Spielend und spielerisch lernen in den Summer City Camps
Irgendwie schaut’s aus wie im – Corona-Abstands-bedingten – normalen Schulbetrieb. Mitten in den Ferien. „Aber hier gibt’s keine Hausübungen und es ist nicht so streng“, sagt der 11-jährige Adel. Der Kinder-KURIER besuchte zwei der 34 Standorte der Summer City Camps.
Schon im Vorjahr
Diese Camps- die gesamten Ferien über - gab’s schon im Vorjahr – getrennt nach Volksschule und Unterstufe. Wegen des sehr eingeschränkten Unterrichts während des Corona-Lockdowns wurde einerseits die Anzahl der Standort ausgeweitet und andererseits „haben wir die Förderung ausgebaut, weil durch das verkürzte Semester viele Kinder Nachholbedarf haben“, heißt es aus dem Büro des Bildungsstadtrates Jürgen Czernohorszky. „So werden für Volksschulkinder im Rahmen der Summer City Camps an sechs bestehenden Standorten zusätzlich Förderkurse angeboten, die wochenweise gebucht werden können.“ Die Stadt Wien setzt dabei auf Partner-Organisationen wie die Volkshochschulen, Interface oder die Kinderfreunde – was das stellen von Betreuungspersonen, Sprachförderung oder auch die Abwicklung betrifft. 7200 Kinder und Jugendliche nutzen heuer diese Angebote – manche nur eine, andere auch mehrere Wochen.
Nachlernen und vertiefen
Zurück zum Lokalaugenschein bei den 10- bis 15-Jährigen: Und neben dem Vorteil, keine Hausübungen zu bekommen, gibt’s auch ausgedehntes Freizeitprogramm mit Spiel, Sport und Ausflügen. Die ganzen Ferien bis zum – hoffentlich echt normalen – Schulstart im September.
Adel hat sich für die Teilnahme an – mindestens – einer Woche am Standort Koppstraße (Wien-Ottakring) entschieden, „weil ich im Herbst in Deutsch eine Nachprüfung habe“. Einiges habe er hier wiederholt, gefestigt und ist zum Beispiel jetzt sattelfest, wann ein das zum dass wird und zwei s hat. Nach einer knappen grammatikalischen Abhandlung über Nebensätze, Konjunktion bzw. Bindewörter kommt Adel dann zum konkreten, einfachen, praktischen Verfahren zu prüfen, wann mit einem und wann mit zwei s: Wenn ich welche/welcher/welches einsetzen könnte, dann nur das ansonsten dass.
„Das hab ich eh schon gewusst – von meiner älteren Schwester, die mir manches oft viel langsamer erklärt. „Aber hier hat sich’s vertieft.“
Deutsch verfestigen – durch viel reden
Was dann beim Lokalaugenschein kommt ist das Erklären eines Begriffs mit möglichst vielen Worten – ohne den Begriff selbst aber nennen zu dürfen. Wer als erstes draufkommt, ist die/der Nächste vor der Tafel um einen weiteren Begriff zu beschreiben. Safihs, Omars, Halas, wiederum Adels und Amalies Hände schnellen meist urschnell in die Höhe – oft nur durch Sekundenbruchteile getrennt.
Improvisieren
Und dann geht’s ab in den Pausenbereich in die Eingangshalle – weil der Regen an diesem Vormittag den großen Garten samt seinen fixen Tischtennis-Tischen sozusagen sperrt. Aber die Betreuerinnen und Betreuer – vieles Studierende einschlägiger Berufe wie Lehramt oder Pädagogik – haben sich auch so manche sportliche Alternative einfallen lassen. Tische werden per rot-weißen Absperrändern kurzerhand zu weißen Tischtennistischen umfunktioniert. Für die Spielerinnen und Spieler eine große Herausforderung. Diese Tische sind schmäler und kürzer! Dennoch schaffen sie von vornherein den Corona-Abstand. Übrigens ebenso wie die Hula-Hoop-Reifen.
Spielerisch lernen
Die meisten der Jugendlichen nehmen die folgende angebotene nachmittägliche ausschließlich Freizeitbetreuung nicht in Anspruch, sie konzentrieren sich auf die Lerneinheiten in Deutsch, Mathe, Englisch – mit zwischendurch auflockernden Bewegungs- und Spieleinheiten. Übrigens Spielen: „Hangman“ mögen wir auch sehr, erzählen die genannten Jugendlichen und ihre Kolleg_innen, die nicht fotografiert werden wollen/dürfen – also spielerisches Lernen. Ebenso mögen viele die Lese-Einheiten mit anschließendem darüber reden, so dass auch klar ist, dass das Gelesen verstanden wurde.
Spiel im Zentrum
Anders als bei den Jugendlichen entscheiden sich bei den Kindern viele – oder deren Eltern – für das Ganztagesangebot mit sehr viel Bewegung und Spiel vor allem am Nachmittag. An dem regnerischen Kinder-KURIER-Besuchstag in der Ottakringer Roterdstraße steht nach dem gemeinsamen Essen bei dem der KiKu Felix, Dario, Marco, Lara und Nathaniel auch fotografieren darf, unter anderem das Großgruppen-Gemeinschaftsspiel „Die Werwölfe von Düsterwald“ auf dem Programm. Karten zeigen den im Kreis Sitzenden, welche Rolle sie in dem folgenden Spiel einnehmen (müssen). Volle Konzentration, genaues Zuhören was jenes Kind, das die Rolle des Erzählers einnimmt, sagt. Genaues Artikulieren – das sind sozusagen die „Nebeneffekte“, die bei diesem Spiel geübt, erlernt, vertieft werden.
Leidenschaftliche Leserin
Katharina (11) sitzt da lieber allein an einem Tisch und vertieft sich in ein dickes Buch. „Ich les gern und viel schon seit der 1. Klasse Volksschule, seit ich lesen kann.“ Auf die Frage nach Vorlieben meint sie: „Eigentlich les ich alles, was mir in die Hände kommt, aber derzeit am liebsten Fantasy.“
Schleim
Im freien Spiel, Basteln und werken reden die Kinder ohnehin untereinander. Lara hat eine Box mit Glitter-Schleim von zu Hause mitgebracht. Um sie scharen sich einige Kinder, um sich das eine oder andere Stück Schleim auszuborgen und zu formen. Von einigen Lara’schen Kreationen lässt sich daneben Nathaniel inspirieren. So entstehen nacheinander immer längere oder wuchtigere Ketten. Ein wenig Veränderung und schon werden aus Halsketten Kopfhörer.
Oder Flächen, in die hineingeblasen wird – wie Kaugummi-Blasen nur ohne die Masse in den Mund zunehmen. Oder einen Pool, in dem Lara eine Armband versteckt und Sekunden später daraus ein Herz formt. Nebean wird aus einer fetten Halskette in wenigen Sekunden die chinesische Mauer ...
Zauberhafte Papp-Teller
An einem anderen Tisch fertigen Taiba, Wisal und Masal aus runden Papp-Tellern Kunstwerke an – erst mit bunten Stiften und dann bohren sie am Rand Löcher, durch die sie Wollfäden ziehen auf die sie kleine Perlen fädeln. Bewegen sie die Scheibe, wird sie zu einer Art Rassel. Andere überziehen Blumentöpfe mit bunt gestalteten, gespannten Papieren und machen die Töpfe somit zu Trommeln - wie Hamzah in einem weiteren Klassenzimmer, wo er zuvor mit seiner Schwester Sinah vor allem sich beim schnellen, geschickten Cup-Song "austobte".
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