Christopher Schärf: Mehr als nur ein Strizzi

Zum ersten Mal für eine ROMY nominiert: Christopher Schärf (40).
Der ROMY-Nominee Christopher Schärf über Castings, bei denen man leer ausgeht und das Wahrhaftige im Film.

Christopher Schärf wurde in der U-Bahn überrascht. „Als der Anruf kam, war ich gerade unterwegs. Ich habe mich über die Nominierung natürlich total gefreut und dabei ganz vergessen zu fragen, mit welcher Rolle ich die ROMY-Jury überzeugen konnte“, sagt Christopher Schärf, der 2018 in vielen und auch unterschiedlichen TV- und Kinoproduktionen zu sehen war. Er war Teil von „Hexe Lilli rettet Weihnachten“, gab in „Womit haben wir das verdient“ den Liebhaber von Pia Hierzegger, machte im steirischen Landkrimi „Steirerkind“ die Planai unsicher und agierte im Wiener Fall „Achterbahn“ als windiger Strizzi.

Zuletzt schnupfte der 40-Jährige im ORF-„Tatort“ „Her mit der Marie“ als Sohn des ehemaligen Rotlichtkönigs Dokta (Erwin Steinhauer) das Kokain am Silbertableau und verkörperte in der erfolgreichen Sky-Eigenproduktion „Der Pass“ den schmierigen Salzburger Bürgermeister mit rechtspopulistischen Tendenzen.

Vertrauen

ROMY-nominiert ist er aber für etwas anderes – und zwar für die Rolle des von Regisseur Wolfgang Murnberger umgesetzten TV-Films, der im Vorjahr via ARD und ORF zu sehen war: In „Nichts zu verlieren“ entführt er an der Seite von Georg Friedrichzwei „Schurken mit Herz“ – einen Reisebus einer Trauergruppe und sorgt dabei nicht nur für Lacher, sondern auch für berührende Momente. „Die Rolle ermöglichte mir, eine andere, sanftere, verletzlichere Seite von mir zu zeigen“, sagt Schärf im KURIER-Interview.

In seiner bisherigen Karriere hat der Wahl-Wiener bereits mehrfach unter der Regie von Wolfgang Murnberger gedreht. Die beiden verbindet mehr als eine berufliche Beziehung, mehr als eine Freundschaft, wie Schärf betont: „Ich halte von seiner Arbeit als Regisseur enorm viel und er schätzt auch mich als Schauspieler sehr. Wolfgang mag das Natürliche und Wahrhaftige im Film genauso wie ich. Er vertraut mir immer wieder Rollen an, weil er weiß, dass ich es draufhabe. Dafür bin ich ihm auch sehr dankbar. Unter seiner Regie konnte ich mich als Schauspieler bislang immer ausleben und mein Potenzial voll ausschöpfen.“

Nach dem Motto „Das Blut der Kunst ist für mich die Wahrhaftigkeit“ investiert Christopher Schärf immer sehr viel in die Figuren, die er spielt – auch wenn es sich dabei nur um eine Nebenrolle handelt.

Christopher Schärf: Mehr als nur ein Strizzi

Georg Friedrich und Christopher Schärf in "Nichts zu verlieren".

Netflix

Obwohl er 2018 einen ziemlich beeindruckenden Lauf hatte, in zahlreichen deutschsprachigen Film- und TV-Produktionen zu sehen war, gibt es nach wie vor Phasen, in denen er bei Castings leer ausgeht, keine Rollen angeboten bekommt. „Da geht es anderen aber auch so. Ich versuche in dieser Zeit kleinere Filme zu drehen und mit Studenten zusammenzuarbeiten. Ich bearbeite dann Drehbücher, bringe meine Erfahrungen ein und gebe Tipps.“ Zurzeit ist er aber in Frankfurt für den Streaminganbieter Netflix im Einsatz und obliegt ob diesem Engagement auch einer Schweigepflicht. Soll heißen: Über seine Rolle und seine Aufgabe in der Serie „Skylines“, die Mitte März abgedreht sein wird, darf er keine Details verraten. Nur so viel: „Es ist eine Geschichte über ein Hip-Hop-Label in Frankfurt, das eng mit der internationalen Finanzwelt verstrickt ist. Ich spiele dabei eine kleine, aber nicht unwesentliche Figur. Ich merke bald, dass das ganze Business total korrupt ist und viel Geld veruntreut wird. Meine Figur will dann von diesem Kuchen auch etwas abbekommen.“

Die Serie sei flott erzählt und beinhalte auch einige Action-Szenen. „Die Stunts spiele ich alle selbst, was sehr anstrengend ist“, betont Schärf. Daher sei es auch wichtig, nach getaner Arbeit abzuschalten, den Kopf freizubekommen. „Nach dem letzten Drehtag ist es ganz wichtig, Abstand zu gewinnen, den Kopf freizumachen. Ich werfe dazu oft das Drehbuch in den Müll. Das ist für mich eine Art Schlussstrich. Die fertigen Filme sehe ich mir kaum an. Das mag ich nicht“, so Schärf.

Christopher Schärf: Mehr als nur ein Strizzi

„Die Toten vom Bodensee“

Nach den Dreharbeiten zur Netflix-Serie „Skylines“ gönnt er sich erstmals eine kleine Pause. Und danach? „Mal schauen. Fix ist bereits, dass ich bei der Krimireihe ‚Die Toten vom Bodensee‘ einsteigen werde. Da wurde ich in der letzten Folge bereits kurz eingeführt: Ich überfahre mit einem Bus die Katze von Nora Waldstätten. Wie sich das Ganze weiterentwickeln wird, steht noch nicht fest: Die Drehbücher werden gerade finalisiert.“
Was er am 13. April machen wird, weiß er hingegen genau: „Da ist ROMY-Gala in der Hofburg.“

Christopher Schärf: Mehr als nur ein Strizzi

TV-Tipp: "Einer von uns"

2009 erschoss die Polizei einen 14-Jährigen bei einem Einbruch in einen Supermarkt in Krems. Inspiriert von diesem wahren Fall greift der Film  „Einer von uns“ (0.20/ORFeins) das Lebensgefühl von Jugendlichen auf,  die  ein perspektivloses Dasein in der Provinz   fristen – an Orten, wo ein temporärer Grillhendlstand vorm Supermarkt bereits eine willkommene Abwechslung darstellt. In so einer Gegend  kommen  der 14-jährige Julian und sein Freund Marko auf blöde Gedanken und damit in Konflikt mit dem Gesetz,  die in einer Tragödie endet. Christopher Schärf spielt im Drama den Möchtegern-Gangster Victor und wurde dafür mit dem österreichischen Filmpreis ausgezeichnet.  

 

 

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