Zehn Tage offline: Ein Smartphone-Junkie auf kaltem Entzug

Caroline Kaltenreiner genießt es, auf Reisen nicht mit dem Internet sondern mit Mensch und Natur verbunden zu sein
Caroline Kaltenreiner

Caroline Kaltenreiner

Kürzlich war ich mit dem Sonderzug African Explorer unterwegs. Von den Victoriafällen in Simbabwe durch Mosambik und Swasiland, Endstation Pretoria, Südafrika. War großartig. Details erzähle ich Ihnen ein anderes Mal, heute gehts nur um eine Kleinigkeit. Vier Buchstaben. W, L, A, und N. Das gab’s nicht an Bord. Der Betreiber lehnt es partout ab, dass sich seine Kunden von irgendwelchen Nachrichten aus der Welt ablenken lassen. Im Vorfeld schon fragte ich mich, was es mit mir machen würde. Zehn Tage offline. Und ich eine, die vor und nach dem Schlafen noch einmal alle Kanäle am Smartphone checkt. Also Junkie auf kaltem Entzug. Überraschenderweise habe ich das Offlinesein von Anfang an gut weggesteckt und viel schneller genossen, als ich mir das vorgestellt habe. Verbunden mit Natur und Menschen, statt mit dem Internet. Auch Konversationen mit den neu gewonnenen Freunden werden interessanter, wenn man gemeinsam darüber nachdenkt, wie denn nur der eine Film geheißen hat in dem der eine Schauspieler mitgespielt hat,... Sie nehmen ungeahnte Abzweigungen, statt unweigerlich auf Google zu enden. Statt dauernd aufs Smartphone zu schauen, wurde über gesellschaftspolitische Probleme diskutiert, Buchtipps ausgetauscht und viel gelacht. Erlebnisse sind einfach intensiver, wenn das Hintergrundrauschen entfällt. Man sich auf das Hier und Jetzt konzentriert. Ich bin jetzt Fan vom Offlinesein. Nur Schattenseiten gibt’s halt auch. Spätestens nach dem ersten Vibrieren bei wiedererlangter Konnektivität holt einen die digitale Welt ein. 717 Arbeitsmails, 170 Sofortnachrichten am Handy. Man kann auf Pause schalten, aber ganz entkommen geht dann doch nicht. Und so paradox es klingt: Irgendwann muss man zurück in die Realität und die ist auch online. caroline.kaltenreiner@kurier.at

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