Ermittlungsverfahren gegen André Heller
Dieses Märchen ist in der harten Realität angekommen: André Heller ist endgültig ins Visier der Staatsanwaltschaft Wien geraten. Anstoß ist ein Rahmen mit Skizzen des Künstlers Jean-Michel Basquiat. Nach einer anonymen Anzeige hatte die Staatsanwaltschaft einen Anfangsverdacht geprüft. Und dieser liegt offensichtlich vor. Gegen Heller wurde nun ein Ermittlungsverfahren wegen schweren Betrugs eingeleitet. Dies bestätigt Behördensprecherin Nina Bussek dem KURIER.
Dieser Rahmen aus Holz mit 29 integrierten Skizzen von Basquiat wurde von Heller als ein von Basquiat geschaffenes Werk um 800.000 Euro verkauft – allerdings ohne Echtheitszertifikat, wie auch im Kaufvertrag angemerkt ist. Erst nach Abschluss der Recherchen – die Wochenzeitung Falter berichtete über die Hintergründe erstmals am 2. November – kaufte Heller den Rahmen von der jetzigen Besitzerin zurück.
"Ohne Prüfung"
Hellers Anwalt Thomas Höhne stellte gegenüber dem KURIER eine Betrugsabsicht in Abrede: "Der Rahmen wurde verkauft als Rahmen, auf dem sich Basquiat-Zeichnungen befinden." Höhnes Partner, Thomas In der Maur, übermittelte nun das folgende Statement: "André Heller ist in Kenntnis des Ermittlungsverfahrens, welches die Staatsanwaltschaft Wien noch ohne Prüfung des Sachverhalts zu eröffnen hatte. Herr Heller hat keine strafbare Handlung zu verantworten. Er ist überzeugt davon, dass die gegen ihn erhobenen Vorwürfe rasch und vollständig aufgeklärt werden können."
Ob es zu einer Anklage kommen kann, ist in Juristenkreisen umstritten. Wesentlich sei, ob der Rahmen als Werk von Basquiat zum Verkauf angeboten wurde. Oder als eingerahmte Originalskizzen.
Tätige Reue?
Zudem hatte Heller den Rahmen zurückgekauft. Aus strafrechtlicher Sicht ist wesentlich, zu welchem Zeitpunkt er das gemacht hat. Geschah dies, bevor die Behörden darüber Kenntnis erlangt haben, könnte das als tätige Reue gewertet werden. Dann wäre das straffrei.
Allerdings könnte es aber auch reichen, wenn Heller nur den Eindruck vermittelt habe, dass es sich um ein Original handelt.
Die Vorgeschichte reicht weit zurück: Heller kaufte nach dem Tod von Basquiat 1988 eine Zeichnung eines Kopfes (derzeit in der Albertina ausgestellt). Um diese besser zur Geltung zu bringen, ließ er mutmaßlich einen Rahmen anfertigen, der Basquiat nachempfunden ist. Zudem integrierte Heller die Original-Skizzen von Basquiat, die 1987 im Zuge der Vorbereitungen für "Luna Luna" entstanden waren. Es handelt sich dabei um einen von Heller konzipierten Vergnügungspark inklusive Riesenrad von Basquiat, Labyrinth von Roy Lichtenstein und Karussell von Keith Haring.
"Voodoo-Altar"
Die Assemblage aus Zeichnung und Rahmen, vom Basquiat-Kenner Dieter Buchhart als „Voodoo-Altar“ bezeichnet, hing fast drei Jahrzehnte in Hellers Salon. 2017 entschloss sich Heller, diese über die Galerie Wienerroither & Kohlbacher zu verkaufen. Rahmen wie Zeichnung wurden auf zwei Kunstmessen erfolglos angeboten. Daraufhin erwarb Künstlermanager Amir Shariat für einen Kunden (gerüchteweise eine Stiftung in der Schweiz) zunächst die Zeichnung und Monate später auch den Rahmen.
Die Aufregung um den Rahmen steht im Zusammenhang mit einem Millionen-Deal: Wie berichtet, soll "Luna Luna" nun als Mega-Wanderzirkus um die Welt touren. Als Produktionsbüro fungiert die Firma "DreamCrew", die 2017 vom Rap-Superstar Drake und seinem Manager Adel Nur gegründet wurde.
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