"Dark": Die Netflix-Serie geht in die zweite Staffel

Gefangen in der Zukunft, im Jahr 2052. Dort sieht sich Jonas (Louis Hofmann) mit einer postapokalyptischen Welt konfrontiert.
Die weltweit gefeierte Netflix-Serie aus Deutschland gibt auch in der zweiten Staffel einige Rätsel auf. Anspruchsvolle Unterhaltung für Bibelfeste.

Die Menschheit ist nicht erst seit der Kult-Trilogie „Zurück in die Zukunft“ besessen vom Thema Zeitreisen. Davon zeugen zahlreiche Beiträge, die die Faszination zu diesem Thema seit Anfang 19. Jahrhundert dokumentieren: H. G. Wells’ Roman „Die Zeitmaschine“ (1895) steht am Anfang einer Fülle von Science-Fiction-Literatur, die das Zeitreise-Element in den Mittelpunkt der Handlung stellt.

So auch „Dark“. Die seit Ende 2017 auf dem Streamingportal abrufbare Serie lässt Winden, eine fiktive Kleinstadt in Deutschland, nicht zur Ruhe kommen. Der Grund: Ein Tunnelsystem unter einem Atomkraftwerk ermöglicht das Zeitreisen – entweder in die Zukunft oder in die Vergangenheit. Hinzu kommen konstant schlechtes Wetter, unausgesprochene Geheimnisse innerhalb der Familien, jede Menge Drama, rätselhafter Ereignisse und dubiose Gestalten, die auftauchen und wieder verschwinden. Wohin, weiß am Anfang niemand.

Alles ist miteinander ...

"Dark": Die Netflix-Serie geht in die zweite Staffel

Mark Waschke als geheimnisvoller Priester namens Noah.

Bei der Serie, die heute, Freitag, in die zweite Staffel geht, dient das Raum-Zeit-Paradoxon als kreativer Spielball für die verschachtelten und ineinander verstrickten Handlungen, die Zuseher, aber auch Schauspieler immer wieder vor neue Rätsel stellt. „Von Anfang an, seit dem ersten Drehtag, schwirren immer wieder Fragen in meinem Kopf herum. Die Serie beschäftigt mich auch abseits der Dreharbeiten. Das Thema, der inspirierende Inhalt, das macht etwas mit einem“, sagt Mark Waschke, den viele als „Tatort“-Kommissar Robert Karow kennen, im KURIER-Interview.

In „Dark“ spielt der 47-jährige Wahl-Berliner den mysteriösen, scheinbar alterslosen Priester Noah, der sich gerne in Bibelzitaten ausdrückt und sich wie selbstverständlich durch die Zeiten bewegt. „Das Drehbuch von Jantje Friese und Baran bo Odar, meine Rolle und deren Texte erinnern mich an Schopenhauer, an Nietzsche, an Bücher von Yuval Noah Harari, der die Meinung vertritt, dass alles irgendwie zusammenhängt und auch politische Konsequenzen hat. Die Mischung aus tollem Storytelling und anspruchsvollem, philosophischen Inhalt ist herausragend“, schwärmt Waschke.

Mit diesem soeben angesprochenen Mix wurde die erste Staffel von „Dark“ auch zum Publikumserfolg: Bereits drei Wochen nach der Ausstrahlung wurde eine zweite und – wie kürzlich bekannt wurde – eine dritte Staffel in Auftrag gegeben.

Verständlich, denn die Serie erfreut sich auch außerhalb Deutschlands großer Beliebtheit und ist eine der erfolgreichsten nichtenglischsprachige Serien von Netflix. Der große Erfolg lag auch an der behutsamen Heranführung an die nicht immer ganz leicht zu verstehende Handlung: In den ersten Folgen wurden der eher konservativ-klassische Fernseh-Konsument und Krimi-Fan abgeholt. Nach und nach kam dann die Sci-Fi-Zeitreise-Komponente ins Spiel – es wurde komplexer, mysteriöser und anspruchsvoller.

Für den deutschen Schauspieler Oliver Masucci, der in „Dark“ als Polizist Ulrich Nielsen eine tragende Rolle spielt, hat der Erfolg der Serie mitunter damit zu tun, dass man sie nicht einfach nur nebenbei konsumieren kann. „Man muss aktiv zusehen, sich Szenen oftmals zwei, drei Mal ansehen, um sie zu verstehen. Man muss ständig nachdenken und mitdenken. ,Dark‘ wirft immer neue Fragen auf. Das machen andere Serien nicht.“

In der ersten Staffel bewegen sich die Zuseher auf drei Zeitebenen – in den Vergangenheit (1953, 1986) und natürlich in der Gegenwart (2019). Dadurch ergeben sich wahnsinnig viele Handlungsspielräume, zu denen in in der zweiten Staffel noch weitere hinzugefügt werden“, verrät Waschke, der als Noah, als von Gott Auserwählter, wieder das Zeitkarussell drehen und beeinflussen wird. Zu den bisherigen Zeitebenen gesellen sich nun noch Ausflüge ins Jahr 1921 und in eine postapokalyptische Zukunft (2052).

In letzterer ist Ende der ersten Staffel eine der Hauptfiguren gelandet: Jonas, gespielt vom 22-jährigen Schauspieler Louis Hofmann, sucht in einer zerstörten und atomar verseuchten Welt nach dem Ausgang – zurück ins Jahr 2019. Wirklich voran kommt er bei der Suche nach einem Ausweg nicht. „Seine Rückkehr in die Gegenwart ist ungewiss. Die Fragen werden immer mehr statt weniger. Es gibt keinerlei Spur zu den in der ersten Staffel verschwundenen Personen. Daher wird auch der Frust immer größer“, sagt Jonas Hofmann.

... verbunden

Es ist beeindruckend, wie die beiden Ideengeber Jantje Friese und Baran bo Odar die Fäden der Handlung auseinander und wieder zusammenführen – ohne sich dabei zu verknoten. Dazu werden extrem starke Bilder geliefert, die von einem tollen Soundtrack (Soap&Skin liefert mit „Me And The Devil“ die Titelmelodie) verstärkt werden.

„Dark“ ist wie eine Schatzsuche, die immer wieder neue Rätsel aufwirft. Im Zentrum steht dabei die philosophische Frage: Können die Menschen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen – oder ist jede Handlung, jede Entscheidung, ja jede einzelne Lebenslinie als solche bereits vorgezeichnet?
Egal, einfach neugierig bleiben! Die fehlenden Infos für die Lösung werden nach und nach geliefert.

„Dark“:Staffel 1 und 2 sind im Internet auf Netflix abrufbar.

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