2,5 Milliarden für Kunst: Viel Nachfrage auf New Yorker Auktionswoche

2,5 Milliarden für Kunst: Viel Nachfrage auf New Yorker Auktionswoche
Der Kunstmarkt brummt trotz Irritationen an den Aktienmärkten - Experten fragen sich, wie lange noch

Während an der Wall Street die Börsenkurse einbrachen, machten die großen New Yorker Auktionshäuser 2,5 Milliarden Umsatz mit Kunst: Auch wenn mehrere Analysten die Furcht äußerten, dass der Kunstmarkt mit Verspätung auf die gestiegene Inflation, gestiegene Rohstoff- und Warenpreise und die Auswirkungen des Ukraine-Krieges reagieren könnte, schien in New York bis zum Freitag noch alles ziemlich in Ordnung. Neben einer Reihe von Kunstrekorden gab Sotheby's am Freitag auch noch bekannt, einen 1955 Mercedes Benz SLR - um 135 Millionen Euro verkauft zu haben, was das Objekt zum teuersten Auto der Welt mache. Auch in Dinosaurierfossilien wurde im Umfeld der Kunstauktionen investiert.

Unter den erzielten Top-Preisen der viel beachteten Auktionswochen, die am Freitag bei Sotheby’s zu Ende gingen, fanden sich neuer Rekord für ein Werk des 20. Jahrhunderts (175 Millionen für Andy Warhols „Sage Blue Marilyn“) und ein neuer Rekord für dessen Mitstreiter Jean-Michel Basquiat, der auch einen schönen Gewinn für dessen Besitzer bedeutete: Der japanische Unternehmer  Yusaku Maezawa hatte das riesige, unbetitelte Bild erst 2016 um den damaligen Rekordpreis von 57,3 Millionen US-Dollar erstanden. Nun erzielte das Werk beim Auktionshaus Phillips einen Preis von 85 Millionen Dollar.

2,5 Milliarden für Kunst: Viel Nachfrage auf New Yorker Auktionswoche

Dass ein Werk von Pablo Picasso, „Femme nue couchee“ von 1932, in der Nacht zum Dienstag bei Sotheby’s 67,5 Millionen US-Dollar erzielt hatte, war im Rekord-Wettbewerb fast schon wieder untergegangen – ebenso wie der Umstand, dass im Wiener Dorotheum in der Vorwoche ein Tizian-Gemälde um respektable 4,8 Millionen Euro versteigert worden war und Christie’s bei seiner Altmeister-Auktion einen neuen Rekordpreis für eine Zeichnung Michelangelos erzielt hatte – ein wiederentdecktes Blatt aus dem Frühwerk war um 21 Millionen US-Dollar versteigert worden.

Doch Alte Meister sind am Top-Marktsegment allenfalls noch ein Nebenschauplatz – der Geschmack geht eindeutig hin zum Zeitgenössischen, die Umwertung weg von „alten weißen Männern“ hin zu Frauen und Personen nichtweißer Hautfarbe ist auch am Markt zu spüren. Da kann es dann passieren, dass auch ein bis zuletzt hoch gehandelter Klassiker ein bisschen alt aussieht: Ein Gemälde von Francis Bacon etwa, „Study for Red Pope“, erzielte bei Sotheby’s mit 46,3 Millionen US-Dollar zwar einen hohen Preis, der aber innerhalb der Erwartungen blieb. Georg Baselitz konnte sich allerdings über einen neuen Höchstpreis am Auktionsmarkt freuen (wenngleich der Künstler selbst davon wenig hat): Die Skulptur „Besuch aus Prag“, geschätzt auf 3-5 Millionen US-$, erzielte mit 11,2 Millionen eine neue Höchstmarke.

2,5 Milliarden für Kunst: Viel Nachfrage auf New Yorker Auktionswoche

Einige Top-Lose der Sotheby’s-Woche, darunter ein Camouflage-Selbstporträt von Andy Warhol (18,7 Millionen US-$) waren aus etablierten Sammlungen gekommen – allen voran jener des Ex-Ehepaars Harry und Linda Macklowe. Deren öffentlich ausgetragener Scheidungskrieg hatte in einer gerichtlich angeordneten Auktion der Kunstsammlung geendet, die in zwei Tranchen ausgetragen wurde. Nach der vielbeachteten Auktion vergangenen November kam nun der zweite Teil dran – der Ertrag der Versteigerung summiert sich nun auf 922,2 Millionen US-Dollar (von denen das Auktionshaus einen Teil als Prämie kassiert).

2,5 Milliarden für Kunst: Viel Nachfrage auf New Yorker Auktionswoche

Doch die neue Geldelite will bei Trends dabei sein, und Sotheby’s hatte extra ein neues Format, „The Now Sale“ genannt, um darauf zu reagieren und gewissermaßen noch gegenwärtiger als die breite Kategorie „Gegenwartskunst“ zu sein. So bildete die Auktion die Repräsentanz der afroamerikanischen Bildhauerin Simone Leigh bei der Venedig-Biennale ab; eine Büste Leighs erzielte 2,2 Millionen US-Dollar und damit das elffache des oberen Schätzwerts (200.000 US-$). Bemerkenswert auch der Höhenflug einer auf breiter Basis kaum bekannten Malerin namens Anna Weyant, die zeitgenössische Sujets in altmeisterlicher Technik malt: Ihr Bild „Falling Woman“, geschätzt auf 150.000 bis 200.000 Dollar, ging für 1,62 Millionen US-$ an einen Onlinebieter. Es könnte etwas damit zu tun haben, dass der Galerie-Gigant Larry Gagosian kurz zuvor bekannt gegeben hatte, Weyant künftig in seinem Programm zu vertreten – und mit der Malerin auch privat liiert ist. So etwas nährt die Hoffnung auf Wertsteigerung, wenngleich die Zukunft des Kunstmarkts ein Ratespiel bleibt.

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