Ab September größere Kultur-Events möglich: Bis zu 10.000 Personen

ERÖFFNUNG DER 69. BREGENZER FESTSPIELE
Indoor sind bis zu 5.000, outdoor bis zu 10.000 Besucher möglich. Zugewiesene Sitzplätze bleiben aber Bedingung.

Für die sommerlichen Festspiele in Salzburg und Bregenz kommen diese geplanten Lockerungen der Corona-Maßnahmen einen Monat zu spät.

Nach dem Ministerrat am Mittwoch kündigte die Bundesregierung an, dass mit 1. September Kultur- und Sportveranstaltungen indoor mit bis zu 5.000 Besuchern, outdoor mit bis zu 10.000 Besuchern wieder möglich sein werden. Voraussetzung dafür ist, neben einer weiterhin guten Entwicklung der Infektionszahlen, ein Präventionskonzept sowie Tracking.

Freiwillige Führung von Teilnehmerlisten

Letzteres sieht die freiwillige Erstellung von Teilnehmerlisten durch die Veranstalter vor und gilt bereits ab eine Größe von 100 Besuchern. "Es geht um das Festhalten von Kontaktdaten auf freiwilliger Ebene", unterstrich Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) die Einhaltung geltender Datenschutzbestimmungen. Dieses Kontaktpersonenmanagement soll es ermöglich, "dass überall dort, wo ein Fall ausbricht, das Umfeld und die Kontaktpersonen schnell eruiert werden können". Hier sei jede Stunde wichtig.

Weiterhin sind für die Veranstaltungen zugewiesene Sitzplätze Voraussetzung. "Dort habe ich die Struktur und ist das Risiko ein deutlich reduzierteres", erklärte Anschober. Auch der Mindestabstand ist weiterhin einzuhalten. Zusätzlich sei bei 5.000 beziehungsweise 10.000 Besuchern ein Präventionskonzept zu erarbeiten. "Darin müssen gewisse Grundfragen des Infektionsschutzes geklärt werden, es geht aber bis hin zu Fragen der Zufahrt und des Zugangs", so der Gesundheitsminister.

Kogler sieht nun Planungssicherheit

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), der auch für die Sport- und Kulturagenden zuständig ist, hob die nun mögliche Planungssicherheit hervor. "Die Veranstalter haben jetzt eine Orientierung, das wird für die meisten eine gute Nachricht sein." Gleichzeitig gab er zu bedenken, dass es "sehr große Lockerungsschritte" seien, die man in Aussicht stellt. "Es sind Freiheiten, die wir uns alle miteinander erarbeitet haben. Wir sollten sorgsam damit umgehen."

Kurz: Von guter Entwicklung abhängig 

Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) betonte, dass die skizzierten Schritte nur dann umgesetzt werden können, "wenn die Entwicklung weiter eine gute ist". Mit aktuell 474 aktiven Erkrankten stehe man im europäischen Vergleich sehr gut da. "Wir evaluieren die Öffnungsschritte, bisher haben wir neun große hinter uns gebracht", so Anschober. Bis zum heutigen Tag sei es bei keinem der Öffnungsschritte zu einem spürbaren Anstieg der Infektionen im betroffenen Bereich gekommen, "deswegen trauen wir uns den nächsten Schritt zu und wollen zweitens mit dem heutigen Tag eine Planungsperspektive bieten".

An den für den Sommer geplanten Lockerungen für Veranstaltungen ändert sich unterdessen nichts: Ab 1. Juli sind indoor 250 und outdoor 500 Personen erlaubt, mit 1. August erhöhen sich diese Zahlen auf 500 beziehungsweise 750. Legt der Veranstalter ein entsprechendes Sicherheitskonzept vor, steigen die mögliche Kapazitäten nochmals auf 1.000 respektive 1.250 Personen.

Scharfe Kritik von Pop-Konzertveranstaltern

Wenig Freude haben Veranstalter von Popkonzerten mit den für Herbst in Aussicht gestellten Veranstaltungslockerungen der Bundesregierung. "Für uns ist das lächerlich", meinte Ewald Tatar von Barracuda Music, verantwortlich für Konzerte und Festivals wie das Nova Rock, im KURIER-interview. Zentrales Problem sei, dass sich die neuen Möglichkeiten weiterhin nur auf Sitzplatzveranstaltungen beziehen.

"Die Regelung mit 5000 Sitzplätzen mit Abstand bedeutet für uns, dass wir ab 1. September 100 Prozent unserer Shows absagen müssen. Denn ich kann kein Stehplatzkonzert in ein Sitzplatzkonzert umwandeln" , sagt Tatar. "Sage ich dann der Hälfte der Leute: ,Es tut mir leid, du hast Pech gehabt, du hast keinen Sitzplatz bekommen!'?" Die Regelung bedeute für sein Unternehmen weiterhin "100 Prozent Ausfall" auch im Herbst.

Weiterhin fehle die Planungssicherheit, meint Tatar, "denn in dieser Mitteilung steht schon wieder nicht, bis wann das gilt. Da steht nur Herbst. Aber was heißt das?"

Ähnlich argumentierte man bei Arcadia Live. Man habe die heutige Pressekonferenz "lange herbeigesehnt und aufmerksam verfolgt". Für manche Veranstalter mögen die präsentierten Regelungen eine Erleichterung bringen, "für uns und unser Tätigkeitsfeld ändert sich jedoch nicht wirklich etwas", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der APA. Die Sitzplatzregelungen "tangieren unseren eigenen Veranstaltungskalender - und vermutlich auch jenen vieler KollegInnen im Bereich der 'zeitgenössischen Unterhaltungsmusik' - deshalb kaum bis gar nicht".

Eine wirkliche Perspektive für größere Konzerte im Herbst und Winter gebe es daher auch nicht. "Wir warten weiterhin auf konkrete Ansagen zu Stehplatzkonzerten und können dazu erst etwas sagen, sobald es entsprechende Überlegungen und Regularien seitens der zuständigen Behörden gibt", so Arcadia Live. Gleichzeitig erklärte man, bereits an allen nötigen Sicherheitskonzepten zu arbeiten. "Sobald wir eine Möglichkeit für unsere Veranstaltungen sehen, werden wir natürlich all das umsetzen."

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