Endlich wieder Kabarett – als KUNST-Gebung am Schwechater Hauptplatz
Samstag am frühen Nachmittag zauberte nicht nur der Sonnenschein unter fast strahlend blauem Himmel rund drei Dutzend Menschen am hauptplatz von Schwechat Lächeln in die Gesichter. Manche waren stehen geblieben, die meisten aber extra hergekommen. Der gar nicht allzu große PKW-Anhänger wurde zur Bühne. Der bekannte Kabarettist Pepi Hopf mit seinem urigen Schmäh „erklimmte“ diese Bühne. Vom ersten Satz an, in dem er sagte, jetzt zum ersten Mal seit Oktober nicht in der Jogging-Hose zwischen seinen drei Teeanger-Kindern und deren Home-Schooling unterwegs zu sein, sorgte er für Lacher. Die eine oder andere Erzählung aus diesem Alltag mag vielleicht überspitzt gewesen sein, aber das Publikum erkannt darin so manche Begebenheit aus eigener Erfahrung.
Kunst-Gebungen bis Theater wieder öffnen dürfen
Die „KUNST-Gebung“, der hier alle zwei Wochen eine weitere folgen wird, solange Theater noch immer nicht öffnen dürfen, will einerseits Kunst und Kultur selbst unter Corona-Bedingungen stattfinden lassen. Und andererseits darauf hinweisen, dass Kunst und Kultur systemrelevant sind. Zwei Wochen zuvor war die Kunst in einem Sarg zunächst zu Grabe getragen worden, um am Ende wieder aufzuerstehen.
Für Geist und Gefühle
Als Verkörperung der Kunst stieg damals die künstlerische Leiterin des Theater Forum Schwechat, Manuela Seidl, aus dem Sarg. Und so sprach sie in deren Namen auch vor Pepi Hopfs Auftritt, warum sie – die Kunst – so wichtig sei: „Ich bringe euch zum Denken und eure Emotionen zum Klingen! Ich spreche viele verschiedene Emotionen an, kann aber auch einfach witzig sein! Das wohl Beeindruckendste an mir ist, dass ich positive und negative Gefühle gleichzeitig auslösen kann. Dadurch fühlen sich Menschen von mir bewegt, oft sogar so stark, dass sie Gänsehaut bekommen und gleichzeitig zu Tränen gerührt sind!“
Das Publikum, allesamt alles andere als Corona-Leugner_innen, trug FFP-Masken und hielt – so nicht im gemeinsamen Haushalt – locker die 2-Meter Abstand ein. Mehr noch als Corona gingen, so Pepi Hopf, die Corona-Leugner auf die Nerven, meinte er zwischendurch von der Bühne. Nicht zuletzt auch deswegen, weil künstlerische Programme auch auf Intelligenz der Zuschauer_innen setzen. Sein Auftritt, in den er einen Stegreif-Blues einbaute, den er spontan aus sieben zugerufenen Wörtern (Wind, kurz, Schwammerl, Nestroy, Kunst, Forum, Freiheit) zu einem ebenfalls aus dem Publikum beigesteuerten Thema (Urlaub) textete, begeisterte so, dass zwar durch die Masken gedämpft, aber gut hörbare Rufe nach Zugabe laut wurden.
Glückliche Gesichter
Manche meinten, sein Auftritt hätte sich mehr Publikum verdient. Die Theaterdirektorin brachte als Gegenargument: „Mir hat es schon gut getan, von dieser kleinen Bühne aus die glücklichen Gesichter des Publikums zu sehen!“
Eine dieser Gesichter gehört Doris Maschler. „EEEEndlich wieder ein bisschen Kultur, endlich wieder Theater. Das tut so gut. Seit drei Jahren ist sie Premieren-Abonnentin im Theater Forum, verrät sie dem Kinder-KURIER. Schon ihr ganzes Leben ist sie mit ihrem Mann ins Theater, in Konzerte, in Musicals, Opern und Operetten gegangen, zuerst in Wien, jetzt seit sie in Schwechat lebt ist sie Stammgästin im Theater Forum. Natürlich habe sie sich in den Lockdown-Zeiten auch das eine oder andere Stück als Stream angeschaut. „Aber das ist einfach nicht dasselbe. Theater lebt einfach von der gemeinsamen Stimmung. Deswegen hat das – auch wenn’s nur so kurz war – heute der Seele so guuuut getan!“
Dialog der Kreativität
Der Begriff „Kunst-Gebung“ für Kundgebungen für die Freiheit von Kunst und Kultur, ist in der Vorwoche bei dem von Gernot Kranner, einem vor allem Musical-Künstler, immer wieder auch für und mit Kindern, initiierten „Dialog der Kreativität entstanden. Diese Initiative, die sich jeden Dienstag um 21 Uhr via Zoom trifft, bereitet für den 27. März, den Tag der geplanten Öffnung der Schanigärten - und Welttag des Theaters – in Wien ein größere Kunst-Gebung vor.
„Ohne Kunst und Kultur wird es still, mit Kunst und Kultur wird es aber endlich wieder bunt, lebendig und kritisch“ sagte als Art Grab- und doch mittlerweile wieder Festredner, der kaufmännische Leiter des Theater Forum Schwechat, Daniel Truttmann. Zu Beginn und am Ende seiner Rede nahm er das immer wieder falsch verstandene und teilweise auch dazu gewordene Social Distancing aufs Korn. Physischer, körperlicher Abstand ja, aber nicht soziale Distanz, „sondern Zusammenhalt mit Verantwortung füreinander!“
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