Schreiben ist für sie wie Drachen steigen lassen
„Schreiben ist wie im böigen Wind einen Drachen fliegen zu lassen" - so nannte Anna Rotter, 15 aus dem Wiener Gymnasium Stubenbastei, ihren Text „Tanzende Drachen im Wind“ im Untertitel.
Im Interview mit dem Kinder-KURIER erzählt sie, dass in diesem Jahr zum ersten Mal seit einigen Jahren wieder Drachensteigen war. Am Abend danach kam ihr die Idee zu diesem Text fürs Finale des Wettbewerbs „Texte.Peis für junge Literatur“.
Erste Geschichte über Zebras
„Normalerweise schreibe ich Texte wie aus einem Guss, einfach so drauflos. Hier war’s anders, ich hatte zuerst ein Fragment, diese Idee Schreiben mit Drachen-steigen zu vergleichen. Dann hab ich den Text zwei Wochen liegen gelassen und begonnen diesen Text mehrmals zu be- und überarbeiten.“
Über die Anfänge, wie sie zum Schreiben kam, berichtet Anna Rotter im Telefoninterview: „Ich schreibe seit der Volksschule, seither liebe ich Papier und Stifte. Zuerst habe ich Listen geschrieben und dann Geschichten. Ab der dritten Klasse Volksschule wollte ich Schriftstellerin werden.“
Sie kann sich sogar noch ziemlich genau an die allererste Geschichte erinnern. Es war eine Fantasiegeschichte über ein Zebra und eine Zebraherde auf Amerikareise, die ihre Verwandten besuchen wollen. Es war ein Aufsatz für die Schule, „der hatte ein bisschen Überlänge und zu Hause habe ich weiter geschrieben so ungefähr 30 Seiten. Aber ich habe damals nie Geschichten fertig geschrieben. Ich habe immer begonnen, drauflos zu schreiben und hab’s dann liegen gelassen.“
5 vor 12
Das war beim diesjährigen Finaltext des Bewerbs anders. „Zum ersten Mal hab ich lange daran gearbeitet, angefangen ein Gefühl für den Text zu entwickeln, zu spüren, wann er fertig ist, hab mich über mehrere Tage hinweg mit mir nahestehenden lieben Menschen ausgetauscht.“
Am Abend nach dem Drachensteigen war ihr der Vergleich in den Sinn gekommen - das war ungefähr zwei Wochen vor Einsendeschluss. Drei Tage davor hat Anna Rotter dann begonnen, am Text zu feilen, vieles wegzulassen, an Formulierungen getüftelt, mit anderen darüber geredet. „Abgeschickt habe ich ihn dann so ungefähr fünf Minuten vor 12 Uhr vor dem Einsendeschluss. Das war übrigens auch so beim Vorrunden-Text.
Da, so vertraut sie dem Kinder-KURIER an, hatte sie ewig vor sich hergeschoben, einen Text einzusenden. „Als ich dann am 7. Oktober Tagebuch geschrieben habe, ist mir eingefallen, „hoppla, heute ist doch Abgabeschluss.“ Das sei rund eineinhalb Stunden vor Abgabeschluss gewesen „und ich habe mir zuerst gedacht, na gut gehst du schlafen, schickst halt nichts ein. Und dann kam‘s mir eineinhalb Stunden sind eineinhalb Stunden. Wie aus einem Guss habe ich den Vorrunden-Text geschrieben und ebenfalls fünf vor 12 Uhr abgeschickt.“
Mit 6 Jahren Kontrabass begonnen
Dass es beim Final-Text anders war, „hat doch Spaß gemacht - dieses Gefühl schon langsam oder schrittweise für den Text zu entwickeln, liebe Leute um mich herum, die mir Feedback gegeben haben. Einmal hat ihn mir sogar wer anderer vorgelesen, damit ich höre, wie es klingt, wenn ich ihn nicht selber vortrage“.
Neben Schreiben macht die 15-Jährige noch Musik. „Ich spiele Klavier und Kontrabass, ich komme aus einer musikalischen Familie. Kontrabass habe ich sogar schon mit sechs Jahren begonnen.“ In dem Zusammenhang klärt sie den Reporter auf, dass es „sogar 1/8 und 1/16- Kontrabässe, also ganz kleine derartige Instrumente gibt. „Lange habe ich bei meinem Papa gelernt, was einfacher ist, weil der Kontrabass nicht herum geschleppt werden musste. Andererseits ist es auch kompliziert, wenn ein Elternteil auch Lehrer oder Lehrerin ist. Jetzt hab ich einen anderen Kontrabass-Lehrer.“
In der Schule mag sie fast alle Fächer, sie besucht den sprachlichen Zweig – „das liegt mir noch mehr, aber es liegt eigentlich immer an den Lehrerinnen und Lehrern, ob man ein Fach mag“.
Tanz und Fotografie
Mit Home-Schooling komme sie ganz gut zurecht, „wenn ich regelmäßig rausgehe und Bewegung mache. Die Lockdwon-Zeit, insbesondere die erste im Frühjahr „war auch ganz gut fürs Schreiben. Da hatte ich viel mehr Zeit für Texte“.
Außerdem tanzt die junge Literatin gern – Zeitgenössischen Tanz in einem Studio (so möglich!) – was sie auch in den Text „Tanzende Drachen im Wind“ fast als Therapievorschlag verpackt: „Tanz befreit den Körper … Wenn wir miteinander tanzen wollen, müssen wir uns zuerst aufeinander abstimmen, um in einen gemeinsamen Rhythmus zu kommen. Um einander zu spüren und zu verstehen, müssen wir uns zuerst wahrnehmen …“
Und kürzlich hat sie ein weiteres kreatives Hobby für sich entdeckt: Fotografie – mit der alten Digitalkamera ihrer Mutter, die sie reaktivierte.
Zum ganzen Text von Anna Rotter geht es hier
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