Umschneidern statt wegwerfen oder Billigkauf

Balqiz und Israa zeigen dem Reporter verschiedene selbstgenähte Kleidungsstücke.
Textil-Upcycling war das diesjährige Kunstprojekt der Wiener START-Stipendiat_innen. Mehr als 100 Fotos.

Balqiz Azamai zieht sich eine gestickte Tischdecke über den Kopf und schlüpft in einen hellblauen Rock, den sie über ihre Hose anzieht. Israa Amin hilft ihr, die Überkleidung zurecht zu ziehen und bindet ihr einen Gürtel um. Dass das Oberteil aus einer alten Tischdecke umgeschneidert ist, liegt auf der Hand. Aber, so erzählt die Trägerin dieser Klamotten: „Der Rock war ein T-Shirt“, fährt mit den Händen in die Taschen links und rechts: „Das waren die kurzen Ärmel“, die sie natürlich am Ende zugenäht hat.

Ihre genannte Kollegin zeigt stolz ein T-Shirt, das am unteren Ende viele Stoff-Zöpfe zieren. „Ich hab einfach von unten viele schmale Streifen reingeschnitten und die dann geflochten. Aber ich hab auch aus anderen Stoffen zum Beispiel Buchstaben ausgeschnitten und drauf genäht. So steht auf einer Seite nun „Running wild“ und das aus einem raubtier-gemusterten Stoff. Dieses T-Shirt wird später bei der Modeschau von Himanshi Khetarpal freudestrahlend über den kurzen Laufsteg getragen.

Eine junge Frau probiert eine gehäkelte Bluse an, während eine andere Frau ihr hilft.

Eine junge Frau probiert eine weiße Häkelbluse an, während eine andere Frau ihr hilft.

Eine junge Frau hält ein T-Shirt mit der Aufschrift „First Aid Kit“ hoch.

Eine junge Frau mit Hijab präsentiert ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Renewing Wild“.

Eine junge Frau mit Hijab präsentiert ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Renewing Wild“.

Eine junge Frau hält ein T-Shirt mit der Aufschrift „First Aid Kit“ hoch.

Zwei junge Frauen posieren nebeneinander für ein Foto.

Eine Frau präsentiert eine schwarze Umhängetasche mit aufgestickten Buchstaben.

Eine Frau mit Brille und Tasche steht vor einem Regal mit Textilien, während ein Mann im Hintergrund steht.

Ein junger Mann hält einen roten Rucksack mit blauem Gurtband, auf dem „Liechtenstein“ steht.

Ein junger Mann präsentiert einen roten Rucksack mit blauen Trägern.

Eine Person öffnet einen roten Rucksack mit blauem Gurtband, auf dem „Liechtenstein“ steht.

Ein junger Mann mit blonden Dreads hält einen roten Rucksack.

Ein junger Mann öffnet einen roten Rucksack mit der Aufschrift „Liechtenstein“.

Ein junger Mann mit einem roten Rucksack mit blauen Trägern in einem Raum.

Ein Mann mit Dreadlocks trägt einen roten Rucksack vor einem Regal mit Stoffen.

Eine Person trägt eine rote Tasche mit der Aufschrift „Liechtenstein“.

Ein Mann mit einem roten Rucksack mit der Aufschrift „Liechtenstein“ steht in einem Geschäft.

Eine junge Frau mit Hijab präsentiert Mode vor einem Publikum.

Eine junge Frau mit zerrissenen Jeans und einem T-Shirt mit Fransen posiert in einem Bekleidungsgeschäft.

Eine junge Frau mit Häkelponcho, Rock und Stiefeln posiert in einem Bekleidungsgeschäft.

Eine Frau in einem weißen Oberteil und Stiefeln posiert, während ein Mann im Hintergrund steht.

Eine junge Frau mit einem T-Shirt der Band First Aid Kit und zerrissenen Jeans lächelt.

Eine junge Frau präsentiert eine selbstgemachte Jeanshandtasche vor einem Regal voller Stoffe.

Eine lächelnde Frau mit Jeans und einem T-Shirt mit Aufdruck trägt eine Umhängetasche.

Eine junge Frau mit Brille betrachtet eine Handtasche in einem Geschäft.

Eine Frau mit Brille trägt ein ungewöhnliches Outfit mit Jeansrock und Stiefeln.

