Drogenkonsum: Warum die Risiken für Jugendliche besonders hoch sind

Drogenkonsum: Warum die Risiken für Jugendliche besonders hoch sind
Suchtforscherin Gabriele Fischer fordert mehr Prävention und warnt vor den Folgen von Substanzmissbrauch bei Minderjährigen.

"Österreich ist sehr gut in der medizinischen Behandlung, wenn man körperlich krank ist. Aber bei psychiatrischen Erkrankungen – und da gehören auch die Suchterkrankungen dazu – sieht es nicht so gut aus." Das sagt Gabriele Fischer – die Leiterin der Suchtforschung und -therapie von AKH / MedUni Wien – im Vorfeld des Symposiums „Rotary meets Health“ am 9.11. in Wien. Sie ist eine der Referentinnen. „Die psychische Gesundheit kommt viel zu kurz – es gibt viel zu wenig Psychiater und noch viel weniger Kinder- und Jugendpsychiater.“

Drogenkonsum: Warum die Risiken für Jugendliche besonders hoch sind

Suchtforscherin Gabriele Fischer im Interview für die KURIER-News von SchauTV.

Laut dem jüngsten Europäischen Drogenbericht steigt etwa der Cannabiskonsum von jüngeren Menschen deutlich an. "Es ist ein internationaler Trend, dass wir eine Zunahme des Cannabiskonsums und auch einen früheren Konsumbeginn sehen", so Fischer.

„Gleichzeitig sind wir damit konfrontiert, dass die Blüten einen höheren Gehalt der psychoaktiven Substanz THC enthalten. Auch bei anderen illegalen Substanzen – etwa neuen synthetischen Drogen (Opioiden) oder auch Kokain – sind europaweit junge Erwachsene die größte Konsumentengruppe.

Egal, um welches Suchtmittel es sich handle, ein Konsum bei Minderjährigen sei immer besonders bedenklich: „Ihr Gehirn ist noch nicht fertig entwickelt, dadurch ist der Schaden deutlich höher, das Risiko des Konsums größer.“

Problematisch sei es, wenn Jugendliche früh z. B. mit einem regelmäßigen Cannabiskonsum beginnen und dann hängen bleiben: "Das sind oft die, die psychische Probleme – etwa Angststörungen oder Depressionen – haben. Sie beginnen früh zu rauchen und rauchen viel.“

Früherkennung

Hier sollten Schulärzte und Pädagogen mehr auf psychiatrische Auffälligkeiten achten: "Damit könnte man frühzeitig etliche negative Entwicklungen abfangen.“

Oder ein anderes Beispiel: „Werden Jugendliche mit einer Überdosis Alkohol ins Spital gebracht, kommen sie nach der Entgiftung ohne weitere Schritte wieder nachhause. Dabei könnte man so einen Aufenthalt nützen, um abklären zu lassen, ob nicht eine psychische Beeinträchtigung dahinter steckt." Aber niemand wisse dann, wo man sie dazu hinschicken könnte.

"Dafür fehlen die Ressourcen und Präventionsangebote, etwa niedergelassene Jugendpsychiater mit Kassenvertrag. Weil wir zu wenig auf die Psyche achten, achten wir auch zu wenig auf den Missbrauch verschiedener Substanzen."

Die Folgen können für Betroffene aber dramatisch sein: „Es kommt durch Substanzmissbrauch nicht nur zur Gehirnschädigung, die Betroffenen fliegen oft aus der Schule, aus dem Beruf.“

Es sei unverständlich, dass eine Gesellschaft eine derart schlechte Versorgung von Menschen mit psychischen Problemen zulasse: „Neben Herzkreislaufkrankheiten sind Angst und Depressionen der häufigste Grund für Frühpensionierungen.“

Generell gebe es in Österreich immer noch den Trend, auch legale Substanzen wie Alkohol und Nikotin zu verharmlosen: „Das hängt auch damit zusammen, dass es keinen nationalen Suchtplan gibt mit fundierten wissenschaftlichen Daten, wie hoch das Suchtproblem bei unterschiedlichen Substanzen ist.“

Warum eigentlich, Gabriele Fischer

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