Die "Vienna Biennale" will Liebe zum Planeten vermitteln
"Die Dringlichkeit des Themas kann man gar nicht übertreiben", sagt MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein - und meint den Klimawandel. "Wenn Corona nicht mehr das Thema Nummer eins ist, wird uns keine andere Sache mehr beschäftigen."
Da düstere Zukunftsperspektiven und Warnungen aber mitunter Abwehrreaktionen hervorrufen können, setzt der Initiator der "Vienna Biennale for Change" auf positiv aufgeladene Begriffe: "Planet Love" und "Climate Care", also die Liebe zum Planeten und die Fürsorge in Sachen Klima, sind die Schlüsselbegriffe jener Veranstaltung, die - heuer zum vierten Mal - von 28. Mai bis 3. Oktober mehrere Institutionen der Bundeshauptstadt zu einem gemeinsamen Programm zusammenbringt.
Ein Herzstück des Programms, das die Verantwortlichen am Dienstag den Medien präsentierten, ist die Schau "Climate Care - Stellen wir uns vor, unser Planet hat Zukunft" im Museum für Angewandte Kunst (MAK). Mit nicht weniger als 150 Projekten aus verschiedensten Sparten wollen Thun-Hohenstein und Kuratorin Marlies Wirth dabei vorbildliche Beispiele für den Umgang mit dem Klimawandel geben und diesen auch reflektieren. Denn notgedrungen ist der Klimawandel auch Innovationsmotor, führt in eine "Klimamoderne" und bringt neue Ansätze in Wirtschaft, Kunst und Design hervor.
Die Uni für Angewandte Kunst setzt in einer eigenen Ausstellung ("Ecologies and Politics of the Living") auf Innovationen aus Afrika. Eine Medienskulptur soll dazu direkt die Auswirkungen des Klimawandels am Wiener Karlsplatz veranschaulichen. Auch sonst geht das Programm wieder in den öffentlichen Raum - so präsentieren sich die Siegerprojekte eines von der Wirtschaftsagentur Wien ausgeschriebenen Bewerbs, der neue Zugänge zum Essen suchte, vor dem MAK, dem Museumsquartier und an anderen urbanen Orten.
Die Veranstalter hoffen im Kontext der Pandemie generell auf geöffnete Kunsthäuser, einzelne Veranstaltungen könnten auch noch in den Herbst verlegt werden, hieß es auf Nachfrage. Die "Angewandte" will ihr im Uni-Betrieb gelebtes System, negative Tests zum Eintritt zu verlangen, gegebenenfalls auf den Biennale-Betrieb ausweiten, sagte Rektor Gerald Bast.
Im künstlerischen Programm versammelt die Biennale noch zahlreiche weitere Einzelprojekte - so wurde das Kollektiv Superflux zu einer Installation beauftragt, für die 500 Bäume, die bei einem Waldbrand zerstört wurden, ins MAK geschafft werden. Parallel misst das Museum die C02-Bilanz seiner Hauptausstellung, um auch den "Impact" des Kunst-Systems zu verdeutlichen. In einer weiteren Ausstellung klopfen u.a. Kerstin von Gabain und Ivan Pérard post-akopalyptische Szenarien ab.
Ines Doujak ist mit einer Einzelausstellung im KunstHausWien Teil der Biennale - in ihrer Arbeit geht es Landraub und Kolonialismus, veranschaulicht auf Darstellungen verschiedener Pflanzen. Die Kunsthalle Wien richtet eine Ausstellung für Kinder sowie eine Veranstaltung mit Filmscreenings, Vorträgen und kulinarischem Programm aus: Hier soll es um die Rolle des Wassers gehen.
Da die Baubranche einer der größten Mit-Verursacher des Klimawandels ist, sei das Nachdenken über alternative Zugänge schon länger ein Ziel des Architekturzentrum Wien, erklärte dessen Leiterin Angelika Fitz bei der Pressekonferenz. Die Institution im MuseumsQuartier beteiligt sich mit einer Konferenz am 3. und 4. September an der Biennale - unter dem Motto "Planet Matters" sollen Expertinnen und Experten in mehreren Panels Zugänge zu akuten Herausforderungen finden.
Das volle Programm der Vienna Biennale 2021 finden Sie auf viennabiennale.org
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