Vor der ESC-Party und JJs Auftritt: 10 "unnütze" Fakten zum Song Contest

Eurovision Song Contest 2025
So ein Eurovision Song Contest dauert lang. Auf dem Weg zu einem möglichen Sieg von Österreichs JJ helfen einige Fakten für den Small-Talk beim gemeinschaftlichen Zuschauen.

Meistens gewinnen englischsprachige Lieder den Song Contest. Zumindest in den vergangenen 24 Jahren war das in großer Mehrheit so. Heuer stehen zumindest statistisch gesehen die Chancen gut, dass das einmal nicht so ist. Denn ganze 19 Länder (von 26) singen in diesem Jahr in ihrer Landessprache. Und bei 15 Ländern ist das nicht englisch. 

In seinen Anfängen hatte der Eurovision Song Contest (damals noch ein Grand Prix de la Chanson) ab 1956 keine Sprachenregelung. Die wurde erst nach zehn Jahren eingeführt, dann gab es von 1973 bis 76 drei liberale Jahre.

Von 1977 bis 1998 war man wieder streng. Seit 1999 herrscht erneut sprachlicher Freestyle. Das Lied, das beim ESC übrigens die meisten Sprachen eingesetzt hat, war „It's Just a Game“, von den Bendik Singers für Norwegen 1973: Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Niederländisch, Deutsch, Irisch, Serbokroatisch, Hebräisch, Finnisch, Schwedisch und Norwegisch. Also quasi der heutige Abend in einem Lied.

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Singt griechisch für Griechenland: Klavdia

Womöglich wird er heute Andi Knoll wieder auf der Zunge liegen. Aber woher kommt eigentlich der Spruch „Die gwinnt uns den Schas“? Die oberflächliche Überlieferungsgeschichte ist bekannt: Der ORF-Moderator sagte den defätistischen, aber eh nett gemeinten Spruch in dem Moment, als Conchita Wurst 2014 den Song Contest gewonnen hatte. Tatsächlich stammt er aber von einer Band, aus deren Mündern man ihn sich ohnehin besser vorstellen kann: Alkbottle. Die Hard-Rock-Band hatte sich um die ESC-Vertretung 2011 beworben und war offenbar insgesamt recht siegessicher. Zum Bewerb geschickt wurde dann aber die Innsbruckerin Nadine Beiler. Und durch sie - beziehungsweise eine Parodie von Christoph Grissemann in der ORF-Comedy „Willkommen Österreich“ - wurde der Spruch dann landläufig bekannt. Der Kabarettist hüpfte mit Perücke und zu engem Paillettenshirt auf und ab und schrie „I gwinn enk jetzt den Schas“ - die Tiroler Übersetzung.

Muttertag war zwar schon, aber der heurige ESC begeht ihn noch einmal: In gleich drei Songs geht es diesmal um die Mutter: Claude aus den Niederlanden gibt die grundpositive Einstellung seiner Mutter weiter, Louane aus Frankreich erinnert an ihre früh verstorbene Mutter und der Beitrag von Norwegens Kyle Alessandro ist inspiriert vom Kampf seiner Mutter gegen Krebs.

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Singt über ihre Mutter: Louane aus Frankreich

Fachkräftemangel auch beim Song Contest? Diesmal singen nicht nur Österreicher für Deutschland, sondern auch Finnen für Schweden. Wirklich neu ist das nicht. 1988 gewann eine gewisse Celine Dion für die Schweiz - dabei ist sie Kanadierin.

Ein gewisses Risiko nimmt Erika Vikman aus Finnland auf sich, in dem sie ihren Beitrag mit „Ich komme“ betitelt hat. In der 69-jährigen Geschichte gab es genau einen Siegersong, der einen deutschen Titel hatte, „Ein bisschen Frieden“ von Nicole. Bei „La la la“, dem Siegertitel von 1968, lässt sich noch trefflich streiten, ob das als Auch-Deutsch durchgeht. Udo Jürgens schummelte sich bei "Merci, Cherie" mit einem französischen Titel um die offenkundige Deutsch-Antipathie herum. Vikman ist aber nicht die erste, die willkürlich mit deutschen Phrasen um sich wirft. Das hat schon Verka Serduchka, bizarre ukrainische ESC-Dragikone gemacht. In „Dancing Lasha Tumbai“ (2007) befahl sie lapidar. „Tanzen!“

Gscheitlpunkte macht man, wenn man weiß: Was ist der höchste Ton, den JJ in „Wasted Love“ singt? Das ist ein Cis6. Damit bewegt sich der Countertenor in den Koloratursphären der Königin der Nacht aus der „Zauberflöte“. Mozart hat ihr den Bereich von Cis6 bis F6 zugedacht. Supergscheitlpunkte gibt's dafür: Der höchste Ton, der je beim Song Contest gesungen wurde, war ein F6. Den hat die Israelin Eden Alene 2021 herausgekiekst.

Opernsänger wie JJ sind nicht gerade häufig beim Song Contest. Sie reüssieren auch mit wechselhaftem Erfolg. Gewonnen hat jedenfalls noch nie einer. Dafür hat einmal ein Tenor mitgesungen, der einen noch bemerkenswerteren Karrieresprung gemacht hat, nämlich als Wunderheiler. Mario del Monaco, berühmter italienischer Opernsänger, sang in der Pause des Song Contests 1965 in Neapel - also außer Konkurrenz. Ihm wurde nachgesagt, dass er in den 1950ern eine blinde US-Amerikanerin sehend gemacht hat. Jedes Mal, wenn Irene Mayer del Monaco live hörte, konnte sie ihn angeblich auch sehen.

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Mario del Monaco am Wiener Westbahnhof

Gesangslehrer im Internet haben übrigens ein mögliches Vorbild für JJ ausgemacht: Dimash Kudaibergen. Das ist ein kasachischer Sänger, der für einen beachtlichen Stimmumfang von sechs Oktaven bekannt ist. Der 30-Jährige ist ein großer Star im asiatischen Raum von Russland bis China und hat über vier Millionen Follower auf Instagram.

Wenn man sich auf eins verlassen kann, dann auf die Wiener Sängerknaben. Sollte JJ heute gewinnen und das Event nächstes Jahr in Österreich stattfinden, dann wird der Chor sicher auftreten. Die hellen Stimmen sind bis jetzt bei allen Song Contests in Wien - also zwei - erklungen: 1967 (in der Wiener Hofburg) und 2015 (in der Wiener Stadthalle).

Die Trinkspiel-Auslöser (also wann man ein Stamperl trinken muss) sind über die Halbfinale in großer Zahl abhanden gekommen. Von den heuer im Startfeld reichlich vorhandenen Porno-Schnurrbärten sind traurige Reste in den Gesichtern der Interpreten von Estland und Schweden übergeblieben. Richtig betrunken wird man auch nicht mehr, wenn man sich für „nackte Oberkörper“ entscheidet: Nach dem Ausscheiden von Australien ist nur bei Schweden textilfreie Männerbrust zu sehen - und bei Armenien, der Kollege hat sich gar nicht erst ein Sakko angezogen. Deswegen: Trickkleid. Die Garderobevariante, bei der ein voluminöses Kleid auf die falsche Fährte lockt und mit einem Ruck den Blick auf sehr viel weniger freilegt, ist heuer wieder sehr beliebt: Bei fünf Auftritten wird Stoff effektvoll weggerupft. Prost.

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