"Game of Thrones" und "Avengers": Die großen Schlachten sind vorbei

Am Wochenende endete bei der Kultserie und mit dem Marvelfilm eine popkulturelle Ära.

Wenn man weder Superheld ist noch als Fantasy-Ritter mit Intrigen und Sex um einen Thron kämpft, dann ist die derzeit vielleicht größte körperliche Gefahr für den weißen Mitteleuropäer das Verraten von Spoilern: So kassierte ein Mann, der vor dem Kino lautstark Entscheidendes über „Avenger: Endgame“ verriet, am Wochenende eine Tracht Prügel.

In diesem Sinne: Lesen Sie diesen Text nicht, wenn Sie „Avengers: Endgame“ oder die neueste Folge von „Game of Thrones“ noch nicht gesehen haben bzw. das vorhaben.

Sie wurden gewarnt!

Das war’s. In der wohl aufwendigsten jemals für das Fernsehen (was auch immer das noch heißt!) produzierten Schlacht – 55 Drehtage – hat „Game Of Thrones“ das erreicht, worauf die Fans seit Jahren gewartet haben. Die dritte Folge der achten Staffel war der Schlacht von Winterfell gewidmet. Jetzt ist sie geschlagen, was heißt: „Game Of Thrones“ schwenkt in die letzten inhaltlichen Kurven ein. Und damit ein Stück Fernsehgeschichte, das seinesgleichen vielleicht nicht mehr bekommen wird.

Wie die Schlacht war, das braucht man den Fans nicht erklären (Hauptkritikpunkt online: dass die Folge die Schwarzsättigung des Fernsehapparates aufs Äußerste ausreizte, sprich: es war zu dunkel).

Was aber über die schon sehr verwickelten Storyfäden hinausreicht: Es war Winterfell nicht die einzige große Popkultur-Schlacht des Wochenendes, und gemeinsam haben diese beiden Kampfgewitter eine Ära beendet.

Es war nämlich zugleich auch das Wochenende von „Avengers: Endgame“ im Kino, und ja, dieses Endspiel ist auch eine große Schlacht, die der Marvel-Helden gegen Thanos. Mit dem Film endet etwas für das Kino ähnlich Prägendes wie „Game Of Thrones“ für das Fernsehen: nämlich eine 22-teilige, milliardenschwere Filmserie, die ihresgleichen nicht wiederfinden wird.

Endgame“ beendet diese Serie, knüpft ähnlich viele Inhaltsfäden aus den vorigen Filmen zusammen wie „Game Of Thrones“, und ist erwartungsgemäß auf absolutem Rekordkurs. Am ersten Wochenende spielte man unglaubliche 1,2 Milliarden Dollar ein; das Ziel ist, „Avatar“ (2,7 Milliarden Dollar) vom Thron des lukrativsten Filmes zu verstoßen.

Und das war es dann, sicher nicht mit Superheldenfilmen und Fantasy-Serien, aber mit dieser Art von popkulturellem Megaprodukt. Es spricht nämlich vieles dafür, dass Derartiges im veränderten Kino- und Serienmarkt nicht wiederkommt.

Endliche Weiten

Einerseits, weil die Marvel-Filme und „GoT“ Genrekategorien geschaffen und gleich selbst auf die Spitze getrieben haben. Die möglichen weiteren Kulturmarken, aus denen man 22 Filme mit bekannten Helden bzw. acht Staffeln kulturprägende TV-Serie unfallfrei bauen kann, sind überaus dünn gesät. Vielleicht noch die „Herr der Ringe“-Vorgeschichte, die Amazon gekauft hat, oder die fantastische Science-Fiction-„Trisolaris“-Trilogie von Liu Cixin. Dann aber wird es ganz oben eng – weil auch der Markt ein ganz anderer ist als 2008 (Start der Marvel-Filme) bzw. 2011 (erste Folge „Game of Thrones“).

Längst geht das Fernsehen über vor aufwendigen Großproduktionen; es gibt mehr, als man anschauen kann. Und im Kino nähert sich (hoffentlich!) die Monokultur aus Superhelden, Science-Fiction und Fantasy, die die letzten Jahre bestimmte, ihrem Ende: Nicht nur die Infinity-Saga, sondern die Superhelden-Thematik selbst ist auserzählt. Ein großer Neuanlauf in diese Thematik hinein scheint wenig verlockend.

Und: Zwei Endpunkte kommen heuer noch. Demnächst gibt es die letzte Folge von „Big Bang Theory“ , jener Serie, die die Comics- und Nerdkultur in den TV-Hauptabend brachte. Und zu Weihnachten endet die jüngste „Star Wars“-Trilogie.

Und dann? Dann beginnt die Zeit der „Spiele der Thrönchen“: Es werden künftig vermehrt Neben- und Vorgeschichten erzählt, die Schlacht um die Aufmerksamkeit bekommt viele kleine Nebenfronten. Und der nächste große popkulturelle Wurf wird von ganz woanders herkommen.

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