Eine Frau mit Brille präsentiert ein selbstentworfenes Kleidungsstück in einem Atelier.

Eine Frau mit Brille und Tasche in einem Geschäft mit Stoffen und Kleidung.

Ein junger Mann läuft in einem gelben Trikot an Zuschauern vorbei.

Ein Mann mit einer Tasche präsentiert Kleidung vor einem applaudierenden Publikum bei „Babel“.

Ein Mann hält eine Tasche mit angehängten Stoffpuppenbeinen hoch.

Ein Mann hält ein selbstgenähtes Kleidungsstück mit der Aufschrift „Live, Learn, Laugh“ hoch.

Ein Mann im Schweden-Trikot greift in eine blaue Tasche, während ein anderer Mann im Hintergrund steht.

Ein Mann im Schweden-Trikot greift in eine blaue Tasche, während ein anderer Mann im Hintergrund steht.

Zwei Männer stehen vor einem Regal mit Kleidung.

Eine Frau drapiert einen roten Geldbeutel an einer lila Samtrock auf einer Schneiderpuppe.

Ein Mann steht neben einer Schneiderpuppe mit einem Rock und einer roten Tasche.

Eine Frau mit Hijab präsentiert ein farbenfrohes Kleid in einem Modegeschäft.

Eine Frau mit Hijab präsentiert ein farbenfrohes, langes Kleid mit Schlitz.

Eine lächelnde Frau mit Hijab präsentiert ein farbenfrohes, selbstentworfenes Kleid.

Eine Frau mit Hijab präsentiert einen Rock mit auffälligem Muster vor einem Regal mit Stoffen.

Re- und Upcycling

Wir befinden uns im Recycling-Kosmos in der Ottakringer Kirchstetterngasse 60, Ecke Friedmanngasse. Hier haben die diesjährigen START-Stipendiat_innen (Förderung Jugendlicher mit Migrationsgeschichte bis zum Abschluss ihrer Schullaufbahn oder Ausbildung) zwei Wochenenden lang ihr Kunstprojekt durchgeführt. Jedes Jahr steht für die Jugendlichen dieses Förderprogramms ein anderes Kunstprojekt auf dem Programm. Diesmal war es Upcycling. Aus alten Stoffen und Materialien nähten sie neue Kleidungsstücke bis hin zu einem sehr festlichen bodenlangen Rock (Mariama Ibrahim Miko) oder Taschen und Rucksäcke.

Ein Gebäude an der Ecke der 16. Kirchstetterngasse.

Der Recycling Kosmos samt einem Teil der Material-Koje...

Ein Schaufenster ist mit Werbung für Deutschkurse und Recycling Kosmos beklebt.

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Mehrere Personen stehen in einem Geschäft vor einem Kleiderständer.

...Befüllen der Kleiderständer für den späteren Gewandtasuch

Eine Gruppe von Menschen betrachtet ein großes, orangefarbenes Tuch.

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Mehrere Personen durchstöbern Kleidung auf einem Wohltätigkeitsbasar.

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Zwei Frauen wählen Kleidung an einem Kleiderständer aus.

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Eine Lampe, upgecycelt aus einer Wrigley's Spearmint Kaugummipackung und anderen Objekten.

Upgecyclte Lampen...

Mehrere ungewöhnliche Lampen hängen an der Decke.

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Ein „Reparaturmanifest“-Poster, mehrere Computer-Motherboards und ein Filmplakat für „Welcome to Sodom“.

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Zwei Personen betrachten ein Plakat mit einer Weltkarte und einem Tortendiagramm zum Thema „Umweltsünde: Mode“.

Die informativen, inhaltlichen ...

Zwei Personen befestigen Plakate zum Thema „Umweltsünde Mode“ an einer Wand.

... Plakate über Transportwege, Arbeitsbedingungen ...

Ein beschriftetes Plakat mit dem Titel „Alternativen & Handlungsmöglichkeiten“ zu nachhaltigem Konsum.

... und Alternativen

Eine Schneiderpuppe trägt ein weißes Oberteil und einen violetten Rock mit roter Tasche.

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Krawatten als Rucksack-Träger

Sabiha Muradi zeigt dem Kinder-KURIER eine selbst genähte Tasche. Später bei der gemeinsamen Modeschau, bei der mehr als die Hälfte der rund eineinhalb Dutzend „Stipis“ einige ihrer hergestellten Werke vorführten, wird sie auch einen Rock präsentieren, der oben aus einer umgeschneiderten Jeans und darunter einem bunten anderen Stoff besteht.

