Rabinowich geht essen: Hungry Guy
Wer etwas wilde Mischung und Würzigkeit und Straßenleben und Schmelztiegel in seine Speisekarte bringen möchte, kann das in Wien an etlichen Orten tun. Zum Beispiel aber sehr, sehr gut in der Innenstadt, in der Nähe der Synagoge. Einer, der wissen muss, wie man Magenknurrende befriedigt, ist nämlich Guy. Genaugenommen: Eyal Guy. Noch genauer genommen: jener Guy, der gerne isst und kocht, zwischen Israel und Wien. Also, kurz zusammengefasst, der Betreiber von Hungry Guy. Er weiß auch garantiert, wovon er spricht, wenn er als Konzept „Open Kitchen – Open Mind“ angibt: Nicht nur ist sein Team multinational, auch das Essen ist es. Und die Küche auch. Im Lokal im ersten Bezirk sieht man im offenen Küchenbereich die Hühnchen, die sich lasziv an der Go-go-Stange aller Hühner drehen, die Pitas werden täglich frisch zubereitet, was man schmeckt.
Das ist die eine Seite der Geschichte. Die andere ist die Speisekarte, die sich sehr traditionsübergreifend zeigt: vom persischen Schmorgericht Fesendjan (ein köstlich geschmortes, würzigfruchtiges Huhn mit Granatapfelkernen und feinem Reis, das ich wärmstens ans gerührte Herz legen möchte, mehr als das, baden will man darin, nichts als eintauchen und sich damit einreiben, so gut duftet es ) bis zu israelischen Klassikern wie Shakshuka oder dem veganen marokkanischen El-Fenn-Salat mit Quinoa, Orangen, gerösteten Pistazien, roten Zwiebeln, Datteln, Granatapfelkernen, Jungspinat und Minze, ein blumiger Strauß an Süße und Frische. Ein Hoch auf diesen Salat jedenfalls! Und dann natürlich als Geist über allen Wassern noch Hummus, Hummus, Hummus. Hummus ist unvermeidlich! Und nun zu etwas ganz anderem, nämlich den bildgebenden Pitas, immerhin ist das Logo des Hungry Guy eine solche, angebissen wie das Apfel-Logo.
Die Pitas stellen sicherlich einen echten Wien-kann-auch-Schmelztiegel-wie-NYC-Schwerpunkt dar und sind äußerst variationsfreudig, da ist Corona im Vergleich ein Dreck dagegen. Und wenn man mich fragt, besser Pita als Covid! Von Schnitzel bis Cevapcici und Rotisserie-Hühnchen mit Kraut und Mangochutney bis zur veganen Beyond-Meat-Füllung und Schawarma gibt es hier alles, was der hungrige Magen vom Hungry Guy begehrt. Aber auch an so abenteuerliche wie interessante Neuinterpretationen wagt man sich hier, beispielsweise eine Hamburger-Pita (mit Melonen, Zwiebeln, Süßkartoffeln und Senf, überraschend neu und übrigens meine persönliche Lieblingspita). Das alles kann man, dem Name Street Food stringent folgend, auch im Schanigarten vor dem Lokal einnehmen. Mr. Hungry Guy teilt mit mir übrigens außer seinem guten Essen auch noch etwas anderes: nämlich die Bekanntschaft seiner großartigen Frau, was er vermutlich aber nicht weiß. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.
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