Simonischek war Vieles - darunter Rekord-"Jedermann": Niemand hat die Paraderolle der Salzburger Festspiele so oft gegeben wie Peter Simonischek, von 2002 bis 2009 insgesamt 108-mal.
Ein weiterer -mann machte Simonischek beim internationalen Publikum noch berühmter: Für den Film "Toni Erdmann", in dem Simonischek als Vater mit falschem Gebiss und Käsereibe um die Aufmerksamkeit seiner Tochter kämpft, war sogar der Auslands-Oscar in Sichtweite, für den der Film nominiert war (hier lesen Sie unsere damalige Filmkritik).
Simonischek erhielt den Europäischen Filmpreis.
➤Zuletzt spielte er in einem TV-Film über die deutsche Kolonialgeschichte. Lesen Sie hier ein Interview dazu.
"Menschen zu überraschen"
"Das Schöne an diesem Beruf ist, die Menschen zu überraschen. So zu spielen, dass man nicht schon vorher weiß, was kommt", sagte Simonischek einmal im KURIER-Interview. Und ja, seine Karriere war überraschend - im positiven Sinne.
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Die Karriere des am 6. August 1946 in Graz geborenen Schauspielstars war insgesamt so vielfältig wie die beiden genannten Rollen. Er hat in den vergangenen Jahrzehnten alle wichtigen Partien im deutschsprachigen Raum gespielt. Alleine 20 Jahre lang war er ab 1979 Ensemblemitglied der Berliner Schaubühne. 1999 kehrte er nach Wien ans Burgtheater zurück.
Auf der Bühne war er wandlungsfähig, in der Tonalität, in der Emotion. "Eine Interpretation dem Publikum aufs Auge zu drücken, das gefällt mir überhaupt nicht", sagte er. "Ich halte sehr viel davon, dem Zuschauer ein Angebot zu machen. Und das so verführerisch und unterhaltsam zu machen, dass er gerne dabei ist. Und trotzdem auswählen kann, was zu ihm spricht."
Große Rollen, große Kunst
In Berlin wurde er zum Star. So ist etwa seine Interpretation eines Pariser Lebemannes an der Seite von Udo Samel in Klaus Michael Grübers Wiederentdeckung des Labiche-Stücks „Die Affäre Rue de Lourcine“ an der Berliner Schaubühne legendär. Er arbeitete mit Regisseurin wie Peter Stein, Luc Bondy oder Andrea Breth. In der selben Zeit war Simonischek aber auch viel in Salzburg zu sehen.
Seine Antrittsrolle am Burgtheater, der John Gabriel Borkman, war nicht nur ein Neuanfang am neuen Haus mit Beginn der Direktion Klaus Bachler 1999. Seither war Simonischek nicht nur Ensemblemitglied des Hauses am Ring, sondern seit 2019 auch hochoffiziell dessen Ehrenmitglied. Hier hat er eine immense Bandbreite an Rollen gespielt - von Nestroy und Tschechow über Thomas Bernhard und Edward Albee bis hin zum selbstverliebten Frauenhelden Gustav Heink in Hermann Bahrs „Das Konzert“ oder dem todkranken Professor in der Adaption von Sally Potters „The Party“.
Fernsehstar mit vielen Facetten
Simonischk glänzte ebenso in den TV-Verfilmungen der Daniel-Käfer-Romane Alfred Komareks als auch in der Verfilmung des Robert-Schindel-Romans „Gebürtig“, in der er aus dem nach New York ausgewanderten KZ-Häftling Hermann Gebirtig eine eindrucksvolle Zentralfigur machte. Er hat sich in seinen Film- und Fernseharbeiten viel mit Zeitgeschichte auseinandergesetzt. Ein Interview zum Film "Crescendo", in dem Simonischek einen berühmten Dirigenten und Sohn deutscher NS-Verbrecher spielt, lesen Sie hier.
Seit 1989 war er mit seiner Kollegin Brigitte Karner verheiratet, mit Max Simonischek hat er einen ebenfalls erfolgreich schauspielernden Sohn.
2017 erhielt er die Platin-ROMY für sein Lebenswerk.
Kunst, das war für ihn auch eine Form der Kommunikation, in der es Richtiges und Falsches gab. "Ich bin ein großer Freund der Wahrheit", sagte er. "Sie ist ein wichtiger Baustein für die Freiheit, die wir genießen. Wenn ich Spaß an der Lüge hätte, wäre ich Politiker geworden."
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