Blankes Eis: "Die Streif ist kein Kindergeburtstag"

Ein Skirennläufer springt über eine eisige Piste.
Die erste Trainingsfahrt auf der Streif erhitzte die Gemüter - und bringt die Athleten an ihre Grenzen.

Es sollte sich mittlerweile eigentlich längst herum gesprochen haben, dass man die Streif nie nach dem Äußeren beurteilen darf. Wer sich davon blenden lässt, dass über Kitzbühel die Sonne lacht; wem die kitschig angezuckerten Baumwipfel entlang des Hahnenkamms Salz in die Augen streuen; wer diese Postkartenidylle nicht durchschaut – der wird aus seinem Wintertraum schnell ein böses Erwachen erleben. Spätestens bei der Steilhangausfahrt, wahrscheinlich sogar schon nach der Mausefalle.

„Die Streif ist kein Kindergeburtstag“, betonte Routinier Hannes Reichelt nach dem ersten Trainingslauf am Dienstag und damit fand der Sieger von 2014 sogar noch vergleichsweise liebliche Worte. Anderen Abfahrern stand nach dem ersten Streifzug über das blanke Eis das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben.

Erstes Abfahrtstraining auf der Streif

Überfordert

„Sinnlos, das hat mit Skifahren nichts mehr zu tun“, beschwerte sich Romed Baumann, der eigentlich als besonnener Zeitgenosse gilt. „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich einmal so überfordert war.“ Der Tiroler war nach dem Steilhang sogar kurz stehen geblieben, weil er sich dermaßen unsicher gefühlt hatte und keinen Ausritt riskieren wollte. Für den Familienvater nimmt die Gratwanderung im Grenzbereich mittlerweile bedenkliche Züge an. „Wenn man sieht, dass ein Viertel der Läufer der Weltcupliste nicht am Start ist, dann ist es zach.“

Mit jedem Weltcupwochenende wird die Liste der Schwerverletzten länger, dazu passt die Ausfallquote im ersten Training auf der Kitzbüheler Streif. Sechs Läufer kamen nicht ins Ziel, darunter Kjetil Jansrud (NOR), der sich eine Handverletzung zuzog. Sieben Abfahrer, die für das Training genannt hatten, waren erst gar nicht am Start erschienen.

Damit blieb ihnen einiger Nervenkitzel erspart. Für Max Franz, dem man keineswegs unterstellen kann, ein ängstlicher Typ zu sein, fühlten sich die ersten 30 Fahrsekunden wie der blanke Horror an. „Ich hab’ mich während der Fahrt gefragt: ‚Was passiert da jetzt?‘ Ich bin in Wahrheit einfach nur froh, dass ich heil herunter gekommen bin.“

Heil und sogar auch noch schnell schaffte es Matthias Mayer über die Streif, der trotz seiner Hüftprellung vor Benjamin Thomson (CAN) und dem Ennstaler Daniel Danklmaier die Bestzeit aufstellte. Aber auch Mayer sagte: „Ich bin nicht unglücklich darüber, dass am Mittwoch kein Training ist.“

Kitzbühel-Abfahrtssieger seit 1995:

Ein Skirennläufer mit Helm und Skiern lächelt in die Kamera.

1995 gewann Luc Alphand (FRA) beide Abfahrten.

Ein Skirennläufer fährt auf einer schneebedeckten Piste an zwei Fahnen vorbei.

1996 gab es eine Abfahrt, in der Günther Mader (AUT) triumphierte.

Ein Skirennläufer mit Ski und Helm, der von Sponsorenlogos bedeckt ist.

1997 gewann Luc Alphand die erste...

Ein Skirennläufer jubelt mit erhobenen Skiern nach einem Rennen.

... Fritz Strobl die zweite Abfahrt.

Ein Skirennläufer mit Mütze und Sponsorenlogos blickt in die Kamera.

1998 ging die erste der zwei Abfahrten an Didier Cuche (SUI), die zweite...

Ein Skirennläufer in voller Montur während eines Rennens.

... an den Italiener Kristian Ghedina. 

