Kralicek geht essen: Ich war eine Woche in Paris
In Ferdinand Raimunds „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“ gibt es einen Diener namens Habakuk, der bei jeder Gelegenheit darauf verweist, zwei Jahre in Paris gewesen zu sein. So ähnlich geht es mir, seit ich unlängst eine Woche in Paris verbracht habe. Unter anderem weiß ich jetzt, dass sich der gute Ruf der französischen Küche nicht nur in Hauben und Michelin-Sternen niederschlägt. Ich wohnte nämlich nicht im Hotel, sondern in einer Wohnung, und die lag nicht in einem der touristisch besonders beliebten Viertel, sondern in einer „normalen“ Wohngegend.
„Normal“ unter Anführungszeichen, weil innerhalb des Pariser Stadtgebiets nichts wirklich normal ist, aber sagen wir: Es war ein relativ normales Grätzel. Normal bedeutet in Paris, dass es gleich am Eck einen kleinen Markt gibt, wo ausgesprochen gut aussehendes Obst und Gemüse, frische Meeresfrüchte, reifer Käse und knusprige Bio-Grillhendln verkauft werden.
Mein Lieblingshändler war der Typ vom Obststand, der ab acht, neun Uhr in der Früh so lautstark seine Ware anpries, dass er spätestens um drei am Nachmittag keine Stimme mehr hatte; wenn er ein Stanitzel mit dunkelroten Kirschen befüllte, strahlten seine Augen voll Stolz auf die eigene Ware. Normal bedeutet in Paris aber auch, dass das nichts Besonderes ist, dass es gleich ein paar Gassen weiter den nächsten Markt gibt. Und wer in Paris einmal um den Block geht, kommt an drei Bäckereien vorbei, für die man in Wien durch die halbe Stadt fahren würde. Ich war eine Woche in Paris und weiß jetzt: Spitzengastronomie beginnt dort an der nächsten Straßenecke.
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