St. Pölten: Heimkehr mit Haltung

Alain Platel
Brigitte Fürle probt den Neustart. Die neue Intendantin des Festspielhauses St. Pölten im Interview.

Ich bin dem Außergewöhnlichen verpflichtet“, sagt Brigitte Fürle, ihres Zeichens ab Herbst neue Intendantin des Festspielhauses St. Pölten. 48 Eigenveranstaltungen plant die gebürtige Wienerin, die sich nach erfolgreichen Jahren als künstlerische Leiterin von „spielzeiteuropa“ bei den Berliner Festspielen „als echte Heimkehrerin“ fühlt. Fürles Ziel: „Die Positionierung des Hauses in der Internationalität. Denn in St. Pölten sollen Dinge möglich sein, die man so nirgendwo anders sehen kann.“ Das Motto der Spielzeit 2013/’14 lautet „Haltung und Herz“.

Verdi und Wagner

Schwerpunkt ist dabei das moderne Tanztheater; mit den Choreografen Lemi Ponifasio und Hofesh Shechter gibt es gleich zwei „Artists in Residence“. Ein Coup ist der nach eigenen Angaben „international gut vernetzten“ Intendantin auch gelungen: Aus dem von Gérard Mortier geleiteten Teatro Real Madrid kommt die Produktion „C(h)oeurs“ nach St. Pölten. Starchoreograf Alain Platel verbindet darin die großen Chöre aus Wagner- und Verdi-Opern zu einem „Gesamtspektakel“ aus Chor, Musik und Tanz. Fürle: „Das darf man nicht versäumen.“

Neue Partner

Partner sind der neuen Chefin insgesamt sehr wichtig. Mit Mortier gibt es bereits weitere konkrete Gespräche. Auch mit den ab 2014 von Markus Hinterhäuser geleiteten Wiener Festwochen sowie dem Festival ImPulsTanz will Fürle zusammenarbeiten. „Unsere Arme sind offen, wird sind dazu bereit, und die Signale der anderen sind mehr als positiv. Da gibt es gegenseitig eine

St. Pölten: Heimkehr mit Haltung
APA7392336 - 29032012 - WIEN - ÖSTERREICH: Die neue Künstlerische Leiterin am Festspielhaus St. Pölten, Brigitte Fürle, am Donnerstag, 29. März 2012, während einer PK in Wien. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
große Wertschätzung. Wir müssen ja auch neues Publikum für St. Pölten aufbauen.“ Und Fürle wird auch „großes, modernes Musiktheater bringen.“ Im KURIER-Gespräch fallen dabei auch die Namen Robert Lepage und Alvis Hermanis. Fürle: „Von beiden Regisseuren ist in Österreich nicht genug zu sehen.“ Was aber bleibt: Das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich, das noch enger an das Haus gebunden werden soll. Die Tonkünstler eröffnen auch die Saison in St. Pölten am 28. September u. a. mit einem Auftragswerk von Kurt Schwertsik und mit Starpianist Rudolf Buchbinder.

Große Bühne

An die 1000 Plätze sollte Fürle im Großen Saal im Idealfall jeden Abend füllen. Daher verzichtet sie – anders als Noch-Intendant Joachim Schloemer – weitgehend auf kleinere Spielstätten. Denn, so Fürle: „Die große Bühne ist einfach mein Ding. Es geht dabei aber immer um die Qualität. Die x-te Aufführung von Verdis ,Nabucco‘ interessiert mich nicht.“

Das Gesamtbudget des Hauses beträgt 7,7 Millionen Euro. 3, 3 Millionen fließen in Projekte. Das reine Produktionsbudget beziffert Fürle mit zwei Millionen. Genug an Geld? Fürle: „Ja, das war Teil meines Vertrages. Aber sollte man meine Tätigkeit in einem Jahr erfolgreich evaluieren, habe ich sicher nichts gegen zusätzliche Mittel für das eine oder andere Sonderprojekt.“

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