Edison Baardies hat sich aus rotem Stoff einen Rucksack genäht - mit einigen Innentaschen. Stolz ist er auf die „Konstruktion“ seiner Träger, „die hab ich aus zwei blauen Krawatten genäht. Als ich die gesehen habe, war mir klar, das sind meine Rucksackträger. Und ich mag die Farbkombination rot-blau.“

Eine Gruppe junger Menschen steht in einem Raum vor einer Projektion mit Porträts.

Eine Gruppe junger Menschen steht in einem Raum und hört aufmerksam zu.

Eine Gruppe von Kindern und Erwachsenen sitzt in einem Raum mit einer Kleiderpuppe.

Eine Gruppe junger Leute schaut gemeinsam auf ein Smartphone in einem Raum voller Kleidung.

Eine Gruppe von Studenten arbeitet gemeinsam an einem Projekt.

Eine Gruppe junger Leute steht in einem Raum mit Kleidungständern und diskutiert.

Eine Gruppe junger Menschen steht in einem hellen Raum zusammen.

Eine Gruppe von Menschen steht in einem hellen Raum und unterhält sich.

Eine junge Frau liest Notizen, während ein junger Mann ein Foto davon macht.

Eine Gruppe von Menschen steht in einem hellen Raum zusammen.

Mehr als Werken

Die Jugendlichen sind hier in diesen „Kosmos“ von Esther Weinberger und Gudrun Büsel eingetaucht. Die haben nicht nur diesen Workshop durchgeführt, sondern sorgen auch sonst dafür, dass Menschen altes Gewand abgeben können, um diesem ein weiteres (Kleidertausch) oder neues Leben zu ermöglichen.

Eintauchen in den Bereich Re- und Upcycling hieß aber viel mehr, als nur handwerkliche Fähigkeiten neu zu erlernen oder aufzufrischen. Das hieß auch, sich mit Arbeitsbedingungen von Menschen in der Textilindustrie, vor allem in Fernost, zu beschäftigen, mit Müllvermeidung, bewusstem Konsumieren usw. Samstagabend stellten die Jugendlichen ihre Erkenntnisse sowohl in Plakaten an den Wänden als auch in verschiedenen Präsentationen vor.

Eine Gruppe junger Leute präsentiert „Multi-Lösungswege“ für faire Kleidung.

Mehrere Arbeitsgruppen ...

Eine Präsentation über faire Mode mit dem Slogan „I don't want to die for fashion“.

... stellten ihre Erkenntnisse ...

Eine Frau hält ein Schild mit der Aufschrift „I Don't Want to DIE for FASHION“.

... zu Tehmen wie ...

Eine Liste von Forderungen, darunter bessere Bildung, faire Löhne und Proteste gegen die Bekleidungsindustrie.

...

Eine Gruppe von Menschen steht in einem Raum mit einem Plakat über Upcycling.

... ökologische Belastung der Bekleidungsindustrie, ...

Eine Frau präsentiert eine Folie mit Porträts junger Menschen vor einer kleinen Gruppe.

... Soziale Aspekte in der Produktionskette ...

Eine Präsentation von „Start“ mit Porträts junger Menschen und ihren Berufen.

...

Eine Gruppe junger Menschen steht vor einer Präsentation mit Porträts und Informationen über junge Journalisten und Textilarbeiter.

... oder alternative Möglichkeiten vor...

Eine Gruppe von Kindern und Erwachsenen in einem Raum, einige sitzen auf Stühlen.

...die sie recherchiert hatten ...

Eine Gruppe von Menschen bei einer Präsentation über Arbeitsverhältnisse in der Textilindustrie.

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Eine Gruppe von Menschen sitzt und steht in einem Raum und hört aufmerksam zu.

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Kinder sitzen auf Stühlen vor einer Gruppe von Erwachsenen.

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Eine Frau hält eine Präsentation zum Thema „Umweltsünde: Mode“ vor einem jungen Publikum.

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Das Logo von Disaster Clothing mit mehreren Filialen in Wien.

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Vier junge Leute stehen vor einer Leinwand mit dem Logo von „Disaster Clothing“.

