größten und bevölkerungsreichsten Länder zwischen Orient und Okzident, befindet sich ohne Zweifel im Umbruch und in einer ziemlich heftigen Krise. Nicht nur wirtschaftlich. Aber in der Türkei gibt es nicht nur Rückschritt und Verfall, sondern auch ein aufblühendes, hedonistisches, offenes Istanbul, eine pulsierende Millionenstadt am Bosporus mit einer reichhaltigen Musikszene. 

Dieser gehören auch Jakuzi an. Dabei handelt es sich um ein Duo, das mit seinem Debütalbum "Fantezi Müzik" Kritiker aus dem Westen überzeugen konnte, obwohl die meistens kein Wort davon verstanden haben, was in den Songs auf Türkisch gesungen wurde. Egal, denn der sexy-düstere und euphorisch inszenierte Synthie-Pop sorgte für Herzklopfen unter der Discokugel. 

Nun sind Jakuzi mit dem Album "Hata Payi" ("Ein Teil des Fehlers") zurück. War "Fantezi Müzik" noch ein übermütiges Lo-Fi Kaleidoskop, das dem Eskapismus, der Lust und der Leidenschaft huldigte, so geht es bei "Hata Payi" weitaus desillusionierter und nüchterner ans Werk.

Trotz der vorherrschenden Reduziertheit, gelingt es ihnen weiterhin ihren ganz eigenen Sound weiterzuentwickeln. Neben den neuen Dark-Wave Elementen des Albums glänzen die Songs weiterhin mit überraschenden Wendungen und einem spielerischen Umgang mit Melodien und Stimmungen, denn auch in ihren dunkelsten Stunden scheuen Jakuzi nicht vor großartigen, leidenschaftlichen Pop-Momenten zurück.

"Ich glaube, dass meine Melancholie auch von meiner Heimat geprägt ist. Manchmal fühle ich mich allein und verloren, so wie jeder. Hier in der Türkei geben mir die Wirtschaftslage und politische Situation das Gefühl der Hoffnungslosigkeit", sagt Sänger Kutay Soyocak über das neue Album.

Aber anstatt im Selbstmitleid zu versinken, schöpfen Jakuzi Kraft aus den Erkenntnissen und blicken erhobenen Hauptes in die Zukunft, die bei dem Duo immer nach Vergangenheit klingt - nach unterkühltem New Wave der Achtzigerjahre.  

Lena: Only Love, L
Die Siegerin des Song Contest 2010 kann nicht nur  Instagram-Storys anfertigen und dem Boulevard  Schlagzeilen liefern, sondern auch  Musik veröffentlichen. Diese klingt  gar nicht mal so schlecht: Es sind nicht weiter ungut auffallende Popsongs, in denen Lena mit zu plastisch klingender  Stimme über sich selbst singt. Drama, Baby!

Lena spielt am 28. Juni im WUK.

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