Dass zwei topfitte Sportler am Werk sind, merkt man sofort: Trixi Schuba und Toni Innauer reden nicht nur über Bewegung – beim Symposium „Rotary meets Health“ zeigen sie auch gleich eine Übung vor: Den „Schwan“, einer der von Skisprung-Olympiasieger Innauer, 61, entwickelten „Zwölf Tiroler“.
„Ich war vor kurzem zwei Tage in einem Hotel, in der Früh 15 bis 20 Minuten lang dieses Programm zu absolvieren tut mir unwahrscheinlich gut“ erzählt „Mister Skisprung“.
Während sich andere zur Bewegung überwinden müssen, „muss ich mich überwinden, lange im Büro zu bleiben, weil ich so gerne rausgehen will. Egal, ob zum Fliegenfischen, Golf- oder Tennisspielen, Skitourengehen oder Langlaufen – was halt so alles einen Bewegungsmenschen lockt“. In dieser Vielfalt liege auch der Schlüssel für seine Freude an der Bewegung.
Und Innauer ist sogar während des Gartengießens noch zusätzlich aktiv: "Ich mache Gartenarbeit grundsätzlich gerne, aber sie ist doch ein wenig fad und langweilig. Da mache ich währenddessen zum Beispiel Kniebeugen oder auch andere Übungen."
Allerdings merke er, wie diese als etwas Selbstverständliches in unserer Gesellschaft verloren gehe: „Und damit verlieren wir auch den Zugang zur Natur. Wir müssen Bewegung als Kulturgut neu erfinden und ihre Bedeutung an den Schulen vermitteln.“
Manchmal muss sich Toni Innauer rechtfertigen: „Die Kollegen im Büro glauben, der Innauer arbeitet nichts, weil sie mich nicht im Lift treffen. Dann sage ich ihnen: ,Ihr müsst nur über die Stiegen gehen, dann merkt ihr, ich bin noch am Leben und bin im Büro, aber ich gehe zu Fuß.‘“
Der Effekt sei nicht zu vernachlässigen: „Ich gehe sechs Stockwerke jeden Tag. Geht man alles zu Fuß, was man mit dem Lift fährt, macht das über das Jahr mindestens ein Kilo Gewicht weniger aus.“
Konzert der Natur
„Für mich ist es ein Genuss, mit meinem Hund Bewegung in der Natur zu machen“, sagt Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Trixi Schuba, 68. „Wobei ich nicht mit Ohrstöpseln herumlaufe, sondern mich am Konzert der Natur erfreue.“ Und: „Ich bin vor mehr als vier Jahren in Pension gegangen, aber ich bin nicht im Pensionsstress: Ich teile mir die Zeit ein, damit ich alles in Ruhe erledigen kann und nicht von einem Termin zum nächsten hetzen muss.“
Die Film- und Theaterschauspielerin Fanny Altenburger, 19, sieht den Bewegungsmangel in den Schulen kritisch: „Ich habe vergangenes Jahr maturiert und weiß noch sehr gut, wie viel man in der Schule sitzt.“ Es sei erschreckend gewesen, wie sehr sie ihren Körper und ein Gefühl für Bewegung danach erst wieder kennenlernen musste – „in der Schule verlernt man das“. Problematisch sieht sie auch, dass die seelische Gesundheit in der Schule oft außer Acht gelassen werde.
Genetiker Markus Hengstschläger geht beim Rotary-Symposium auf die Frage ein: Was ist bei der Entwicklung von Begabungen entscheidend? „Die Gene spielen vielleicht eine gewisse Rolle, aber die Umwelt eine enorme.“
Und er betont: „Kinder sind bei der Frage ihrer Talente, ihrer Begabungen und ihrer Leistungen niemals auf ihre Gene reduzierbar. Gene sind maximal Bleistift und Papier, aber die Geschichte schreiben jedes Kind und jeder Mensch selbst. Wir müssen natürlich dafür sorgen, dass jedes Kind auch die optimalen Voraussetzungen dafür bekommt und die gleichen Chancen auf Bildung und Ausbildung hat.“
Ein Mensch, der ein Leben lang andere Menschen pflegt, „ist ein mindestens so großes Talent wie ein Fußballspieler“, unterstreicht Hengstschläger. Deshalb sei jeder Mensch Elite, „nur jeder ist es woanders: Jeder Mensch kann etwas Besonderes, ob das nun in sozialen Kompetenzen ist, in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Kunst, Sport, Handwerk, Pflege, wo auch immer. Es ist für jeden etwas dabei.“
Wie wichtig die Förderung von Kindern ist, zeigt auch Bestsellerautor Andreas Salcher auf: Bereits im Alter von drei Jahren liegen die motorischen Fähigkeiten von Kindern aus bildungsfernen Familien deutlich zurück. Und zum Thema Bewegungsförderung: „Es ist eine nationale Schande, dass wir nicht einmal die tägliche Bewegungseinheit in der Schule zustande bringen.“
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