Auch der Dirigent ist nun Teil der Ahnengalerie

"Nikolaus Harnoncourt dirigiert den Da Ponte-Zyklus. ORF III zeigt "Così fan tutte" am 30. März um 20:15 Uhr.
Kritik: Mit Mozarts "Così fan tutte" hat Nikolaus Harnoncourt den Da-Ponte-Zyklus vollendet.

Es ist vollbracht. Die Ahnengalerie auf der Bühne des Theaters an der Wien ist vollständig. Neben Porträts von Mozart und allen Protagonisten der drei Da-Ponte-Opern hat auch Nikolaus Harnoncourt sein Plätzchen in dieser illustren Runde gefunden.

Denn es war ja auch der Dirigent, der in den vergangenen Wochen mit "Le nozze di Figaro", "Don Giovanni" und nun "Così fan tutte" sein ideales Mozart-Klangbild bei all diesen Werken präsentierte. Und natürlich blieb der Originalklang-Pionier auch bei "Così" seiner Linie treu.

Unter der Lupe

Auch der Dirigent ist nun Teil der Ahnengalerie
"Nikolaus Harnoncourt dirigiert den Da Ponte-Zyklus: Così fan tutte", Treue und Tricks, Verführung und Verwirrung der Gefühle, Liebe, Leidenschaft und Laster. Der Kosmos Mozart - konzertant in hochkarätiger Besetzung! Wolfgang Amadeus Mozarts Zusammenarbeit mit Lorenzo Da Ponte gehört zu den glücklichsten wie ertragreichsten Symbiosen der Operngeschichte. In dem italienischen Abenteurer fand Mozart einen kongenialen Librettisten, gemeinsam definierten sie die Gattung Oper in inhaltlicher wie formaler Hinsicht neu: Niemals zuvor waren die Figuren musikalisch so genau ausgedeutet und als Individuen gestaltet worden. Die etablierte, gesellschaftliche Ordnung wird in politischer, moralischer und emotionaler Hinsicht nur mühsam gekittet - keine der Figuren kann am Ende wirklich bruchlos so weiterleben wie zuvor. Innerhalb von nur vier Jahren schufen Mozart und Da Ponte drei Opernwerke: Le nozze di Figaro (1786), Don Giovanni (1787) und Così fan tutte (1789/90). Alle drei drehen sich um die Liebe. In Così fan tutte demontiert der zynische Alfonso mit einer Treue-Probe die Liebe zweier glücklicher Paare. Dieses letzte Werk von Mozart und Da Ponte ist zugleich das rätselhafteste. Was ist Schein, was ist echt? Darf man einem Liebesversprechen trauen? Im dritten Teil der Da Ponte-Trilogie aus dem Theater an der Wien unter der musikalischen Leitung von Nikolaus Harnoncourt sehen Sie Mari Eriksmoen (Fiordiligi), Katja Dragojevic (Dorabella), Andrè Schuen (Guillelmo), Mauro Peter (Ferrando), Elisabeth Kulman (Despina) und Markus Werba (Don Alfonso) in einer konzertanten Aufführung. Concentus Musicus Wien, Arnold Schönberg Chor, Theater an der Wien 2014Im Bild: Markus Werba (Don Alfonso), Andrè Schuen (Guillelmo), Mari Eriksmoen (Fiordiligi), Katija Dragojevic (Dorabella) SENDUNG: ORF3 - SO - 30.03.2014 - 20:15 UHR. - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung oder Veranstaltung des ORF bei Urhebernennung. Foto: ORF/Theater an der Wien/Herwig Prammer. Anderweitige Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der ORF-Fotoredaktion. Copyright: ORF, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-13606

Gemeinsam mit dem ihm völlig ergebenen, allerdings weit homogener als zuletzt klingenden Concentus Musicus Wien wählt Harnoncourt teils radikale Tempi. Er seziert diese "Così" förmlich, arbeitet einzelne Details mit der Lupe heraus, rückt die Rezitative ins Zentrum, gönnt sich sehr viel Zeit für seine Mozart-Betrachtungen.

Behübscht ist bei Harnoncourt gar nichts, Arien dienen oft als Katalysator für verdrängte Gefühle, die Sprachbehandlung ist dem Dirigenten das Wichtigste. Eine analytische Umsetzung, die in ihrer Konsequenz beeindruckt.

Die Solisten folgen – wie auch der tadellose Arnold Schoenberg Chor – Harnoncourts Intentionen nach Kräften. So hat die Sopranistin Mari Eriksmoen nach der "Figaro"-Susanna und der " Giovanni"-Zerlina in der "Così"-Fiordiligi ihre vielleicht beste Partie gefunden. Eriksmoens klare, schön geführte Stimme passt größenmäßig perfekt ins Theater an der Wien. Ähnliches gilt für den Mezzo von Katija Dragojevic, die als vokal recht sichere Dorabella zum ersten Mal ins Harnoncourt-Universum eintauchte.

In dieser Hinsicht bereits erprobt, wenn auch nicht unbedingt überragend, ist der Bariton Andrè Schuen, der nach einem biederen Figaro und einem vernachlässigbaren Don Giovanni stimmlich als "Così"-Guillelmo (sic!) einen stärkeren Eindruck macht. Als Ferrando hat der Tenor Mauro Peter schöne Momente; als Don Alfonso ist Markus Werba vor allem zum Sprechgesang angehalten.

Einmal mehr eine Klasse für sich ist Elisabeth Kulman als Despina. Die Mezzosopranistin lässt darstellerisch und gesanglich keine Wünsche offen und zeigt eindrucksvoll, wie lebendig Mozart klingen kann.

KURIER-Wertung:

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