Wie weit darf Humor für Sie...gääähn?!

Wie weit darf Humor  für Sie...gääähn?!
Paul Pizzera über Lachen, das im Hals stecken bleibt.

„Herr Pizzera, wie weit darf Humor für Sie GEHEN?“ Ich beantworte diese häufig gestellte Frage in fast jedem Interview wie folgt: „Na ja, das ist schwierig, aber jedenfalls nicht so weit, wie damals die Deutschen in Stalingrad. Die sind nämlich definitiv viel zu weit gegangen. Andererseits aber definitiv viel weiter als Jörg Haider seiner Zeit, weil er, zu seinem eigenen Wohl, noch viel weiter gehen hätte sollen.“

Wie Sie sich vorstellen können, geht dieses Statement nicht ansatzweise so oft in Druck, wie weißrussische Demonstranten dieser Tage in Deckung. Aber warum stellt schwarzer Humor für so viele Leute einen Dorn im Auge dar? Oder anders gefragt: Ist das nicht die logische Konsequenz, wenn es davor rote Rosen regnen soll? Weil ich persönlich bis dato ein sehr tolerantes Verhältnis zu Humor pflege, bin ich immer wieder verblüfft, wer aller weiß, wie Humor zu sein hat und vor allem wann und wo Intellekt in Geschmacklosigkeit mündet. Wenn einem bei Rezeption eines „bösen Schmähs“ das Lachen im Halse stecken bleibt, dann war da aber vorher – nona – ein Lachen und somit eines der wichtigsten, menschlichen Ausdrucksverhalten, die wir von Geburt an in uns tragen. Selbiges stößt aber auf eine antrainierte moralische Stopptafel, die uns verbietet, das lustig zu finden, weil die Angst davor gesellschaftlich ausgeschlossen zu werden, Vorrang hat. Da kann die makabre Pointe, die uns instinktiv schmunzeln lässt, hupen so viel sie will.

Ich für meinen Teil liebe schwarzen Humor und bin deshalb kein schlechterer Mensch, als Sie. Sicher auch kein Besserer, aber eben auch kein Schlechterer. Warum? Weil Humor eine Begabung ist. Humor kann nicht jeder. Und wenn jemand anders begabt ist, als Sie und ich, dann ist das nur gut so. Denn gäbe es nur Gleichbegabte, glich sich auch das Weiche und das Harte.

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