Ein Skirennfahrer in karierter Hose fährt einen Hang hinunter.

1999 gab es erneut zwei Kitz-Abfahrten, die erste gewann Lasse Kjus (NOR), die zweite...

Ein Mann mit blonden Haaren und einer dunklen Jacke vor einer Zimmerpflanze und einer Kerze.

... Hans Knauß.

Ein Skirennläufer mit Helm und Skibrille, der bei kaltem Wetter atmet.

Die einzige Abfahrt im Jahr 2000 gewann Fritz Strobl.

Ein Skirennfahrer in voller Montur während eines Rennens.

Im Jahr darauf gab es den nächsten österreichischen Sieg, und zwar durch Hermann Maier. 

Ein Skifahrer springt während eines Rennens in Kitzbühel.

Die österreichische Siegerserie ging auch 2002 weiter, als sich Stephan Eberharter zum Gewinner kürte.   

Ein Skirennläufer jubelt mit erhobenen Skiern vor einer Zuschauermenge.

Daron Rahlves aus den USA beendete die ÖSV-Serie 2003. 

Ein lächelnder, kahlköpfiger Skirennläufer mit Bart trägt eine Milka-Weste mit der Nummer 16.

2004 gab es zum letzten Mal zwei Abfahrten. Lasse Kjus hieß der Sieger der ersten,...

Ein Mann mit Skiausrüstung steht im Schnee.

... Stephan Eberharter Sieger der zweiten Abfahrt. 

Eine rote Pistenraupe präpariert eine Skipiste vor dem Hintergrund von Schwarz-Weiß-Fotografien.

2005 fiel das Rennen den Wetterbedingungen zum Opfer. Regen, Schneefall und starke Windböen haben nach dem Super-G auch eine Absage der schnellsten Disziplin herbeigeführt.

Ein Skirennläufer mit der Nummer 16 rast eine schneebedeckte Piste hinunter, umgeben von Zuschauern.

2006 gab es dank Michael Walchhofer erneut einen Heimsieg. 

Eine Skipiste mit rotem Sicherheitsnetz schlängelt sich einen verschneiten Hang hinunter.

2007 führten ungewöhnlich hohe Temperaturen zur Absage der Speed-Bewerbe in Kitzbühel.

Ein Skifahrer fährt vor einer großen Menschenmenge mit Flaggen einen Hang hinunter.

Von 2008 bis 2012 fuhr der Schweizer Cuche vier Siege auf der Streif ein, lediglich...

Ein Skirennläufer feiert seinen Sieg mit Trophäe und Blumen vor einer jubelnden Menschenmenge in Kitzbühel.

2014 gab es einen Heimsieg. Hannes Reichelt ist bis heute der letzte Kitz-Abfahrtssieger.

Arnold Schwarzenegger mit einem Skirennläufer in Kitzbühel.

2016 ließ sich der Südtiroler Peter Fill von Star-Gast Arnold Schwarzenegger beglückwünschen. 

Ein italienischer Skirennläufer springt während eines Rennens in blauer Rennkleidung.

Seinen zweiten Erfolg in Kitz feierte Paris 2017.

Ein Skirennläufer hält eine goldene Trophäe und einen Blumenstrauß in der Hand.

Im Vorjahr überraschte der Deutsche Thomas Dreßen mit seinem Sensationssieg.

Ein Skirennläufer mit Helm und Skibrille lächelt in die Kamera.

Am 25. Jänner gewann Dominik Paris die Streif-Abfahrt zum dritten Mal. 

Das Programm der Hahnenkamm-Woche

Donnerstag, 11.30: 2. Abfahrtstraining
Freitag, 11.30: Super-G. 18.00: Startnummervergabe für die Abfahrt (Zielgelände). 18.30: Siegerehrung Super-G (Zielgelände)
Samstag, 11.30: Abfahrt. 14.30: Kitz-Charity-Trophy. 18.00: Startnummervergabe für den Slalom. 18.30: Siegerehrung Abfahrt
Sonntag, 10.30: Slalom, 1. Lauf. 13.30: 2. Lauf

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