Alfred Dorfer: "Angst – offenbar auch eine Kunstform“

Alfred Dorfer: "Angst – offenbar auch eine Kunstform“
Der Kabarettist über Krisenpolitik, Heldinnen, Strache und Mozarts „Figaro“ im Gemeindebau

Was macht ein Satiriker während des Shutdown? Im Fall von Alfred Dorfer: Lesen, nachdenken über die verordnete Auszeit und „Bühnenabstinenz“ – und Freunde mit einem Blunzengröstl bekochen.

KURIER: Wie ist Ihre Erfahrung mit dem Ausnahmezustand?

Alfred Dorfer: Durch die Corona-bedingte, mehrmonatige Zwangspause habe ich wieder gelernt, freie Zeit zu haben. Ohne wirkliche Perspektive, wann es wieder losgeht.

In der Krise wurde die Kultur digital – mit zahlreichen Livestreams.

Bei der Kamera-Optik aus dem Home Office hatte ich oft den Eindruck, Fische sprechen zu mir. Streaming ist oder war nur eine Ersatzhandlung, die jetzt zusehends an Berechtigung verliert.

Corona war in ihrer Dynamik und ihren Folgen einmalig. Nicht einmal vergleichbar mit der Ölkrise Anfang der 70er-Jahre, als den Österreichern ein autofreier Tag in der Woche verordnet wurde.

Das Bezaubernde an der jetzigen Situation ist für mich die Gratwanderung bei dem uns oktroyierten Disziplinierungsakt zwischen Verantwortung und Verlust von Eigenständigkeit. Das ständige Oszillieren zwischen diesen beiden Polen. Die Gefahr ist nicht einschätzbar, weil niemand sagen kann, wie groß sie wirklich ist. Ich habe ein Interview mit einem Virologen gelesen, bei dem er auf acht von zehn Fragen zur Antwort gab: „Wir wissen es nicht. Wir haben keine Ahnung.“ Typisch ist auch das täglich Wiedergekäute: Unsere einzige Chance ist eine Impfung. Aber wann sie kommen wird, wissen wir auch nicht.

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