Muscheln, Austern ... - Ausflug an den Korneuburger Meeresstrand
„Für mich war neu, dass hier alles einmal Meer war“, fasst Tori (10) am Ende ihren Besuch in der Fossilienwelt (Stetten bei Korneuburg, NÖ) zusammen. Ihren schauTV-Reporterkollegen Joshua (12) haben die Haie am meisten beeindruckt. Von denen gab es hier ganz viele – verschiedene, auch solche, die in recht flachem Wasser unterwegs waren.
Kinder-KURIER und schauTV schauten sich mit den beiden Jungreporter_innen im Indoor- und Outdoor-Museum in der Gegend des „veschwundenen Meeres“ um, das hier vor rund 16 ½ Millionen Jahren existierte. Das heißt, eigentlich war das hier am Rande des Korneuburger Beckens eine Art Küste mit Mangrovenwäldern und starkem Austausch von Salz- und Süßwasser – eines Flussdeltas. Muscheln, Perlen, Haifischzähne, Seekuh-Knochen, Teile eines Süßwasserdelphin-Schädels – und noch viel mehr – wurde im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts systematisch aus dem Boden „gefischt“ und gesammelt. Einiges kam ins Naturhistorische Museum. Aus vielem aber wurde vor mehr als zehn Jahren hier ein Museum aufgebaut – mit großem Außenbereich am Teiritzberg.
Nashörner, Mamuts, Krokodile
Auf dem wurden auch viele Bäume gepflanzt, sodass die Entdeckungstouren großteils im Schatten zurückgelegt werden können. Am Wegesrand stehen zweidimensionale metallene Tierfiguren – Nashörner, Mammut, Hirschferkel und so manche andere – die hier in der Gegend gelebt hatten. 3D sind dafür Darstellungen der Gegend wie sie ausgeschaut haben könnte, einzelner Pflanzen, Pollen oder von Tieren (Krokodilen) in einer Handy-App. Handys und die 3D-Aufsteckbrille kann bei der Kassa ausgeborgt werden. Manche davon sogar als Videos – etwa ein Rundumblick vom Gipfel des Hügels. Auf dem steht übrigens ein Turm in Form einer überdimensionalen Turmschnecke. (Weil auf der engen Wendeltreppe der Abstand kaum gewahrt werden könnte, ist der Turm derzeit nicht zu besteigen.
Zeitleiste
Eine 46 Meter lange Zeitleiste lässt die fast 17 Millionen Jahre zurückliegende Zeit, als hier Meer war, ziemlich schrumpfen. Jeder Zentimeter dieser Zeitreihe entspricht einer Million Jahre. Also doch nur 17 Zentimeter – und der Start der Erde liegt 46 Meter (4,6 Milliarden Jahre) zurück!
Sandbucht
Am meisten gefiel Tori und Joshua der Aufenthalt in der Sandbucht – und nicht nur ihnen. Die meisten Kinder mögen diesen Ort. Sie bekommen große Siebe und dürfen den Sand nach Fundstücken durchsuchen. Schneckengehäuse, Muscheln, Haifischzähne…
Traumjob am Spielplatz seiner Kindheit
Die Fundstücke werden immer in der Früh von Andreas im Sand versteckt. Er betreut nicht nur die Sandbucht. „Mädchen für alles“ stellt er sich vor – Hausmeister und Techniker. Schließt das Museum im Herbst, „dann beginnt für mich die meiste Arbeit“ vertraut er dem Kinder-KURIER an. An allen Ecken und Enden ist das eine oder andere zu reparieren, ergänzen… Wenn er über die Arbeit hier redet, leuchten seine Augen. Für den 61-Jährigen ist es mehr als ein Job, es ist Leidenschaft – mit Rückreise in seine Kindheit. „Ich bin aus Stetten. Als Buben haben wir in der Sandgrube – nicht der jetzigen Sandbucht – gespielt, ständig Muscheln und anderes Zeug gefunden. Aber z’Haus hat die Mama dann das meiste wegg’haut.“ Das „Größte“ – sowohl tatsächlich als auch in der Erinnerung, das Andreas als Kind aus der Sandgrube am Bergabhang ausgebuddelt hat, „war eine 20 Zentimeter große Turmschnecke“, erzählt er dem Reporter und dem Kameramann. Dabei zeigen seine Hände die Höhe dieses Fundes an – und die Augen strahlen.
