Hände hoch und Kamera fallen lassen!

Ein Plädoyer dafür, den Fotoapparat auch mal stecken zu lassen und die Umgebung bewusst zu bewundern.
Caroline Kaltenreiner

Caroline Kaltenreiner

In Amerika gibt es den Spruch „Picture or it didn’t happen“ – heißt so viel wie, ohne Beweisfoto glaube ich dir gar nix. Der Spruch hat auch die Welt des Reisens erreicht. Das Resultat: Horden von Reisegruppen steigen aus Bussen, pilgern in diesen Horden zum besten Fotopunkt – der Guide hat ihn im Bus schon genau erklärt –, kämpfen ohne Rücksicht auf andere um den besten Platz fürs Foto, drücken zur Sicherheit gleich 20-mal ab und rennen mit Scheuklappen wieder zum Bus zurück. Dabei wirkt es teilweise, als hätten sie den Ausblick, die Sehenswürdigkeit nur durch ihre Handys oder ihre Kameras betrachtet. Absurd.

Statt die Zeit, die man vor Ort bekommt, voll auszukosten, sich auf eine Bank oder einen großen Stein zu setzen und die Szene mit allen Sinnen aufzunehmen oder die Umwelt zu beobachten, sitzen manche lieber bis zur Abfahrt im Bus oder gieren zu den Souvenirständen, wo das gleiche angeboten wird wie bei den fünf Stopps zuvor.

So soll das nicht weitergehen!

Sollten Sie sich einmal in einer ähnlichen Situation ertappen: Drei Schritte zurück, Hände hoch und Kamera fallen lassen! Na gut, vielleicht nicht fallen lassen, aber schauen Sie sich bitte erst um. Machen Sie nur drei Fotos, dann sparen Sie sich auch das mühsame Aussortieren daheim. Nehmen Sie sich Zeit, hören Sie genau hin, vielleicht führt Sie das Gezwitscher ja zu einem schönen Vogel. Riechen Sie an exotischen Blumen, atmen Sie tief ein und genießen Sie den Augenblick. Das wird für Ihre Erinnerung viel besser sein als jedes Foto.

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