Spielerisch den Klimawandel erfahren – und was du dagegen tun kannst
Abwechselns treten Tori (10) und Joshua (12) in die Pedale des grellgelb bemalten Fahrrad-Ergometers. Strampeln sie kräftig genug, beginnt eine an der Stange nach oben befestigte Lampe zu leuchten. Es ist eine der (inter-)aktiven Stationen der neuen Wechsel-Ausstellung „Klima & ich“ im Haus für Natur im St. Pöltner Kulturbezirk. Daneben ist die Dauer-Schau über Natur in Niederösterreich zu erleben – mit echten (großen) Fischen in Gewässern, Ameisen und anderen lebenden Tieren in Terrarien, weshalb ein Dauerrauschen zu hören ist. Beide Ausstellungen starteten mit 1. Juli, die Sonderausstellung zum ersten Mal – bis 7. März des kommenden Jahres.
Vor-Schau
Einige Tage vor der Eröffnung durften Kinder-KURIER und schauTV mit den beiden oben genannten Kindern, die auch als Reporter_innen in Aktion traten, „Klima & ich“ anschauen und ausprobieren. Darauf legten die Ausstellungsmacher_innen großen Wert. Viel anstrengender als das Treten in die Fahrradpedale, um die Lampe zum Leuchten zu bringen, ist der Versuch das rote 30-Kilo-Gewicht an einem Henkel in die Höhe zu heben. Dieses und leichtere Gewichte befinden sich knapp nach dem Beginn der Sonderausstellung – hinter einer großen Kugel, die in alle Richtungen 3 Meter groß ist. So groß ist die Menge des von uns Menschen im Durchschnitt Tag für Tag produzierten Treibhausgases CO2. Und verdichtet wiegt dieses 30 Kilo – wo wir wieder beim zu hebenden Gewicht sind. Um die Klimaerwärmung zu stoppen, sollten wir nur ein Zehntel, also 3 Kilo täglich verbrauchen. Und dieses hellblaue Gewicht lässt sich ziemlich leicht heben.
Info + Spiele
Informative Tafeln – einige auch mit der Möglichkeit, Dinge hin und her zu schieben oder quizmäßig zuzuordnen -, sowie Vitrinen mit ausgestopften Tieren oder mit Tierteilen bieten einen Überblick darüber, dass diese Gegend auch einmal Meer war, aber auch, welche Tierarten unter der Klimaerwärmung leiden und welche zu Gewinnern zählen. Während es dem Schneehasen sozusagen an den Kragen geht und auch Murmeltiere bedroht sind, verbreitet sich etwa die Gottesanbeterin (eine Fangschrecke) aus dem wärmeren Süden kommend auch in unseren Breiten.
CO2-Labor
Interaktives Herzstück der Ausstellung, die auf unterschiedliche Art Wissen über den Klimawandel vermittelt, ist das sogenannte „CO2-Labor“. In diesem steht auch das eingangs beschriebene Stand-Fahrrad, dessen Gestaltung unten an ein Wasserrad und oben eine Art Windturbine erinnert. Bei einer anderen Station geht’s ums Einkaufen. Stilisierte Milchpackerln und andere Getränke- und Lebensmittelverpackungen zeigen das. Und du kannst auf einem in den Tisch eingebauten Touch-Screen Einkaufen spielen. Dafür hast du aber kein Geld, sondern ein CO2-Limit von 10 Kilo zur Verfügung. Welche Ware auch immer du antippst, es wird die Menge an Treibhausgas angezeigt.
Müll-Trenn-Spiel
Daneben geht’s spielerisch um Müll, dessen Vermeidung wird mit symbolischen Dingen angezeigt. So hängen beispielsweise oben viele Kunststoff-Getränkeflaschen und unten steht ein Glaskrug als Alternative für zu Hause. Dutzende Plastikbecher lassen sich durch eine Dauer-Trinkflasche ersetzen usw. Da trotzdem Mist anfällt, lädt dich wieder ein Touchscreen zu einem Müll-Trennspiel ein – was kommt wohin?!
In-house-Demo
Bei anderen Stationen werden die Themen Reisen, Bauen/Wohnen sowie Ver(sch)wenden behandelt. Im letzten Abschnitt der Ausstellung – nach dem CO2-Labor gibt’s kleine Einblicke in künftiges – klimaneutrales - Bauen und Wohnen mit Häusern ohne Rauchfänge, weil sie wärmegedämmt sind usw. Am letzten Drücker hängt das große Foto einer Fridays-For-Future-Demo. Aus einem Kübel kannst du dir – wenn du willst – das eine oder andere – von Jugendlichen gemalte Plakat schnappen, dich vor das Demonstrationsfoto stellen und ein Selfie machen.
Mein Vorsatz
Noch auffälliger ist das Schild „Mein Vorsatz“. Die Ausstellung „Klima & ich“ will die Besucherinnen und Besucher animieren, sich zu überlegen, was sie selbst – im wirklichen Leben – beitragen können, um den Klimawandel zu stoppen. Tori und Joshua fanden die Ausstellung cool, er meinte „ich will jetzt echte mehr auf die Umwelt achten“ und sie fasste den Vorsatz „mehr Obst und weniger Fleisch zu essen“.
Gedanken dahinter
Und das freute die beiden Kurator_innen, die die Reporterkinder und den alten Reporter sowie den Kameramann durch die Ausstellung führten. Theres Christine Brandl von der Abteilung Umwelt und Energiewirtschaft der Landesregierung: „Wir wollten mit unserer Ausstellung die Besucherinnen und Besucher motivieren, ihnen Mut machen, dass sie auch selber was bewirken können. Ungefähr ein Drittel kann jede und jeder Einzelnen mithelfen, die Klimaerwärmung zu stoppen. Wir wollten aber keinesfalls Ängste schüren, sondern die Kinder und Jugendlichen sollen Spaß und Freude haben, wir wollen anregen, Sachen wieder zu verwenden statt wegzuschmeißen…“
Ihr Kollege Tino Blondiau von der Energie- und Umweltagentur, eine Anlaufstelle für Gemeinden und Bürger_innen für diese Fragen, ergänzt noch, dass „wir auch bei der Gestaltung der Ausstellung auf Nachhaltigkeit geachtet haben. So verwenden wir vor allem Holz und Karton – und die Teile sind so gebaut, dass sie auch leicht wieder für andere Ausstellungen verwendet werden können. Davor aber soll die Ausstellung – ganz oder auch nur in Teilen als Wanderausstellung durch Gemeinden in Niederösterreich touren.“
„Klima & ich“
1. Juli 2020 bis 7. März 2021
Haus für Natur im Museum Niederösterreich
3100 St. Pölten, Kulturbezirk 5
Telefon: (02742) 90 80 90
Hier unten der schauTV-Beitrag
mit den Kinderreporter_innen Tory und Joshua
gedreht von Wolfgang Semlitsch
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