Spät erforscht
In der Gegend waren solche Funde wohl bekannt, „aber dass da einmal Meer war, haben wir als Kinder nicht gewusst. Wir haben uns nur schon sehr gewundert, dass es da so viele Muscheln, Schnecken und so gab“.
Dann hat sich in Korneuburg ein Verein der Freunde der Mineralien und Fossilien gegründet, im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts wurde systematisch und wissenschaftlich im Untergrund gebuddelt und Schatzsuche betrieben. Neben vielen einzelnen Fundstücken stießen die Forscher_innen auch auf Teile eines Austernriffes, das erst zu Beginn der 2000er-Jahre gänzlich freigelegt werden konnte. Mehr als 15.000 Riesenaustern – fast ein Meter lang, die größten weltweit – und dazu mehr als drei Dutzend Muschel- und Schneckenarten wurden entdeckt. Sie sind seit der Gründung des Museums durch zehn Gemeinden der Gegend vor rund elf Jahren in einer Halle. In einer Multimedia-Show flimmern darüber Filme mit schwimmenden Haien, Krokodilen usw.
Insgesamt fanden die Forscher_innen 650 verschiedene Pflanzen- und Tierarten.
Fossilien-Workshops für Kinder
Viele Geschichten von Mammuts, Säbelzahntigern und anderen Urzeitbewohnern…
18. August: „Leben in der Eiszeit“
Der Workshop findet unter Einhaltung aller Coronna- relevanten Maßnahmen von 12 bis 16 Uhr bei jedem Wetter statt, der Einstieg ist laufend möglich.
Für Kinder von ca. 6 – 12 Jahre.
Unkostenbeitrag 3 € pro Kind.
Arbeit am Spielplatz der Kindheit
Bald nach Gründung der „Fossilien- und Perlenwelt“ meldete sich Andreas, um hier arbeiten zu dürfen. „Ich war vorher Anlagentechniker, hab schön verdient, war aber das ganze Jahr viel unterwegs.“ Dann war das Haus gebaut und abbezahlt, ein ruhigerer Job kam gelegen. „Außerdem tauch ich bei der Arbeit ständig in meine Kindheit ein. „Am liebsten mag ich den Teil meiner Arbeit, wenn Kinder zu mir in die Sandbucht kommen, um zu graben. Das erinnert mich stark an meine Jugendzeit.“
„Tricks“
Wobei Andreas, aber auch alle anderen im Museum zugeben, die Teile, die Kinder aus dem Sand buddeln stammen nicht von den echten Funden. Diese Muscheln, Schnecken, Haifischzähne usw. werden am Markt gekauft. Und der Sand ist auch nicht der originale, erklärt Andreas. Der ist zu lehmhaltig – drum gab’s ja hier auch das Ziegelwerk. „Wenn es regnet und danach die Sonne scheint, wird dieser Lehmsand hart wie Beton. Da musste am Anfang immer jemand mit einem Traktor kommen und den aufrauen, zerkleinern. Darum hab ich dem damaligen Chef vorgeschlagen, doch einen Marchsand für die Sandbucht zu verwenden. Außerdem haben wir unter der Grube Löcher, so dass Regenwasser unten rausrinnen kann. Das fangen wir auf und ich verwende es, um hier die Pflanzen zu gießen, ein richtiges Recycling.“
Fossilienwelt
2100 Stetten, Austernplatz 1
Bis 31. Oktober 2020
Di – So: 10 bis 17 Uhr, letzter Einlass 15:30 Uhr
Montag Ruhetag (ausgenommen Feiertag)
Eintrittspreise
Gratis für Kinder bis 16 Jahre
Erwachsene: 12,50 €
Führungen:
Aufpreis: Kinder (6 bis 16): + 2 €
Erwachsene: + 3€
Sandbucht:
Kinder: 5 €
Erwachsene: 7 €
Familienkarte – 2 Erwachsene, 3 Kinder: 16,50 €
Telefon: (022 62) 624 09
Fossilienwelt -> Preise
Events.at -> Leben in der Eiszeit
Hier der schauTV-Beitrag
gedreht von Hannes Wappl
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