Wie sich die Investition in den Film auswirkt: Budget deutlich erhöht

Thomas Stipsits in der erfolgreichen Komödie "Griechenland"
Ein Jahr läuft das Filmanreizmodell. Der Andrang ist groß, vor allem im TV- und Streamingbereich. Aber auch der heimische Kinofilm spürt den Rückenwind. Doch was, wenn sich der politische Wind dreht?

Politischer Jubel ist  zumeist mit Vorsicht zu genießen, in diesem Fall aber verständlich.

„Die umfassende Reform der Filmförderung übertrifft ein Jahr nach ihrer Umsetzung alle Erwartungen“, sagt Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) auf Anfrage. „Egal mit wem man in der Branche spricht – alle spüren, dass da viel in Bewegung geraten ist.“ 

 

Seit 2023 kann bei den neuen Förderschienen ÖFI+ und FISA+ angesucht werden. Der ursprüngliche (gesetzlich vorgeschriebene) Budgetrahmen für die im Grunde ungedeckelte Förderung betrug für ÖFI+15,5 Millionen Euro  (vom Kulturministerium verwaltet). „Bei den Auszahlungen für rund 50 Projekte sind wir ziemlich genau dort gelandet, wie es der gesetzliche Rahmen vorgegeben hat“, sagt der Direktor des Österreichischen Filminstituts (ÖFI), Roland Teichmann, im Gespräch.

Explosion bei FISA+

Bei  FISA+ lag die Hochrechnung bei 21,5 Mio. Euro. Hier kam es zu einer regelrechten Explosion. Unterstützt wurden 64 Projekte mit einem Fördervolumen von mehr als 54,1 Mio. Euro. Damit werde laut Zahlen des Wirtschaftsministeriums, das  FISA+  verwaltet, in Österreich eine Wertschöpfung  von rund 162 Mio. Euro geschaffen. Insider berichten, dass die Förderstelle der Bearbeitung der Einreichungen nur unter großen Anstrengungen nachkommen kann.

Wie sich die Investition in den Film auswirkt: Budget deutlich erhöht

ÖFI-Direktor Roland Teichmann

Budget erhöht

Umso wichtiger sei es, dass deutliche Budgeterhöhungen beschlossen wurden, erklärt Mayer. „Damit kommen wir dem Versprechen nach, dass der neue Standortanreiz unabhängig vom Zeitpunkt der Antragstellung verlässlich funktioniert.“ 

Der Budgetrahmen 2024 für ÖFI+ wurde auf 39,9 Mio. Euro erhöht und jener für FISA+ sogar auf 93 Mio. Euro – was einer Vervierfachung entspricht. 

Dabei hält sich der Andrang internationaler Streamingproduktionen (z. B. „The Regime“ mit Kate Winslet) sogar noch in Grenzen. Für ein Projekt wurde bisher die Maximalförderung von 7,5 Mio. Euro genehmigt: Wie der KURIER berichtete, soll für die zweite Staffel der Serie „Nine Perfect Strangers“ mit Nicole Kidman ab Frühling in Österreich gedreht werden (dem Vernehmen nach zum Teil in Salzburg).

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Anderer politischer Wind?

Das Fördervolumen ist auch für nationale Kinofilme deutlich gestiegen. Zusammen mit den weiter bestehenden selektiven Fördermitteln komme man 2024 auf ein Budget von rund 62 Mio. Euro, erklärt ÖFI-Direktor Teichmann. „Das ist  eine Größenordnung, die man auch administrativ bewältigen muss.“ Man werde zwei, drei Mitarbeiter aufnehmen müssen. Keinesfalls wolle er den Apparat zu sehr aufblasen, sagt Teichmann, denn für 2025 ist bei ÖFI+ wieder ein leichter Rückgang auf 35 Mio. Euro eingepreist. Zudem steht eine Nationalratswahl ins Haus. „Ob es dann so weitergeht oder ob man wieder einspart“, sei schwer zu sagen. Teichmann zeigt sich aber optimistisch: „Dass das Modell erfolgreich ist, sieht man am Andrang.“

Vermehrt werden die Möglichkeiten des sogenannten Wertschöpfungsbonus erkannt. Er gilt für echte  Co-Produktionen, bei denen zumindest 100.000 Euro mehr in Österreich ausgegeben werden als finanziert wurden, „weil hier zusätzliches Geld  aus dem Ausland nach Österreich fließt“, erklärt Teichmann. 

Fitz-Komödie

„Immer mehr größere internationale Co-Produktionen klopfen bei uns an, nicht wegen selektiver Förderung, sondern für  zusätzliche Gelder über den Wertschöpfungsmodus.“  Zuletzt wurde die Komödie „Gemischtes Doppel“ mit Florian David Fitz gedreht. Mit rund  1,8 Mio. Euro förderte das ÖFI  – über  ÖFI+ und Wertschöpfungsbonus. „Die hätten sicher nicht hier gedreht, wenn es diese Möglichkeit nicht gegeben hätte“, sagt Teichmann.

2023 konnten österreichische Filme auch beim Kinopublikum reüssieren. Rund 900.000 Kinokarten wurden verkauft – eine Zahl, die zuletzt 2009 überschritten wurde, im Jahr des Oscar-Gewinns von „Die Fälscher“ (1,3 Mio.). Bezogen auf den Gesamtkuchen (siehe Kasten) ist das ein Marktanteil von beinahe acht Prozent.

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Evaluierung vorziehen

Zahlen, die helfen, um nicht nur die Wertschöpfung im Land, sondern auch einen Professionalierungsschub darzustellen. Gegenläufige Effekte sind höhere Personalkosten – nicht nur durch die Teuerung ausgelöst, sondern auch durch die gestiegene internationale Nachfrage.

Bereits heuer will Teichmann, der im Vorjahr für fünf Jahre wiederbestellt wurde, eine Vorevaluierung starten. „Um möglichst früh gerüstet zu sein, falls sich eine neue Regierung  vielleicht fragt, warum man das weiter finanzieren soll.“

Politischer Jubel ist auch etwas Unbeständiges.  

 

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