"Don Giovanni": Auch der Weg kann das Ziel sein

Der nette Wüstling fährt zur Hölle: André Schuen als Don Giovanni
Kritik: Nikolaus Harnoncourt setzt mit "Don Giovanni" seinen Mozart-/Da-Ponte-Zyklus fort.

Schön langsam nimmt sie Formen an, die Ahnengalerie auf der Bühne des Theaters an der Wien. Und auch Panini-Sammler durften Sticker von Don Giovanni oder Leporello ins Programmheft kleben. Denn Nikolaus Harnoncourt ist nach "Le nozze di Figaro" mit "Don Giovanni" beim zweiten Teil seines Mozart-Projekts angekommen.

Und natürlich bot auch der "Don Giovanni" wieder neue, ungewöhnliche Hörerlebnisse. Denn wie schon bei "Nozze di Figaro" legen Dirigent Harnoncourt und der ihm völlig ergebene Concentus Musicus Wien viel Wert auf Transparenz, auf Ecken und Kanten, auf teils radikal genommene Tempi. Und wieder hat Harnoncourt massiv an den Rezitativen gearbeitet, die bei ihm mit Sprechstimme absolviert werden. Dadurch rückt der Dirigent den Text von Lorenzo Da Ponte ins Zentrum und frönt einem intimen Kammerspiel.

Geballte Faust

Für dieses (und für den Subtext) der Oper nimmt sich Harnoncourt erneut viel Zeit, lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Nur bei einem gar nicht auf Originalklang programmierten Handy-Geläute ballt der Maestro wütend die Faust und antwortet prompt mit einem orchestralen Fortissimo.

Sonst aber herrscht Mozart pur – so, wie Harnoncourt ihn eben sieht. Gefällig ist da nichts, doch anders als beim "Figaro" wirkt Harnoncourts Dirigat hier milder, ja fast versöhnlicher. Die extremen Brüche werden vor allem in den Arien vollzogen.

Doch auch szenisch wirkt der "Don Giovanni" spielerischer, denn es darf auch ein bisschen (nicht alle Interpreten nützen das) agiert werden. Sogar der gewohnt tadellose Arnold Schoenberg Chor darf ein Tänzchen andeuten. Zur finalen Höllenfahrt reicht ein roter Fleck auf Giovannis weißem Hemd.

Und die Sänger? Hier gibt es wie schon bei der "Nozze" Licht und Schatten. So singt André Schuen den Giovanni wesentlich besser als den Figaro, bleibt mit seinem schönen Bariton vokal dennoch recht unverbindlich. Dieser Giovanni wirkt fast zu nett. Da ist Ruben Drole als starker Leporello auch stimmlich aus einem ganz anderen Holz geschnitzt. Eine tolle Leistung.

Ausgezeichnet: Der junge Tenor Mauro Peter als kultiviert singender Don Ottavio; Mari Eriksmoen liegt die Zerlina besser als die "Figaro"-Susanna. Ihr feiner nicht allzu großer Sopran scheint für diese Rolle prädestiniert. Wie auch Maite Beaumont ihren Mezzo sehr klug in den Dienst der Donna Elvira stellt.

Gleich zwei Partien darf Mika Kares gestalten. Nämlich Masetto und den Commendatore. Beides macht der Bassist sehr souverän. Bleibt Christine Schäfer, die eine enttäuschende "Figaro"-Gräfin war, der Partie der Donna Anna etwas mehr Format geben kann. Ganz auf der Höhe scheint die Sopranistin aber nicht zu sein. Egal, in "Così" wird sie nicht dabei sein.

KURIER-Wertung:

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