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Eine Gruppe von Jugendlichen sitzt und steht in einem Raum, während ein Fotograf sie aufnimmt.

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Eine Gruppe Jugendlicher sitzt und steht vor einem Fenster und einem Banner der Organisation START.

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Ein Publikum sitzt bei einer Veranstaltung in einem Raum.

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Eine Frau hält eine Präsentation über „Umweltfreundliche Mode“ vor einem Publikum.

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Eine Präsentation über „Disaster Clothing“ mit mehreren Personen im Raum.

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Eine Gruppe junger Leute präsentiert ein Projekt zum Thema Upcycling.

...

Eine Frau hält eine Präsentation zum Thema „Umweltsünde: Mode“ vor einem jungen Publikum.

...

Talk-Show

So luden die schon genannte Sabiha Muradi und Atila Bamyani als Moderationsteam zu einer Art TV-Talk-Show, in der vier andere Stipendiat_innen in die Rollen von Textilarbeiter_innen von Bangladesch bis China schlüpften bzw. einer einen österreichischen Jugendlichen gab. Der wurde durch die realistischen Schilderungen der Arbeitsbedingungen zum kritischen Nachdenken vor dem Einkaufen angeregt. Das hoffen die Jugendlichen mit diesem Projekt auch zu erreichen. Für sich selber gab es diese Anstöße.

Anstöße, die sich nicht auf Kleidung beschränkten. Auch beim Buffet, das Atila Bamyani, als HAK-Schüler bereits Inhaber eines nigelnagelneuen Lokals, Peace Kitchen“ - der (Kinder-)KURIER berichtete (siehe weiter unten) - anliefert, auch auf Müllvermeidung bzw. Recycling (kompostierbare Trinkbecher) geachtet und Fleisch vermieden.

https://www.recyclingkosmos.at/

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Eine Gruppe junger Menschen posiert für ein Foto in einem Innenraum.

Eine Gruppe junger Menschen posiert für ein Foto in einem Raum mit einem Regal voller Kleidung.

Eine Gruppe junger Leute sitzt zusammen und benutzt ihre Smartphones.

Eine Gruppe von Menschen sitzt in einem Raum mit einem Whiteboard im Hintergrund.

Eine Gruppe junger Menschen sitzt in einem Raum mit Postern zum Thema nachhaltige Mode.

Drei junge Frauen unterhalten sich in einem Raum mit Regalen.

Eine Gruppe junger Leute steht zusammen und lächelt in die Kamera.

Eine Frau hält Essen und spricht mit einem Jungen, während ein junger Mann daneben sitzt. Im Hintergrund sind Plakate zu sehen.

Zwei junge Leute unterhalten sich in einem Büro.

Vier Personen stehen vor einem Regal und einem Banner der Organisation START.

Eine Gruppe junger Leute tanzt in einem hellen Raum.

Ein junger Mann übt einen Tanzschritt in einem hellen Raum.

Ein Mann mit Brille und einem blauen Tuch um den Kopf steht in einem Raum.

Eine Frau fotografiert ein Buffet mit verschiedenen Speisen.

Ein Buffet mit Crêpes, Gemüse und anderen Speisen wird von Menschen bedient.

Menschen bedienen sich an einem Buffet mit Speisen wie Fladenbrot und Gemüse.

Eine Gruppe junger Menschen posiert für ein Foto in einem Raum.

Eine Gruppe junger Menschen posiert für ein Foto in einem Raum mit einem START-Banner.

Eine Gruppe junger Menschen posiert für ein Foto in einem hellen Raum.

Eine Gruppe junger Menschen posiert in einem Raum für ein Foto.

Eine Gruppe junger Menschen posiert für ein Foto in einem Raum mit einem „Start“-Banner.

Über START-Stipendien

Das START-Stipendienprogramm fördert engagierte Schüler_innen mit Migrationsgeschichte auf ihrem Weg zur Matura. Unterstützt werden die Jugendlichen sowohl finanziell als auch durch individuelle Beratung und Begleitung, zahlreiche Bildungsseminare und Workshops, gemeinsamen Exkursionen oder bei der Studien- und Berufswahl.

2006 in Wien von der Crespo Foundation initiiert, gibt es das Stipendienprogramm mittlerweile auch in Ober- und Niederösterreich, Salzburg und Vorarlberg.

https://www.start-stipendium.at/

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