Die willkommenen und die unwillkommenen Gäste der Berlinale

Kam 2010 mit „Shutter Island“ auf die Berlinale und erhält heuer den Goldenen Bären: Martin Scorsese
„Des Teufels Bad“ von Veronika Franz und Severin Fiala im Wettbewerb, „Favoriten“ von Ruth Beckermann; Ehrenbär für Martin Scorsese

Die Berlinale hat sich schon immer als politisches Filmfestival verstanden – mehr als ihre übermächtigen Konkurrenten in Cannes und Venedig. Nun wurde es bereits vor Beginn des Festivals, das am Donnerstagabend startet, durch eine Debatte rund um die rechtsextreme AfD politisch. Zur Eröffnungsgala waren – wie üblich – Vertreter der Partei eingeladen worden. Diese hatten ihr Kommen zugesagt. Doch nach viel Kritik an der Einladung hat die Festivalspitze reagiert und die AfD-Politiker wieder ausgeladen.

Gerade angesichts der Enthüllungen zu antidemokratischen Positionen sei es wichtig, unmissverständlich Stellung zu beziehen für eine offene Demokratie, teilte das scheidende Leitungsteam Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian mit. Für beide wird es heuer die letzte Berlinale sein, denn ab nächstem Jahr übernimmt die Amerikanerin Tricia Tuttle. Sie leitete das London Film Festival.

Im Wettbewerb um den Goldenen Bären treten heuer 20 Filme an – darunter das österreichische Regie-Duett Veronika Franz und Severin Fiala, das sein Psychodrama „Des Teufels Bad“ mit der Musikerin Anja Plaschg (Soap & Skin) in der Hauptrolle präsentiert.

Ohnehin ist die österreichische Präsenz in Berlin heuer besonders stark: Ruth Beckermann zeigt ihre neue Doku „Favoriten“ – übrigens auch der Eröffnungsfilm der Diagonale – in der renommierten Programmschiene Encounters und gibt Einblicke in eine Volksschulklasse im 10. Wiener Gemeindebezirk Favoriten.

Nach sieben Jahren seit der Premiere seines Spielfilmdebüts „Wilde Maus“ kehrt auch der österreichische Kabarettist Josef Hader wieder nach Berlin zurück: Seine Tragikomödie „Andrea lässt sich scheiden“ mit Birgit Minichmayr feiert am Wochenende Premiere.

Ebenfalls mit Minichmayr in der Hauptrolle zeigt Anja Salomonowitz ihr Bio-Pic „Mit einem Tiger schlafen“ über die österreichische Malerin Maria Lassnig. Und Alexander Horwath, ehemaliger Direktor des Österreichischen Filmmuseums, präsentiert seine Doku „Henry Fonda for President“.

Deutsche Beiträge im Wettbewerb kommen von Andreas Dresen und Matthias Glasner. In Dresens „In Liebe, Eure Hilde“ spielt Liv Lisa Fries („Babylon Berlin“) die Widerstandskämpferin Hilde Coppi im Zweiten Weltkrieg.

Lars Eidinger verkörpert in Glasners Familiendrama „Sterben“ einen Dirigenten.

Hollywood-Stars

Für amerikanischen Glamour in einem Festival, das weniger mit großen Hollywood-Namen, als vielmehr mit cinephilen Meisterstücken punktet, sorgt etwa „Oppenheimer“-Star Cillian Murphy: Er spielt im Eröffnungsfilm „Small Things Like These“ einen Kohlenhändler und schreitet gleich zum Auftakt über den roten Teppich.

Martin Scorsese kommt ebenfalls angereist, um den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk zu übernehmen. Auch Adam Sandler steht auf der internationalen Gästeliste: Er wird für die Präsentation seines Netflix-Films „Spaceman“ erwartet. Und die deutsche Regisseurin Julia von Heinz hat für ihre Lily-Brett-Verfilmung „Treasure“ „Girls“-Serienstar Lena Dunham engagiert und nach Berlin geladen. Für europäischen Glanz sorgt Isabelle Huppert.

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