"Tagebuch": WM-Start nach dem 60. Geburtstag

Hubertus von Hohenlohe will im schwedischen Åre zumindest die Qualifikation im Riesenslalom für Mexiko bestreiten.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Immer wieder Kitzbühel. Die Stadt am (konträr zum letzten Jahrhundert) dank selbstkritisch gewordener Veranstalter gar nicht mehr so geschwollenen Kamm gerät selbst dann in den Schlagzeilen, wenn eine vermeintlich entführte alte Dame aus dem Hause Esterhazy dort Zwischenstopp macht. Was aber treiben in der Hahnenkammwoche Promis, die nur aus sportlichen Gründen medial geadelt wurden?

Torlaufkönig Marcel Hirscher kommt heute zum Sponsortermin seiner Bank per Hubschrauber aus Salzburg angeflogen. Er versichert dabei zig Mikrofonträgern zum x-ten Mal, dass er nicht beim Super-G starten wird, sondern sofort nach dem Raiffeisen-Empfang (per Helikopter) abheben und erst Samstagabend wegen des Sonntag-Slaloms wiederkommen wird.

Fußball-Kaiser Franz (Beckenbauer), der jahrelang als Villenbesitzer öfters in Kitzbühel als dahoam in München gewesen war, meidet wie alle Winter wieder den Streif-Rummel. Gesundheitlich geht’s Deutschlands ehemaligem Weltmeisterspieler und Weltmeistertrainer wieder besser. Nachdem er den Krebstod seines ältesten Sohnes und fast parallel dazu die (zum Teil untergriffige) Kritik junger Investigativjournalisten zu verkraften hatte. Dass Franz Beckenbauer, 73, bei Prozessen (im Zusammenhang mit dubiosen Geldflüssen vor der WM 2006) nie rechtskräftig verurteilt wurde, tut seinem (inzwischen mit vier Bypässen versehenem) Herzen sicher gut.

Abfahrtskaiser Franz (Klammer) wird, weil topfit, auch als 65-jähriger Ehrengast die eisige Streif (auf der er vier Mal triumphiert hatte) sturzlos meistern. Und dann im Party-Marathon starten, bei dem er sicher auch einen seinen besten Freunde trifft. Die Rede ist vom einzig „echten“ Adeligen im Skizirkus.

Hubertus von Hohenlohe kommt aus dem Südtiroler Pustertal, wo er – kein Schmäh – zuletzt für die WM trainierte. Der multinationale rasende Prinz will im schwedischen Åre zumindest die Qualifikation im Riesenslalom für Mexiko bestreiten. Und das, obwohl der Mann, der seit 35 Jahren wie 35 aussieht, nächste Woche 60 wird.

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