Sie war aber auch wirklich super: Die Einladung von Barbara Alberts "Nordrand" zu den Festspielen in Venedig war das erste Lebenszeichen einer davor ermatteten Branche - dass nämlich die heimische Spielart der Filmqualität und die internationale Sicht auf Film zusammenpassen können, wenn man sich streckt.
Das taten die Filmemacher in den Nullerjahren - mit großem Erfolg: Es folgten Palmen, Oscars und viel Renomee. Das österreichische Filmwunder war geschaffen.
Die zweite Phase: Ernten, was man gesät hat
Alsbald schritt man zur zweiten Phase der Erfolgsgeschichte. Mit den Goldstatuetten im Rücken zementierte man - obwohl die Filmbranche legendär zerstritten ist - diesen Erfolg in Strukturen. Innerhalb weniger Jahre stieg die Filmförderung sprunghaft an, alle - Politiker, Öffentlichkeit, der ORF - schmückten sich mit dem Erfolg des Kinobewegtbildschaffens. Film war plötzlich auch eine finanzielle und politische Erfolgsgeschichte.
Diese im Erfolgsrausch rasch vergrößerten Strukturen gibt es bis heute - obwohl sich die Stellung des heimischen Films längst wieder normalisiert hat. Bei Festivals von Berlin auf- und abwärts ist man sehr gut vertreten, den popkulturellen Moment aber hat man längst weiterreichen müssen. Es gibt schöne heimische Filme, die auch beim Publikum erfolgreich sind - zuletzt etwa "Der Fuchs", davor auch "Die beste aller Welten" -, viele Produktionen aber verpuffen wieder wie vor dem Filmwunder.
Erfolgreich sind wieder jene Art von Filmen, für die Österreich lange bekannt war - Kabarettkomödien. Deren großer, verdienter Star ist Thomas Stipsits, aber solche Filme sind mit der Förderstruktur eigentlich nicht gemeint.
Die dritte Phase: Filmbranche als Serviceeinrichtung
Dennoch befindet man sich weiter in der Erfolgsgeschichte - nun in der dritten Phase: Es ist viel, viel Geld in der Branche. Einerseits als Echo des einstigen großen Moments. Und andererseits, weil zuletzt erkannt wurde, dass die großen internationalen Produktionen mit Geld zu locken sind - und einiges davon dann auch hier lassen.
Eine neue Serviceförderung genau für diesen Zweck wurde etabliert, Österreich ist durch allerlei Vergünstigungen und budgetäre Spritzen Schauplatz internationaler Drehs, was gut ist für die heimische Expertisepflege und für die Filmjobs, jetzt aber nicht gleich unbedingt für das heimische Filmschaffen an sich, das nun bei den Talenten mit viel größeren Playern konkurrieren muss.
Wobei: Wie lange noch, das wird sich zeigen. Denn quer durch die Bank alle Streamingdienste fahren ihre Produktionsbudgets gerade zurück, da sind die goldenen Zeiten vorbei, und damit vielleicht auch irgendwann teure Shoots in Mitteleuropa. Und auch der internationalen Kinobranche geht es im Gegensatz zu den heimischen Kinos alles andere als gut. Man überlegt viel genauer, was gedreht wird, mal sehen, was da übrig bleibt.
Wenn sich dieses Gefüge wieder ändert und die internationalen Produktionen weniger gern nach Österreich kommen, würde die vierte Phase des heimischen Filmwunders beginnen. Wie die aussehen würde? Eines ist klar: Die hohe Abhängigkeit von gesetzlichen Regelungen und Förderstrukturen kann bei neuen Regierungen schnell ungemütlich werden
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