Ende einer Ära: Hip-Hop löst Rock ab

Erstmals ist in den USA nicht mehr der Rock das größte Genre.

Es sind Hochtage der Rocknostalgie: Vor einem halben Jahrhundert wurd die Jugendrevolution im Zeichen der Rockmusik ausgerufen; das Kultmagazin Rolling Stone, das diesen Revolutionsversuch begleitete und in weiten Teilen auch erst ermöglichte, feierte im November 50. Geburtstag.

Es sind auch Tage der Besinnung darüber, wie wenig von dieser einstigen Umwälzungskraft verblieben ist. Längst kommen aus der Rockmusik keine gesellschaftspolitischen Impulse mehr; die rein künstlerische Innovationskraft ist versiegt. Vor allem viele junge Hörer sind längst weitergewandert. Das Coachella-Festival – in vieler Hinsicht Vorreiter im Festival-Zirkus – wird heuer keinen einzigen Headliner aus dem Rockbereich haben.

Diese Abkühlungserscheinungen schlagen sich nun auch in den Zahlen nieder. Erstmals, so das Jahresresümée des amerikanischen Chartmonopolisten Nielsen, war 2017 die Rockmusik nicht mehr das einnahmenträchtigste Genre in den USA.

Die alte Tante wurde überholt von Hip-Hop und R&B, eine übergreifende Genrebezeichnung für die Musik der Afroamerikaner. Wobei hier wohl auch die neue Messgenauigkeit eine Rolle spielt: In den immer wichtiger werdenden Streamingdiensten lässt sich punktgenau ablesen, was die Menschen wirklich hören (und wie oft). In den USA ist das: Rap und R&B. Acht der zehn meistgestreamten Künstler waren aus diesem Bereich, darunter Kendrick Lamar, Drake, und Eminem.

Ende einer Ära: Hip-Hop löst Rock ab
Taylor Swift performs at the Z100's iHeartRadio Jingle Ball 2017 at Madison Square Garden on December 7, 2017 in New York. / AFP PHOTO / ANGELA WEISS

Nur zwei Künstler aus dem Pop schafften es in die Top 10: Ed Sheeran und Taylor Swift. Meistgestreamte Rockband war Metallica.

Streaming ist dabei längst kein Nischenprodukt mehr – 62 Prozent der Gesamteinnahmen im US-Musikverkauf kamen aus diesem Bereich.

Der Einzelverkauf ist hingegen in freiem Fall – was aber für jene auch gut sein kann, die mächtig genug sind, die Zahlen zu manipulieren. Große Acts haben etwa zu ihren Tickets CDs beigelegt; in einem schwachen physischen Markt bedeuten diese "Verkäufe" gleich Topplatzierungen in den Charts.

Hype

All das legt nahe, dass der Hip-Hop schon in den vergangenen Jahren die dominante Spielart war, aber nicht als solche erkannt wurde. Auch jetzt noch tun sich die Labels und Formatradios schwerer mit dem Genre, als man in dem Millionenbusiness erwarten sollte. Viele oft gestreamte Hip-Hop-Nummern wurden über Social Media und soziale Musikdienste wie SoundCloud groß. Und das riecht dann ein bisschen nach einer neuen Revolution.

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