Ein Zuhause gibt es nicht

Deborah Levys Debütroman "Heim Schwimmen" hat eine geheimnisvolle Einmaligkeit.

Kein Wunder, dass der Roman der gebürtigen Südafrikanerin nur 160 Seiten hat. Was da alles NICHT drinnen steht, ist das dickere Buch; und das bekommt man mitgeliefert. Großartig ist das.

Auf dem Papier stehen bloß zwei gar nicht glückliche englische Familien, die Urlaub in Nizza machen und denen die Liebe abhanden gekommen ist. Und eine junge Frau ist auch in der Villa. Oft nackt, krank im Kopf, und sie ist nicht zufällig da: Der eine Ehemann ist nämlich Dichter, auf die 60 geht er zu; und sie, also die Störende, die will ihm ein Gedicht zeigen, das sie geschrieben hat. Es heißt „Heim schwimmen“.

Schon stellt man sich vor, dass es rund um den Swimmingpool erotisch wird. Sogar die 14-jährige Tochter des Dichters ahnt etwas – und wird von diesem Urlaub viele Jahre später erzählen.

Scheinbar beiläufig geht Deborah Levy in ihrem Debütroman bis ins Jahr 1942 zurück, in einen finsteren polnischen Wald. Es gab schon damals kein „heim schwimmen“ in die Geborgenheit. Es gibt auch heute kein Zuhause ... und das lassen wir jetzt lieber so stehen, um dem Buch (den beiden Büchern) nichts von seiner geheimnisvollen Einmaligkeit zu nehmen.

KURIER-Wertung: ***** von *****

Info: Deborah Levy: „Heim schwimmen“. Übersetzt von Richard Barth. Wagenbach Verlag. 163 Seiten. 18,40 Euro.

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